FDJ als Volksaktie an der Börse

Der französische Glücksspielkonzern FDJ (Française des Jeux) ist als Volksaktie an der Börse eingestiegen. Der Börsengang sorgte für Euphorie unter den Anlegern. Nach einem monatelangen Prozess ist die Privatisierung des einst staatlichen Lotterieanbieters damit abgeschlossen. Hier ein Überblick zur Entwicklung.

Der Bogen des Eifelturms in Paris.

In Paris wurde FDJs Börsengang gefeiert, Finanzminister Le Maire sieht die Privatisierung als Chance. ©philriley427/Pixabay

Vorteile für Kleinanleger

Das Lotterieunternehmen FDJ wurde privatisiert und hat als Volksaktie den Börsengang vollzogen. Dort beweist das Unternehmen, dass man mit Lotto-Aktien Geld verdienen kann: Die FDJ-Aktien stießen am Donnerstag (21.11.) auf eine enorme Nachfrage. Der Kurs schoss infolge des Starts um mehr als 15 Prozent über den Ausgabepreis von 19,90 Euro. Trotz eines insgesamt eher schwachen Marktumfelds wurde die Aktie über kurze Etappen sogar mit rund 23 Euro gehandelt, was die Erwartungen der hiesigen Financiers übertraf.

Der französische Finanzminister Bruno Le Maire freute sich über die Euphorie unter den Anlegern. Demnach verdeutliche der Börsenstart, dass sich Frankreich nach der Finanzkrise 2008 „mit der Wirtschaft und den Märkten wieder ausgesöhnt“ habe. Des Weiteren erklärte der Politiker, dass sich unter den rund 500.000 Aktionären auch etliche Kleinanleger befinden.

Der Erfolg des Börsenganges ist in diesem Sinne einer besonderen Strategie zu verdanken, denn die Kleinanleger wurden beim Aktienverkauf bevorzugt und zudem mit einem niedrigeren Abschlag geködert. Dieser war für Kleinanleger zwei Prozent billiger als für institutionelle Investoren. Darüber hinaus erhielten Kleinanleger beim Kauf von zehn Aktien eine Gratisaktie dazu.

Staat profitiert

Der Staat ist der größte Profiteur des FDJ-Börsenstarts. Durch die Privatisierung kann der französische Fiskus laut Berichten von ARD mit zusätzlichen Einnahmen in Höhe von rund 2 Mrd. Euro rechnen. Laut Le Maire sollen hiervon 1,8 Mrd. Euro in einen Innovationsfonds fließen.

Infolge der Privatisierung ist der staatliche Anteil am Unternehmen von 72 Prozent auf 20 Prozent gesunken. „In Zeiten niedriger Sparzinsen ist das für die Franzosen eine Gelegenheit, ihre Investitionen zu diversifizieren“, kommentierte der französische Finanzminister.

FDJ sichere Investition

Fast 90 Jahre lang war FDJ der staatliche Lotto-, Rubbellos- und Sportwettmonopolist Frankreichs. Das Unternehmen genießt unter den Bürgern daher großes Vertrauen und gilt als ebenso sichere wie rentable Investition, die sich zum Beispiel mit etwaigen Versorgungsunternehmen vergleichen lässt. Der hohe Stellenwert des Anbieters spiegelt sich auch seinem umfassenden Vertriebsnetz wider.

FDJ verfügt über 40.000 Verkaufsstellen in ganz Frankreich und ist vor allem in Bars und Tabakshops omnipräsent. Allein im vergangenen Jahr verbuchte die Lotteriegesellschaft Umsätze von 15,8 Mrd. Euro. Der Gewinn lag bei satten 10,7 Mrd. Euro. 90 Prozent davon generierte FDJ dabei innerhalb seiner Monopolrechte. Auch der Staat profitiert von den florierenden Geschäften: Im Jahr 2018 lagen die Steuereinnahmen bei 3,3 Mrd. Euro.

Expansionen im Online Glücksspiel

Ein Abschwung der Einnahmen ist kaum zu erwarten, denn neben der Privatisierung baut FDJ seit Anfang des Jahres auch seine Online Aktivitäten aus. Um die Digitalisierung seiner Angebote zu beschleunigen, hatte FDJ im vergangenen Juli zuletzt einen 30 Mio. Euro Startup-Investmentfonds unter dem Registereintrag „V13 Invest“ ins Leben gerufen.

Der Fonds wurde im Rahmen einer von Geschäftsführerin Stéphane Pallez initiierten „Open Innovation“-Strategie etabliert. Ziel sei es, die „Transformation in ein digital gesteuertes Unternehmen“ voranzutreiben. FDJ wird sich daher in Kooperation mit dem Investmentfonds Serena vor allem auf Startups konzentrieren, die bereits an Lösungen arbeiten, welche die „Kundenerlebnisse und Zahlungsdienste, insbesondere im Bereich der FDJ-Verkaufsstellen, verbessern könnten“.

Zudem wird der Fonds auch in neue Unterhaltungsunternehmen investieren. In diesem Kontext hatte sich FDJ schon 2017 zum Beispiel an diversen E-Sport-Wettbewerben beteiligt. Für die digitale Transformation wurden im Hintergrund des neuen Fonds weitere 500 Mio. Euro für derartige Investitionen bereitgestellt.

Geht der Strategieplan auf?

Der 2015 präsentierte Strategieplan „FDJ 2020“ sieht vor, die Digitalisierung des Sortiments „Stück für Stück“ umzusetzen. Bislang wurden insgesamt 400 Mio. Euro in die Maßnahmen investiert, unter anderem wurde die Überarbeitung der hauseigenen Homepage FDJ.fr vorgenommen.

Seit 2018 wurde das digitale Wachstum des Unternehmens bereits maßgeblich durch die Einführung einer neuen Mobile-App unter dem Titel Mission Patrimoine gefördert. Schon jetzt generiert das digitale Geschäft hierdurch über 15 Prozent der Gesamtumsätze. Der Strategieplan sieht allerdings vor, dass ab 2020 mindestens 20 Prozent der Umsätze über den Onlinesektor eingefahren werden.

Laut Pallez sollen dabei eine Reihe von „Inkubatoren und Beschleunigern“ helfen. In den Startlöchern stehen Partnerschaften mit Paris&Co, Verband France Digitale und Techstars. Außerdem sollen digitale Think-Tanks involviert werden. Es scheint als würde dem Sprung ins digitale Zeitalter somit nichts mehr im Wege stehen. Ob der Strategieplan tatsächlich aufgeht, bleibt dennoch abzuwarten.

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