FDJ: 30 Mio. Euro Startup-Investmentfonds

Der französische Glücksspielkonzern La Française des Jeux (FDJ) hat einen 30 Mio. Euro schweren Fonds eingerichtet, der es ihm ermöglicht, sich an neuen Start-ups zu beteiligen, die seine Geschäftsprozesse verbessern könnten. Das Unternehmen befindet sich zurzeit in einem digitalen Umstrukturierungsprozess. Außerdem soll der staatliche Anbieter privatisiert werden. Hier ein Überblick zu den Entwicklungen.

Das französische Parlament in Paris.

Das französische Parlament in Paris, wo die FDJ-Privatisierung trotz Kritik beschlossen wurde. (©Wikipedia)

Startups im digitalen Bereich gesucht

Der französische Nationallotteriebetreiber FDJ hat einen Start-up-Investmentfonds unter dem Registereintrag „V13 Invest“ ins Leben gerufen, um die Digitalisierung seiner Angebote voranzutreiben. Der neue Fonds umfasst ein Volumen von 30 Mio. Euro und wird von dem technologieorientierten Investmentfonds Serena verwaltet. Serena wird sich im Zuge der Entwicklungen (Digitalisierung und Privatisierung) aktiv auf Minderheitsbeteiligungen an europäischen Startups konzentrieren, so das Kredo einer aktuellen Pressemitteilung.

V13 Invest wurde im Rahmen einer von Geschäftsführerin Stéphane Pallez initiierten „Open Innovation“-Strategie etabliert, um die „Transformation in ein digital gesteuertes Unternehmen“ zu beschleunigen. Der Investmentfonds Serena wird sich daher in Kooperation mit FDJ vor allem auf Startups konzentrieren, die bereits an Lösungen arbeiten, welche die Kundenerlebnisse und Zahlungsdienste, insbesondere im Bereich der FDJ-Verkaufsstellen, verbessern könnten. Zudem wird der Fonds auch in neue Unterhaltungsunternehmen investieren. In diesem Kontext hatte FDJ schon 2017 zum Beispiel in diverse E-Sport-Wettbewerbe investiert.

Digitalisierung erfolgt schrittweise

Um die digitale Transformation der FDJ weiter voranzutreiben wurden im Hintergrund des neuen Fonds weitere 500 Mio. Euro für etwaige Investitionen in digitale Umstrukturierungen bereitgestellt. Der 2015 präsentierte Strategieplan „FDJ 2020“ sieht vor, die Digitalisierung des Sortiments „Stück für Stück“ umzusetzen. Bislang wurden insgesamt schon 400 Mio. Euro in die Maßnahmen investiert. Eine Überarbeitung der hauseigenen Homepage FDJ.fr wird derzeitig vorgenommen. Außerdem wurden Investitionen in Innovationsfonds wie Partech Partners, Raise Investment, Level Up und Trust-E-Sport getätigt.

Im Jahr 2018 wurde das digitale Wachstum des Unternehmens bereits maßgeblich durch die Einführung einer neuen Mobile-App unter dem Titel „Mission Patrimoine“ gefördert. Spieler können über die Anwendungen auf sämtliche Draw- und Instant-Spiele der FDJ zugreifen. Die digitalen Instant-Game-Einsätze stiegen folglich um 3,2 Prozent und kletterten damit auf 7,7 Mrd. Euro.

Im vierten Quartal 2018 konnte der Anbieter somit bereits einen 15,8 Mrd. Euro-Umsatz durch Online-Verkäufe erzielen. Gemessen am Vorjahr markiert dies einen Anstieg der Einnahmen von satten 45,5 Prozent (2,4 Mrd. Euro). Schon jetzt generiert das digitale Geschäft damit über 15 Prozent der Gesamtumsätze. Der Strategieplan sieht allerdings vor, dass ab 2020 mindestens 20 Prozent der Umsätze über den Onlinesektor eingefahren werden.

Laut Pallez hat FDJ darüber hinaus eine Reihe von „Inkubatoren und Beschleunigern“ wie Paris&Co und Techstars sowie digitale Think-Tanks und den Verband France Digitale als Partner gewonnen. Dies hat unmittelbar zu einem weiteren Anstieg des digitalen Umsatzes geführt. Außerdem legten die Neukunden-Registrierungen gemessen am Vorjahr um ganze 12 Prozent zu, womit aktuell insgesamt 1,9 Millionen Online-Kunden gelistet werden.

Privatisierung geplant

Die Innovationen der FDJ im digitalen Sektor kommen nicht von ungefähr, denn seit Oktober letzten Jahres ist klar: Der fünftgrößte Nationallotteriebetreiber der Welt wird privatisiert. Die Pläne zur Privatisierung wurden vor allem durch Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire vorangetrieben und sehen einen Börsengang der FDJ vor. Die Forderung des Politikers basiert auf einer Gesetzesnovelle des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Von seinem Mehrheitsanteil (aktuell 72 Prozent) will der Staat lediglich noch 30 Prozent behalten, die übrigen Anteile sollen an einen börsennotierten privaten Glücksspielanbieter abgetreten werden.

Um die Veräußerung zu beschleunigen, hat Frankreichs APE (Agence des Participations de l’Etat), eine staatliche Agentur, die sich mit der Privatisierung von Staatsvermögen befasst, erst Anfang Juli ein Konsortium von acht Investmentbanken ausgewählt. Als Koordinatoren für den institutionellen Aktienverkauf werden künftig die Kreditinstitute BNP Paribas, Citi, Goldman Sachs und Société Générale fungieren. Zudem werden die Banken Crédit Agricole Corporate and Investment Bank, HBSC und Natixis als assoziierte Buchhalter eingesetzt.

Die Banken wurden infolge eines Ausschreibungsverfahrens der APE hinzugezogen und sind ab sofort für die Erstellung eines Maßnahmenkatalogs mit Blick auf den geplanten Börsengang verantwortlich. Der Katalog muss infolge der Ausarbeitung von der französischen Börsenaufsicht AMF (Autorité des marchés financiers) überprüft und genehmigt werden.

Dass die Privatisierung der FDJ erhebliche Auswirkungen auf den französischen Glücksspielsektor haben wird, steht außer Frage, denn das staatliche Glücksspielmonopol wird folglich außer Kraft gesetzt. Die Opposition kritisiert daher die Entscheidung und sieht vor allem lukrative Einnahmen zum Wohl der Allgemeinheit gefährdet. Zudem kritisiert Frankreichs ehemaliger Budget-Minister Christian Eckert den geplanten Verkauf und bezeichnet FDJ als eine der „rentabelsten Einnahmequellen Frankreichs“. Dennoch ist die Privatisierung wohl nicht mehr abzuwenden. Die weiteren Entwicklungen bleiben an dieser Stelle vorerst abzuwarten.

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