UKGC vs. LeoVegas: 600.000 Pfund Strafe

Die UK Gambling Commission (UKGC) hat den schwedischen Online Casino-Betreiber LeoVegas mit einer Strafe von umgerechnet rund 700.500 € sanktioniert. Der Grund sind Verletzungen des Spielerschutzes im Kontext rechtswidriger Werbung. Außerdem wurden etliche selbst gesperrte Kunden nicht ausgezahlt.

Die britische Flagge in Kombination mit dem Logo der britischen Glücksspielkommission.

Für die britische Glücksspielkommission ist LeoVegas schon der dritte Sanktionierungsfall dieses Jahr. (Bildquelle)

Nach Camelot, Ladbrokes, William Hill, 888 Holdings und Sky Bet nun auch LeoVegas: Dem Online Casino sind im Vorfeld der Sanktionierung Versäumnisse erhöhten Ausmaßes in puncto Spielerschutz zur Last gelegt worden. Besonders in Bezug auf das Selbstausschluss-System des Mobile-Gaming-Unternehmens offenbarten sich gravierende Missstände.

Demzufolge hat das auf Malta ansässige Online Casino im Zeitraum von April 2017 bis Januar 2018, insgesamt 41 irreführende Werbeanzeigen publiziert und das Material obendrauf an 1894 Kunden versendet, die bereits unter Selbstausschluss standen.

Im Rahmen dieser vermeintlichen ‘Marketingaktion‘ haben zudem 418 Problemspieler ihre Spielzugänge ohne weitere Sicherheitseinschränkungen zurückerlangt – rechtlich wäre der Betreiber allerdings mindestens zu Vorabgesprächen verpflichtet gewesen und hätte eine 24stündige Bedenkzeit einpflegen müssen. Stattdessen nahm LeoVegas über zwei Monate hinweg Wetten im Wert von insgesamt 200.000 Pfund von den Zockern entgegen, wie die britische Zeitung The Guardian berichtet. Als ob das nicht genug wäre, sind Guthabenauszahlungen an ganze 11.250 Selbstausschluss-Kunden nicht erfolgt.

Angesichts dieser Fülle an Rechtsverletzungen spricht das Branchenmagazin iGaming Business in dem Zusammenhang gar von einer „Misshandlung“ der Kunden. Dementsprechend sah sich der erst seit Mitte April amtierende UKGC-CEO Neil McArthur dazu gezwungen, ein Exempel zu statuieren:

„Das Urteil soll keine Zweifel daran lassen, dass wir hart gegen Lizenzinhaber vorgehen, wenn unsere Standards, die wir in unseren Lizenzbedingungen und in den Verfahrensregeln festgelegt haben, missachtet und dazu Verbraucher in die Irre geführt werden.“

Die britische Glücksspielkommission weist außerdem auf Softwarefehler des Betreibers hin, die zu dem Sammelsurium an Missständen geführt haben soll. Wie es heißt, arbeite der Onlinesektor zusammen mit der Remote Gambling Association (RGA) derzeitig an einem branchenweiten Selbstausschluss-System namens Gamstop – das eigentlich schon Ende 2017 in Betrieb gehen sollte. Der Starttermin sei jedoch letztlich auf dieses Jahr verschoben worden und seitdem stagniere die Entwicklung.

“Wir möchten, dass die Betreiber Lehren aus unseren Untersuchungen ziehen und diese Lehren dazu führen, dass Standards erhöht werden“, ermahnt McArthur folglich die Branche, Innovationen im Spielerschutz entsprechend ernst zu nehmen.

Neben der Geldbuße von 600.000 Pfund werden LeoVegas auch die Untersuchungskosten der UKGC angelastet, darüber hinaus sind die Restguthaben selbst ausgeschlossener Kunden natürlich umgehend auszuzahlen. Der Betreiber hat sich indessen für die Vorwürfe entschuldigt und seine Vergehen auf die hohen Arbeitsaufwände angesichts der kommenden Fußball-WM abgewälzt.

Spielerschutz – das A und O

Ein Foto von Neil McArthur, Chef der britischen Glücksspielkommission.

UKGC-CEO seit April 2018: Neil McArthur – ein Hardliner wie Sarah Harrison? (Bildquelle)

Die seit 2007 gegründete UK Gambling Commission gehört zu den professionellsten und strengsten Regulierungsbehörden der Welt. Spätestens mit der durch Ex-CEO Sarah Harrison ausgearbeiteten Dreijahresstrategie, sind Suchtprävention und Spielerschutz zu obersten Prämissen der UKGC erklärt worden.

Mit der Sanktionierung von LeoVegas will Neil McArthur, der Harrsion im April dieses Jahres ablöste, das politische Erbe der Hardlinerin fortsetzen. Demnach sei es die vordringlichste Aufgabe der Kommission „die Glücksspielbetreiber zum fairen Umgang mit ihren Kunden anzuhalten“, wie der neue CEO bereits infolge seines Amtsantritts verkündete.

Entgegen McArthurs Einschätzung des Urteils, scheint LeoVegas mit einer Sanktionierung von ‘nur‘ 600.000 Pfund aber eher glimpflich davonzukommen: Das an der Stockholmer Börse notierte

Unternehmen konnte im ersten Quartal 2018 Umsätze von umgerechnet 77,4 Mio. Euro generieren und in UK eine Wachstumsrate von 40% verzeichnen. Die Sanktionierung wirkt angesichts dieser Zahlen relativ schmerzfrei, besonders wenn man bedenkt, dass auch dem 2017 verhängten Rekord-Bußgeld von 7,8 Mio. Pfund gegen 888 Holdings der Vorwurf „mangelhafter Spielerschutz“ zugrunde gelegt wurde.

Aufgrund „schwerer Versäumnisse“ im Spielerschutz, wurde im Februar dieses Jahres auch der Londoner Buchmacher William Hill mit einem exorbitanten Strafgeld von über 6 Mio. Pfund belastet. Hill wurde zudem sogar Geldwäsche vorgeworfen, da rechtswidrige Einnahmen in der Bilanz verarbeitet wurden.

Zuletzt wurde die inzwischen zur Stars Group gehörende Sportwettenmarke Sky Bet im vergangenen April zu einem Bußgeld von 1 Mio. Pfund verdonnert, obgleich die Betreiber ihre fahrlässigen Spielerschutz-Versäumnisse sogar freiwillig gegenüber der Aufsichtsbehörde eingeräumt hatten.

Ob Neil McArthur von der britischen Glücksspielbranche infolge des LeoVegas-Urteils als ein Hardliner in Sarah Harrisons Fußstapfen wahrgenommen wird, bleibt vorerst abzuwarten.

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