Neue MGA-Regeln gegen Wettmanipulation

Die maltesische Glücksspielbehörde MGA (Malta Gaming Authority) hat ein neues Konsultationspapier mit Maßnahmen zur Eindämmung von Spiel- und Wettmanipulationen veröffentlicht. Das Konzept enthält eine Reihe von Mechanismen, mit denen Lizenznehmer verdächtige Aktivitäten melden können. Einige Sondervereinbarungen wurden außerdem mit Sportverbänden getroffen. Wie sehen die Pläne im Detail aus?

Die Skyline der Mittelmeerinsel Malta.

Im Mittelmeerparadies Malta sind viele EU-lizenzierte Glücksspielanbieter registriert. ©ThomasEllmenreich/Unsplash

Behörde etabliert neues Meldesystem

Zur Wahrung der Integrität im Sport hat die MGA einen neuen Maßnahmenkatalog vorgestellt. Mit den obligatorischen Richtlinien erhalten die maltesischen Lizenznehmer Werkzeuge, um eigenverantwortlich gegen verdächtige Aktivitäten vorzugehen. Von den registrierten Unternehmen wird zukünftig erwartet, dass sie alle verdächtigen Wettaktivitäten über ein spezifisches Meldesystem, das auf der Webseite der Regulierungsbehörde gehostet wird, bei der MGA melden.

Die Behörde erwartet an dieser Stelle umfassende Informationen. So werden die Betreiber dazu angehalten, eine Beschreibung der Märkte zu liefern, auf denen die verdächtigen Aktivitäten stattgefunden haben. Außerdem wird verlangt, Daten über die Märkte zu liefern, von denen aus auf verdächtige Konten zugegriffen wurde. Auch müssen die Lizenznehmer über den genauen Zeitpunkt der verdächtigen Wettplatzierung informieren.

Des Weiteren werden Kontoinformationen und Beweise verlangt, die im Zusammenhang mit den Vorgängen stehen und die belegen, warum eine Aktivität als „verdächtig“ eingestuft wird. Hierzu erwartet die Behörde eine priorisierte Auflistung, die über den potenziellen Verstoß informiert. Darüber, warum künftig so exakte Angaben verlangt werden, informierte jüngst ein MGA-Sprecher:

“Um eine wirksame Evaluierung durchführen zu können, müssen die Lizenznehmer ausreichend detaillierte Angaben machen. Wenn wir es für relevant erachten, werden wir die Lizenznehmer auch dazu auffordern, der Behörde zusätzliche Informationen zu übermitteln, die über die oben genannten Kriterien hinausgehen.”

Regelmäßige Umfragen geplant

Die Behörde beabsichtigt fortan halbjährliche Umfragen zur Integrität im Sport unter den lizenzierten Wettanbietern durchzuführen. Hierfür hat die MGA einen Fragenkatalog erstellt. Diese beziehen sich zum Beispiel darauf, wie viele verdächtige Wettereignisse innerhalb eines Berichtszeitraums festgestellt wurden. Außerdem geht es um Fragen nach der Sportart oder dem Gesamtwert der Wetten.

Darüber hinaus will die MGA wissen, wie viele Sportereignisse als manipulationsgefährdet eingestuft wurden, wie viele Spielerkonten im Zusammenhang mit verdächtigen Wetten erfasst wurden und welche Vorfälle welchen Behörden gemeldet wurden. Zur Auswahl stehen hier etwaige Glücksspielaufsichtsbehörden, Behörde für Wettintegrität, Strafverfolgungsbehörden und Sportgremien.

Neue MGA-Abteilung für Sportintegrität

Die Veröffentlichung der neuen Meldevorschriften erfolgt nach der Einrichtung der MGA-Abteilung für Sportintegrität im August 2019. Die Abteilung wurde eingerichtet, um Erkenntnisse und Informationen im Zusammenhang mit verdächtigen Wetten zu sammeln. Gleichzeitig dient sie als Verbindungsstelle zwischen lokalen und ausländischen Regulierungsbehörden, Strafverfolgungsbehörden, Wettüberwachungssystemen, Sportgremien und Glücksspielanbietern. MGA-Chef Heathcliff Farrugia erklärte hierzu:

“Eine engagierte Abteilung für Sportintegrität ist für das satzungsgemäße Ziel der MGA von großer Bedeutung, um sicherzustellen, dass Glücksspiele frei von Kriminalität sind, insbesondere von der Sportwett-Manipulation. Die MGA verpflichtet sich zur Zusammenarbeit mit Interessenvertretern im gesetzlichen Rahmen, um gegen ein allgegenwärtiges Phänomen vorzugehen, das die Integrität der Sport- und Wettindustrie bedroht.”

Änderungsanträge bis zum 15. Juli

Mit der Etablierung der Abteilung wurden alle MGA-Lizenznehmer dazu verpflichtet, verdächtige Aktivitäten in Bezug auf Wettmanipulation zu melden. Bevor die neuen Melderegeln in Kraft treten, wird jedoch eine Konsultationsphase bis zum 15. Juli eingerichtet. Der Zeitraum soll den Anbietern dazu dienen, sich über die künftigen Prozesse klar zu werden, Feedbacks zu erteilen und gegebenenfalls Änderungsvorschläge einzureichen. CEO Farrugia kommentierte:

“Bevor die neuen Anforderungen in Kraft treten, nutzt die Behörde die Gelegenheit, ihre Interessenvertreter zu erreichen und ihr Feedback zu den vorgeschlagenen Mechanismen einzuholen. Die Behörde ist auch daran interessiert, einen Dialog mit den Lizenznehmern einzuleiten, um zu überlegen, wie ihr Beitrag zur Integrität des Sports und zum Informationsaustausch aussehen kann.”

Sondervereinbarungen mit Sportverbänden

Zur Wahrung der Integrität im Sport hat die MGA in den letzten Wochen eine Reihe von Vereinbarungen über den Datenaustausch mit Sportverbänden unterzeichnet. Darunter der Schwedische Fußballverband, die Dart-Regulierungsbehörde (DGA) und der World Professional Billiards & Snooker Association. Grund ist eine befürchtete Zunahme an Wettmanipulationen infolge der Aufhebung des Corona-Lockdowns.

Das Land Schweden hatte erst vor wenigen Tagen neue Wettregeln zur Eindämmung der Problematik vorgelegt. Auch in Deutschland, wo seit kurzem die Bundesliga-Wetten wieder gestartet sind, wird eine Zunahme an Wettmanipulationen befürchtet. Sylvia Schenk, Leiterin der Antikorruptionsorganisation Transparency Deutschland erklärte zuletzt, dass die Sicherheit im Zuge der Lockerungen auf der Strecke bleibe. Weiter hieß es:

“Wenn sich jetzt Wettanbieter und Glücksspieler auf den deutschen Wettmarkt konzentrieren, weil nur hier wieder Profifußball stattfindet, werden auch die Wettbetrüger mit von der Partie sein.”

Laut Berichten von Der Spiegel, hatte die UEFA im letzten April vor einem erhöhten Manipulationsrisiko gewarnt. Unter anderem soll es in der Ukraine zu Manipulationen gekommen sein: Wettgewinne auf untere Ligen wurden ausgeschüttet, obwohl die Spiele wahrscheinlich überhaupt nicht stattfanden. In Deutschland zählt bis dato der 2005 erfolgte Schiedsrichterskandal um Robert Hoyzer zu den berühmtesten Fällen.

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