Europas Spielhallen wieder im Lockdown

Aufgrund ansteigender Covid-19-Infektionen kommt es in Frankreich, Deutschland und Italien erneut zum Lockdown – etliche Casinos, Spielhallen und Wettbüros, die gerade erst den Weg in die wirtschaftliche Erholung eingeschlagen hatten, müssen nun wieder schließen. Industrieverbände kritisieren die Maßnahmen als ungerechtfertigt. Mit welchen Entwicklungen ist zu rechnen?

Die unbesetzten Spielautomaten einer Spielhalle.

In Deutschland wurden Spielhallen nicht ausdrücklich benannt, sie gehören zu den Freizeiteinrichtungen. ©Bru-nO/Pixabay

Tausende PMU- und FDJ-Filialen betroffen

Die Länder Frankreich, Deutschland und Italien machen wegen hohen Corona-Fallzahlen wieder dicht, womit die erneute Schließung von Casinos, Spielhallen und Wettbüros einhergeht. Frankreichs Schließungen beginnen heute (30. Oktober) und dauern bis zum 01. Dezember. Eine Verlängerung droht, sofern die Anzahl der Infektionen nicht zurückgeht. Betroffen sind unter anderem 202 lizenzierte Casinos und das gesamte Netzwerk der Einzelhandelswettbüros von Pari-Mutuel Urbain (PMU).

Den Bürgern wurde befohlen, den Kontakt und die Reisen durch das Land auf ein Minimum zu beschränken, wenn möglich, soll von zu Hause gearbeitet werden. Nur systemrelevante Geschäfte dürfen geöffnet bleiben, dasselbe gilt für Schulen, Unis und Kindergärten. Zuletzt meldete das Land 36.437 positive Covid-19-Fälle und 244 damit zusammenhängende Todesfälle (Stand: 28. Oktober), Der erste Lockdown lief vom 16. März bis zum 11. Mai.

Ein weiterer Anbieter, der mit rund 40.000 Verkaufsstellen von dem Lockdown massiv betroffen ist, ist das Unternehmen FDJ, der im November 2019 als Volksaktie an der Börse eingestiegen war. Das Unternehmen verzeichnete eine Erholung im Q3, wegen der Lockerungen und der Wiederaufnahme des Spitzensports stiegen die Umsätze um 6,1 Prozent auf 4,4 Mrd. Euro. Zuletzt verkündete das Unternehmen weitere Wachstumsprognosen, sofern es zu keinen erneuten Beschränkungen kommt. Ein Rettungsanker könnte das Online Glücksspiel darstellen, hier wurde zuletzt ein Wachstum von satten 43,8 Prozent verzeichnet.

Deutsche Spielhallen ebenfalls dicht

Auch in Deutschland müssen die im Mai unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wiedergeöffneten Spielhallen erneut schließen, wobei die Regierung die Etablissements nicht ausdrücklich benannte. Die Rede war lediglich von Freizeiteinrichtungen, dazu zählen auch Theatersäle, Kinos und Sporthallen. Außerdem kommen Cafés, Bars, Clubs, Diskotheken und Kneipen dazu, während der Profisport weiterhin nur unter Ausschluss von Zuschauern stattfinden darf.

In Deutschland wird der Lockdown ab dem 02. November eingeleitet und geht bis mindestens zum Monatsende. Wie auch in Frankreich sind die Menschen dazu angehalten, ihre Kontakte auf das Nötigste zu reduzieren. Restaurants, Schulen und Kindergärten bleiben vorerst unter strengen Sicherheitsvorkehrungen geöffnet. Selbstständige und kulturelle Einrichtungen sollen finanzielle Unterstützung erhalten. In zwei Wochen sollen die Maßnahmen hinsichtlich ihres Erfolgs überprüft werden.

Der erste Corona-Lockdown fand in Deutschland von Mitte März bis zum 06. Mai statt. In den letzten Wochen hatte Deutschland, laut RKI (Robert-Koch-Institut), einen stetigen Anstieg positiver Covid-19-Fälle zu verzeichnen. Heute Morgen (Stand: 30. Oktober) wurden 18.681 Neuinfektionen gemeldet. Die Zahl der Todesfälle stieg, laut Bundesregierung, um 77 auf 10.349.

Die erneute Schließung der deutschen Spielhallen führt zu Kritik vonseiten der DAW (Deutsche Automatenwirtschaft). Vorstandssprecher Georg Stecker sprach von einem schweren Schlag für die gesamte Automatenbranche und für den Jugend- und Spielerschutz. Es wird befürchtet, dass die Kunden nun vermehrt bei illegalen Anbietern spielen, bereits beim ersten Lockdown habe sich ein derartiger Trend gezeigt. Laut Stecker seien die Schließungen zudem unnötig, da die Gesetze ohnehin Mindestabstände zwischen den Geräten fordern. Obendrein habe man inzwischen an umfassenden Infektionsschutzmaßnahmen gearbeitet.

Notstandsverordnung in Italien

In der Zwischenzeit unterzeichnete der italienische Premierminister Giuseppe Conte einen Notstandserlass, der das Land ebenfalls in einen zweiten Lockdown stürzt. Dieser geht mit Kontaktbeschränkungen und innerländlichen Reisebeschränkungen einher. Bars und Restaurants werden werktags und samstags um 18.00 Uhr sowie sonntags ganztägig schließen müssen, während alle nicht systemrelevanten Geschäfte mindestens bis zum 24. November dicht bleiben.

Italiens landbasierter Glücksspielsektor wird damit erneut durch Corona lahmgelegt, denn die Notverordnung umfasst auch die komplette Schließung von Casinos, Wettbüros, Bingo- und Spielhallen. Die erste Schließungsverordnung lief in Italien vom 10. März bis zum 04. Mai. Zuletzt verzeichnete Italien 24.991 Covid-19-Fälle und 205 damit zusammenhängende Todesfälle (Stand: 28. Oktober).

Da umfassende Schutzvorkehrungen erarbeitet werden mussten, begannen die Glücksspielbetreiber Italiens erst verspätet damit, ihre Spielstätten wiederzueröffnen. Auch wenn Italien kurzweilig auf eine Erholung des Glücksspiels blickte, konnte kaum von einem Aufschwung gesprochen werden. Grund waren, wie auch in anderen Ländern, die strengen Beschränkungen: Zu den Pflichtvorgaben gehörten unter anderem das Tragen von Atemschutzmasken sowohl für Angestellte als auch für Kunden. Darüber hinaus wurden Händedesinfektionen, Mindestabstände und Fiebermessungen unter den Besuchern vorgeschrieben.

Vorreiter der erneuten Casino- und Spielhallenschließungen ist im Übrigen Großbritannien, wo seit kurzem ein neues dreistufiges System eingeführt wurde, welches die Landstriche in mittlere, hohe und sehr hohe Risikozonen einteilt. Der britische Branchenverband BGC hatte die Maßnahmen als unnötig und unfair deklariert, dennoch sind etliche UK-Casinos wieder dicht, vor allem in Nordengland und Schottland kam es zu Schließungen.

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