EA: Spielerschutz-Tool bei Fifa 21

Wegen seiner Lootboxen im beliebten Fußballspiel Fifa ist der US-amerikanische Spieleentwickler EA (Electronic Arts) in den letzten Monaten vermehrt in die Kritik geraten. Viele Eltern, Suchtforscher und Glücksspielbehörden sehen in den virtuellen Schatztruhen ein riskantes Glücksspielelement, weshalb sogar Klagen eingereicht wurden. Jetzt hat der Hersteller mit einem neuen Tool auf die Vorwürfe reagiert. Lässt sich damit optimaler Spielerschutz garantieren?

Ein Heranwachsender beim Videospiel.

Mit dem neuen Tool will EA ein Zeit- und Geldgefühl unter Kinder- und Jugendlichen stiften. ©Bokskapet/Pixabay

Eigenes Spielverhalten besser kontrollieren

Nur wenige Wochen nach der Androhung einer Millionenstrafe in den Niederlanden, hat der Spielehersteller EA (Kalifornien) auf die zunehmende Kritik gegen seine Lootboxen reagiert. Ein neues Spielerschutz-Tool soll in Fifa 21 für Abhilfe sorgen. Das Feature gibt Spielern die Möglichkeit, mehr Kontrolle über das eigene Spieleverhalten zu gewinnen. Gleichzeitig soll das Tool auch Eltern und Erziehungsbeauftragten mehr Transparenz bieten.

Der Name des Tools lautet Fifa-Spielzeit. Es gewährt Einblicke über die eigenen Spielgewohnheiten, zum Beispiel wie viel Zeit in das Spiel investiert wird oder wie viele Matches in einem bestimmten Modus gespielt werden. In einer Tabelle werden außerdem Infos darüber geliefert, wie viele Fifa-Points gekauft und wie viele Fifa Ultimate Team (FUT)-Lootboxen geöffnet werden.

Darüber hinaus lassen sich, ähnlich wie in modernen Online Casinos, persönliche Limits und Einsatzgrenzen festlegen. Diese sollen laut Hersteller dazu dienen, ein Zeit- und Geldgefühl unter den Spielern, insbesondere unter Kindern und Jugendlichen, zu erzeugen. Allerdings gibt eines keine Einschränkungen oder gar Strafen, sofern die eigenen Grenzen überschritten werden.

Bei Lootboxen handelt es sich um virtuelle Schatztruhen, die in Holland und Belgien bereits verboten sind. Sie finden sich nicht nur in Fifa, sondern auch in Games wie Mario Kart oder Star Wars. Lootboxen beinhalten besondere Spielgegenstände, zum Beispiel Waffen, Trikots oder Figuren. Da die Kisten zufallsbasiert und nur gegen kleinere Geldsummen, sogenannte Mikrotransaktionen erhältlich sind, sprechen Kritiker von einer riskanten Glückspielmechanik. Der Lootbox-basierte FUT-Modus bei Fifa war zuletzt immer wieder ins Kreuzfeuer geraten.

Spieler sollen sich sicherer fühlen

EA erklärte mit dem neuen Feature auf die aktuellen Untersuchungen reagieren zu wollen. Laut eigenen Studien würden die Spieler sich sicherer fühlen, wenn sie Zugang zu derartigen Informationen haben. Man wolle den Spielern daher die Möglichkeit bieten, sichtbaren Einfluss auf ihr Spielverhalten und die Zahlen zu nehmen. Fortan wolle man das Tool immer weiter ausbauen und aktualisieren.

Fifa-Spielzeit kann sowohl direkt über das eigentliche Spiel als auch die Begleiter- und Web-Apps angewendet werden. Es befindet sich im Feld Anpassungen im Hauptmenü und lässt sich über die Rubrik Online Einstellungen aktivieren. Folglich lässt sich das Feature unter den Einstellungen bei FUT oder Volta Football aufrufen, um die Limits festzulegen und die Tabelle einzusehen.

Ist das neue Tool ausreichend?

Wie Eltern, Kritiker, Suchtforscher und Behörden auf das neue Tool reagieren, bleibt abzuwarten. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass Verbote aufgehoben werden oder die kritischen Stimmen in Bezug auf die FUT-Lootboxen nachlassen. Denn es ist, wie zum Beispiel aus neuesten Lootbox-Initiativen in UK hervorgeht, letztendlich die grundlegende Spielmechanik, die als fragwürdig und riskant angesehen wird.

Diese ergibt sich erstens aus dem Zufallsprinzip und zweitens aus den Mikrotransaktionen. Zwei Juristen, die im Februar Klagen gegen EA in Frankreich eingereicht hatten, sprachen diesbezüglich sogar von einem integrierten Wettspiel. Ein Hersteller, der es geschafft hat, der Kritik zu entgehen, ist der Fortnite-Entwickler Epic Games, der 2019 gläserner Lootboxen einführte und damit das Zufallsprinzip außer Kraft setzte.

In der Lootbox-Forschung ist Großbritannien inzwischen führend: Nicht nur das DCMS startete Untersuchungen, sondern auch die Universitäten von Newcastle und Loughborough. Hiernach ergeben sich die Risiken vor allem aus der Ungewissheit und der Aufregung darüber, etwas Seltenes gegen Bezahlung zu gewinnen. Minderjährige würden einer Mechanik ausgesetzt, die Gefühle wie Enttäuschung und Bedauern hervorrufe, gleichsam würden sie zu weiteren Käufen animiert. Laut Dr. James Ash würden die Mechanismen von den Herstellern bewusst so gestaltet.

Milliardenumsätze durch Lootboxen

Für die Hersteller und Vertreiber von Lootbox-basierten Videospielen ist das Geschäft höchstlukrativ, was sich zum Beispiel an Apple zeigt. Das Unternehmen vermarktet die oftmals ab 4, 9 oder 12 Jahren freigegeben Spiele über seine In-App-Käufe und kassiert dafür jeweils 30 Prozent Provision. Ein Geschäftsmodell an dem der IPhone-Hersteller, laut Aussagen des IT-Portals Golem, 2017 rund eine Milliarde Dollar verdiente.

In den USA kam es daher bereits zu einer Sammelklage gegen Apple. Kritisiert wurde unter anderem, dass der Tech-Gigant seit 2017 von seinen Spieleanbieter fordert, bei den Lootboxen Gewinnchancen anzugeben. Dies gleiche, so die Kritik vieler Eltern, dem Prinzip einer Lotterie. Apple sei sich eindeutig bewusst, dass es sich bei den Schatztruhen um ein Glücksspielelement handelt.

Die Kläger fordern nun, dass Lootbox-Spiele in den USA als Glücksspiele eingestuft werden und damit auch im Glücksspielgesetz geregelt werden. Derartige Dekrete wurden in den Niederlanden und Belgien bereits umgesetzt. In Großbritannien, Frankreich und Deutschland wird zumindest über solche Maßnahmen diskutiert. Ob es zur Umsetzung kommt – oder ob Lootbox-Spiele in Zukunft entsprechenden Kennzeichnungen unterworfen werden, bleibt vorerst abzuwarten.

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