TIU sperrt bulgarische Tennisbrüder

Aufgrund von Wettmanipulation und illegalen Spielabsprachen hat die Integritätsabteilung des Tennissports (Tennis Integrity Unit, TIU) die beiden bulgarischen Tennisbrüder Karen und Yuri Khachatryan zu lebenslangen und 10-jährigen Sperren verurteilt. Der Industrieverband für Wettintegrität IBIA (International Betting Integrity Association) meldete jüngst einen Anstieg verdächtiger Wettaktivitäten im dritten Quartal. Wie sehen die Entwicklungen im Detail aus?

Zwei Tennisspieler auf dem Court eines Stadions.

Gegen die beiden Brüder wurde seit Juni 2019 wegen korrupten Annäherungen ermittelt. ©HarrisonHaines/Pexels

Sperren plus hohe Bußgelder

Kaum ein Thema wird in der Welt des Glücksspiels zurzeit so ins Zentrum gerückt wie die Gefahren von Wettmanipulation. Wie relevant die Debatte ist, zeigt sich am Beispiel zweier bulgarischer Tennisbrüder, Karen und Yuri Khachatryan, die nun von der Integritätsabteilung des Tennisweltverbands ITF (International Tennis Federation) gesperrt wurden. Beiden wurden Korruption, Wettmanipulation und illegale Spielabsprachen nachgewiesen.

Die Dauer der Sperren ist unterschiedlich. Für Karen Khachatryan, Platz 2.514 auf der Weltrangliste der ITF, ist sie lebenslang, obendrein muss er 250.000 Euro Strafe zahlen. Er war bereits seit Beginn der Untersuchungen im Juni 2019 von allen Veranstaltungen suspendiert worden. Yuri Khachatryan, Platz 3.126 der Rangliste, hat hingegen eine 10-jährige Sperre erhalten, dazu kommt ein Bußgeld in Höhe von 50.000 Euro.

Verstöße gegen Anti-Korruptionsregeln

Nachgewiesen wurde Karen Khachatryan Spielmanipulationen in fünf Fällen. Zudem soll er in neun Fällen andere Spieler negativ beeinflusst und dazu aufgefordert haben, sich nicht nach besten Kräften zu bemühen. Darüber hinaus hatte er es wiederholt versäumt, im Verlauf der Ermittlungen mit TIU zu kooperieren, was auch die Höhe der Strafe widerspiegelt.

Sein jüngerer Bruder Yuri wurde hingegen für korrupte Annäherungen an einen anderen Spieler angeklagt. Außerdem soll er Spielern dazu verholfen haben, bestimmte Matches spielen zu können. Dazu soll es zu Manipulationen an Spielgeräten gekommen sein. Yuri Khachatryan hatte auch auf die Spielergebnisse gewettet, was laut Regelwerk gänzlich verboten ist.

Nach der lebenslangen Sperre von Youssef Hossam im Mai und der vierjährigen Sperre von Gerard Joseph Platero Rodriguez im Oktober, sind Karen und Yuri Khachatryan die nächsten im Bunde der wegen Wettbetrugs gesperrten Tennisprofis. Laut TIU haben die Spieler gegen das Tennis-Anti-Korruptionsprogramm (TACP) verstoßen. Dieses verbietet sowohl den Spielern jede Form der Beteiligung an Tenniswetten als auch, dass andere Personen zu Tenniswetten animiert werden. Gleichsam ist es ausdrücklich verboten, den Ausgang von Spielen durch korrupte Annäherungen zu beeinflussen.

IBIA warnt vor illegalen Absprachen

Im August hatte das europäische Polizeidezernat Europol vor illegalen Spielabsprachen gewarnt. Neben Fußball spielte der Tennissport eine tragende Rolle. Laut Europol haben die Manipulationen und Spielabsprachen im Tennis innerhalb der letzten Jahre stark zugenommen. Im Jahr 2016 wurden lediglich 11 Spiele manipuliert, im Jahr 2017 waren es schätzungsweise 236, wobei dieser Wert bis 2018 wieder leicht auf 191 gesunken ist.

Auch die IBIA, der internationale Industrieverband für Wettintegrität, warnte jüngst vor einer Zunahme. Wie aus einem aktuellen Bericht hervorgeht, ist im dritten Quartal 2020 ein Zuwachs von 52 Prozent an Verdachtsfällen zu verzeichnen. Zwei Drittel der Meldungen entfallen dabei auf die Sportarten Fußball und Tennis. Insgesamt wurden 76 Meldungen registriert, verglichen mit 50 im Q3 2019.

Mehr Meldungen durch Corona?

Darüber hinaus ist ein Anstieg von 31 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2020 festzustellen, was laut IBIA-Generalsekretär Khalid Ali auf den weltweiten Ausfall des Profisports innerhalb des ersten Corona Lockdowns zurückzuführen ist. Im Fußball und im Tennis kam es zu jeweils 25 Meldungen, was zusammen 66 Prozent aller registrierten Fälle im Q3 ausmacht. Diese Entwicklung habe man, so Ali, erwarten können.

Des Weiteren wurden 14 Meldungen im Zusammenhang mit eSports festgestellt, dazu kommen sieben Meldungen für Tischtennis, je zwei für Basketball und Boccia und eine einzige für Cricket. Laut IBIA spiegeln die jüngsten Zahlen auch eine wachsende Mitgliederzahl wider. Die Berichterstattungen würden sich parallel zu der Anzahl der IBIA-Mitglieder steigern.

Laut Aussagen der IBIA, die erst kürzlich neue Standards für den Datenschutz einführte, liegt der Fokus zurzeit vor allem auf Europa, von wo 34 aller Meldungen im Q3 stammten. 13 davon für Tennis, 11 für Fußball, sieben für Tischtennis, zwei für Boccia und einer für Cricket. Die höchsten Fallzahlen wurden in Russland verzeichnet, wo es zu sechs Meldungen kam. In Ukraine und Deutschland waren es jeweils vier. Weltweit wurden 2020 bereits 195 Verdachtsfälle gemeldet.

Was Tennis anbelangt, so will TIU ihren Kampf gegen Korruption mit harten Bandagen fortführen. Hierfür wurde vor wenigen Tagen Ben Rutherford zum juristischen Direktor ernannt. Dieser gilt als Anti-Korruptionsexperte, über mehrere Jahre leitete er bereits das Integritätsprogramm von World Rugby. Zuvor arbeitete er als Anwalt in der Kanzlei DLA Piper und war als Mitarbeiter am Australischen Obersten Gerichtshof tätig.

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