Bieterschlacht um William Hill

Der Londoner Traditionsbuchmacher William Hill expandiert zurzeit in den USA, erst Anfang des Monats wurde die langjährige Partnerschaft mit dem US-Casinokonzern Caesars Entertainment vertieft. Dieser hat dem Wettanbieter nun ein milliardenschweres Übernahmeangebot unterbreitet, doch auch der Investment-Giganten Apollo Global Management bekundet aktuell sein Interesse. Die beiden Riesen scheinen in eine Bieterschlacht zu ziehen. Mit welchen Entwicklungen ist zu rechnen?

Der legendäre Caesars Palace in Las Vegas.

Caesars hatte erst im Juli eine Megafusion mit Eldorado Resorts abgeschlossen. ©skeeze/Pixabay

Ikonisches Dreiecksgespann

Um die US-Sportwettgeschäfte auszuweiten, hatten William Hill und Caesars ihre Kooperation Anfang September vertieft. Schon zu diesem Zeitpunkt standen Gerüchte über ein Joint Venture oder eine Übernahme im Raum. Diese scheinen sich nun zu bewahrheiten. Der Casinoriese aus Las Vegas hat Hill ein 3,71 Mrd. US-Dollar schweres Übernahmeangebot unterbreitet, eine Due-Diligence-Prüfung sei bereits abgeschlossen.

Nun liegt die Zustimmung bei den William Hill-Aktionären. Laut eigenen Aussagen habe der Verwaltungsrat diesen empfohlen, das Angebot anzunehmen. Sollten die Shareholder zustimmen, würde die Fusion die üblichen kartellrechtlichen und behördlichen Genehmigungen erfordern, um Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden. Das Unternehmen Caesars, das erst im Juli mit dem Casinokonzern Eldorado fusionierte, erwartet alle Freigaben zeitnah zu erhalten.

Die Transaktion soll schon in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 abgeschlossen werden. Caesars-CEO Tom Reeg sprach von einer aufregenden Möglichkeit, die landgestützten Casinos, Sportwetten und Online Glücksspiele in den USA mit William Hill zu kombinieren. Die Sportwettexpertise von William Hill könne das derzeitige Angebot von Caesars auf einzigartige Weise ergänzen. Millionen Kunden auf dem schnell wachsenden US-Sportwettmarkt könnten besser bedient werden.

Die Marktstärke aus der Übernahme wäre enorm, laut Jared Shojaian, ein Analyst von Wolfe Research, könnte sie rund 7 Mrd. US-Dollar wert sein. William Hill hatte zudem schon 2018 einen Sportwett-Deal mit Eldorado, dem heutigen Caesars-Inhaber, abgewickelt. Aus der Fusion würde daher ein ikonisches Dreiecksgespann hervorgehen. Hill könnte seine landbasierten Aktivitäten auf 170 Standorte ausweiten, womit der Buchmacher zweifellos zu den einflussreichsten europäischen Anbietern auf dem US-Markt zählen würde.

Übernahmeangebot von Apollo

Caesars befindet sich im Rennen mit dem Investment-Giganten Apollo Global Management, einem US-amerikanisches Private-Equity-Unternehmen mit Sitz in Purchase, New York. Der Vorstand von William Hill bestätigte bis dato nur, dass ein schriftliches Übernahmeangebot vorliegt, über die Höhe ist jedoch nichts bekannt. Man befinde sich zurzeit in Gesprächen in Bezug auf etwaige Vertragsbedingungen.

In Übereinstimmung mit der Regel 2.6(a) des sogenannten City Code on Takeovers and Mergers des Vereinigten Königreichs sind Apollo und Caesars nun gleichermaßen verpflichtet, ihre feste Absicht zur Übernahme bis zum 23. Oktober bekanntzugeben. Die Frist kann unter der Zustimmung des zuständigen Gremiums für Übernahmen und Fusionen verlängert werden. William Hill erklärte zeitnah weitere Informationen bekanntzugeben.

Obwohl keine Details vorliegen machten sich die Übernahmeangebote bereits an der Börse bemerkbar. Der Aktienkurs von William Hill stieg um ganze 30 Prozent. Der Börsenwert des Betreibers lag folglich bei rund 3,5 Mrd. Euro. 2019 konnte William Hill Umsätze von 1,72 Mrd. Euro generieren. In den USA befindet sich das Unternehmen seit 2018 auf Expansionskurs.

Es stellt sich die Frage, auf welches Angebot Hill eingehen wird. An dieser Stelle liegt Caesars eindeutig vorne, denn eine langjährige Kooperation besteht bereits. Zudem hält Caesars seit Anfang September 20 Prozent der Aktien an Hills US-Geschäft. Sollte Caesars mit seinem Angebot Erfolg haben, stünde für beide Seiten eine Ausweitung der Online Sportwetten im Fokus. Caesars erklärte, dass das kombinierte Unternehmen über ein Weltklasse-Portfolio verfüge, einschließlich der Möglichkeit, exklusiver Partner der National Football League (NFL) zu sein.

Hohe mediale Reichweite

Die Kombination, so Caesars, wird auch eine stärkere Ausrichtung auf Medienunternehmen ermöglichen. Caesars unterhält bereits eine mehrjährige Sportwettpartnerschaft mit ESPN, während William Hill eine Partnerschaft mit CBS unterhält. Weitere Kooperationen seien in Planung. Man erhalte damit alle verbundenen Vergünstigungen, die Partnerschaften mit Medienunternehmen mit sich bringen, im Klartext ginge es um Namensnennung, Werbung und Sponsoring.

Caesars unterhält in diesem Kontext bereits ein eigenes ESPN-TV-Studio, das im LINQ Hotel & Casino am Las Vegas Strip betrieben wird. Die Einrichtung gilt als Dreh- und Angelpunkt für Sportwett-bezogene Inhalte und dient der Entwicklung verschiedener neuer Informationsshows. Außerdem lässt sich Caesars auf den digitalen Plattformen des Fernsehsenders, ESPN.com und die mobile ESPN-App, vermarkten.

Hill auf Expansionskurs

Das Interesse der beiden Unternehmen an einer William Hill-Übernahme kommt nicht von ungefähr, denn der Londoner Buchmacher zählt mittlerweile zu den einflussreichsten europäischen Wettanbietern am milliardenschweren US-Markt. Erst Ende August hatte Hill einen Aufkauf von CG Technology bestätigt. Vor wenigen Tagen eröffnete Hill außerdem ein Sportbuch im frischlegalisierten Bundesstaat Illinois.

Seit zwei Monaten verfügt Hill obendrein über ein eigenes Wettbüro in der Capital One Arena von Washington D.C. – hier setzte der Buchmacher allein im ersten Monat rund 9,1 Mio. US-Dollar um. Des Weiteren engagiert sich Hill im größten US-amerikanischen Glücksspielverband AGA (American Gaming Authority). Zuletzt war Hill maßgeblich an der Einführung eines neuen Verbraucherschutzkodex beteiligt. Es bleibt abzuwarten, auf welches Angebot der Betreiber eingehen wird.

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