Europol warnt vor Spielabsprachen

Europol, das Polizeiamt der Europäischen Union (EU) mit Sitz in Den Haag, hat vor Wettmanipulationen gewarnt und gleichzeitig zu einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor aufgerufen. Das Thema rückt momentan immer mehr ins Zentrum der Glücksspielwelt. Erst vor wenigen Tagen hat (u. a.) Spanien einen Plan zur Verbesserung der Kontrolle vorgelegt. Wie sehen die Maßnahmen im Detail aus?

Ein Fußballfan jubelt im Stadion des FC Barcelona.

Laut Europol sind Fußball und Tennis derweil die gefährdetsten Sportarten. ©Pixabay/Pexels

Illegale Einnahmen von 120 Mio. Euro

Nachdem die maltesische Glücksspielaufsicht MGA (Malta Gaming Authority) Ende Mai neue Regeln gegen Wettmanipulation erlassen hat, wendet sich nun auch Europol dem Thema zu. Die europäische Polizeibehörde drängt auf eine noch größere öffentlich-private Zusammenarbeit zur Bekämpfung illegaler Spielabsprachen. In einem Bericht über die organisierte Kriminalität im Sport werden eine Reihe neuester Schlüsselerkenntnisse über global agierende Gruppierungen genannt.

Unter Berufung auf Daten des Sportdatendienstleisters Sportradar (St. Gallen, Schweiz) erklärte Europol, dass sich die jährlichen Einnahmen aus kriminellen wettbezogenen Aktivitäten auf rund 120 Mio. Euro belaufen. Außerdem gibt die Instanz an, dass die an Sportkorruption beteiligten Gruppen als organisierte Verbrechensyndikate eingestuft werden können, da sie Mafia-ähnliche Strukturen aufweisen und auf transnationaler Ebene aktiv sind.

Europol stellte auch fest, dass diese sogenannten OCGs (Organized Crime Groups) vor allem in Sportwettbewerben auf niedrigerem Niveau aktiv sind, da hier weniger Kontrollen durchgeführt werden und Mitarbeiter wie Spieler leichter zugänglich sind. Die Sportarten sind dabei variabel, allerdings sei Fußball die Sportart, die am häufigsten ins Visier genommen wird.

Wie aus dem Bericht hervorgeht, hat in den letzten Jahren außerdem die Zahl der illegalen Spielabsprachen im Tennis erheblich zugenommen. Im Jahr 2016 wurden lediglich 11 Spiele manipuliert, im Jahr 2017 waren es schätzungsweise 236, wobei dieser Wert bis 2018 wieder leicht auf 191 gesunken ist.

Mehr Absprachen durch Digitalisierung?

Laut Europol sorgt die Digitalisierung der Glücksspielwelt für ein erhöhtes Risiko. Da sich der Markt noch in der Entwicklung befindet, könnten die Risiken im Zusammenhang mit dem boomenden Online Glücksspiel zunehmen. Die neuen Technologien für Sportwetten würden die Vernetzung und Geschwindigkeit der kriminelle Machenschaften erleichtern. Ein Grund, warum die meisten Sportligen inzwischen Deals mit Sportdatendienstleistern wie Sportradar eingegangen sind.

Zu den weiteren wichtigen Erkenntnissen gehörte, dass viele der OCGs wettbezogene Spielmanipulationen als Mittel zur Durchführung von Geldwäsche nutzen. Europol erklärte, dass die Gruppierungen vor allem im Internet häufig gefälschte Identitäten benutzen, um Wettkonten und elektronische Geldbörsen einzurichten. Diese werden folglich dazu verwendet, um auf arrangierte Spielausgänge zu wetten.

Multidisziplinärer Ansatz gefordert

Im Zuge des Berichts kam Europol zu einer Reihe wichtiger Schlussfolgerungen. Kritisiert wird, dass Korruption im Sport oft als eine Frage der Integrität des Sports und nicht als eine organisierte Straftat angesehen wird. Die kriminellen Gruppierungen, die im Hintergrund agieren, müssten demnach vielmehr ins Zentrum der Ermittlungen rücken.

Laut Europol sei künftig ein multidisziplinärer Ansatz bei der Bekämpfung der Korruption notwendig. Dieser erfordere die Einbeziehung aller relevanten Akteure, einschließlich der Strafverfolgungs- und Justizbehörden, der Sportgremien, der Regulierungsbehörden, der Wettbetreiber sowie der privaten Unternehmen, die Dienstleistungen zur Überwachung und zur Wahrung der Integrität anbieten. Auch die breite Öffentlichkeit soll integriert und regelmäßig zu Auffälligkeiten befragt werden.

Darüber hinaus sollen noch mehr Meldesysteme und Whistleblower-Mechanismen entwickelt werden, um die Koordination zwischen den verschiedenen Interessengruppen zu stärken und das Bewusstsein über die Problematik zu erweitern. Es sei von größter Wichtigkeit, dass die EU-Mitgliedstaaten an dieser Stelle kooperieren und gemeinsame Prioritäten setzen.

Neues Kontrollsystem in Spanien

Das Thema Spielabsprachen und Wettmanipulation wird in der Glücksspielbranche zurzeit diskutiert wie kaum ein anderes. Die neuen Regeln der MGA sowie einer Reihe neuer Whistleblower-Services in Großbritannien verdeutlichen die hohe Priorität. Auch in Deutschland sorgten zuletzt mögliche Wettmanipulationen in der Bundesliga für Schlagzeilen. Die Meinungen der Experten über die Höhe des Risikos gehen dabei auseinander.

Ein Land das nun härter durchgreift ist Spanien. Hier hat die Nationale Kommission zur Bekämpfung der Manipulation im Sport und des Betruges bei Sportwetten (CONFAD) jüngst einen neuen Sicherheitsplan genehmigt. Dieser gilt vorläufig für dieses und kommendes Jahr. Unter Aufsicht des Verbraucherschutzministeriums wird CONFAD ihre Arbeit dabei auf vier Pfeilern stützen.

Erster Punkt ist die Analyse und Diagnose. Zweiter Punkt ist die Offenlegung der Problematik und Sensibilisierung. Der dritte Punkt umfasst die Kontrolle und Überwachung. An vierter Stelle steht die Untersuchung der geltenden Vorschriften und Verfahrensmethoden.

Das neue Konzept steht ganz im Zeichen des multidisziplinären Ansatzes von Europol. Involviert sind auch die nationale Glücksspielbehörde DGOJ, der obersten Sport-Rat und die Nationalpolizei. Die genannten Instanzen kooperieren zudem mit diversen Sportverwaltungsorganen, darunter der spanische Fußballverband, der spanische Tennisverband und der Verband der spanischen Fußballspieler. Mit von der Partie sind außerdem die Wettbetreiber bet365, Sportium, Codere und GVC Holdings.

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