IBIA: Neue Standards für Datenschutz

Der Industrieverband für Wettintegrität, IBIA (International Betting Integrity Association), hat neue Industriestandards zum Datenschutz und zur Datenerfassung festgelegt. Die Instanz kritisiert einen Mangel an hinreichenden Regulierungen. Ziel der neuen Vorschriften ist die Eindämmung von Korruption und Wettmanipulation. Beides wird in der Glücksspielbranche zurzeit vieldiskutiert. Wie sehen die neuen Normen aus?

Bunte Datensätze werden auf eine Frau projiziert.

Die IBIA fordert nicht nur Mitarbeiterschulungen, sondern auch Überprüfungen des Personals. ©ThisIsEngineering/Pexels

Transparenz von Lieferketten gefordert

Etliche Regulierungsbehörden, zum Beispiel die MGA (Malta Gaming Authority) oder Spelinspektionen (Schweden), befinden sich derweil im Kampf gegen Wettmanipulation. Nun macht auch die IBIA mobil: Das internationale Gremium für Wettintegrität hat einen Korpus an neuen Industriestandards präsentiert, welche zur Integrität von Sport und Buchmachern beitragen sollen. Im Fokus stehen dabei die Felder Daten- und Verbraucherschutz.

Ein Großteil der neuen Standards bezieht sich auf die Protokollierung der Geschäftsvorgänge und die Nachvollziehbarkeit der Datensätze, welche den Wettanbietern zur Verfügung gestellt werden. Da in beiden Feldern ein allgemeiner Mangel an Regulierung festzustellen sei, wird ein hohes Maß an Genauigkeit und Transparenz gefordert. Um die Integrität des Sports zu gewährleisten, müssten die Lieferketten allesamt nachvollziehbar sein.

Laut IBIA sei kein Datensatz unfehlbar oder gänzlich immun gegen Korruption, dennoch sollten umfassende Maßnahmen ergriffen werden, um den Sport, die Produkte und die Verbraucher vor illegalen Aktivitäten zu schützen. Lediglich umfassende und wirksame Kontrollen könnten die mit Sportwetten verbundenen Risiken zumindest minimieren.

Bereits im Mai hatte IBIA-Chef Khalid Ali für mehr Zuverlässigkeit bei der Erhebung von Sportwettdaten geworben. Die Covid-19-Pandemie habe die Notwendigkeit robuster Datenketten noch deutlicher gemacht. Sichere Daten seien sowohl für lizenzierte Wettanbieter als auch für Kunden von größter Bedeutung. In diesem Sinne wurden alle Mitglieder der IBIA dazu aufgerufen, Best-Practice-Standards zu entwickeln und umzusetzen. Nur einen Monat zuvor hatte auch der europäische Branchenverband EGBA höchste Industriestandards von allen Mitgliedern gefordert.

Maßnahmen in drei Schlüsselbereichen

Um sicherzustellen, dass alle Daten genau, zuverlässig und transparent sind, hat die IBIA ihre Maßnahmen in drei Schwerpunktbereichen festgelegt: Erstens die Personalüberprüfung und -schulung, zweitens die Datenerfassungsprozesse und drittens die Datenintegrität und Berichterstattung. Besonders die Mitarbeiter von Sportverbänden und Wettunternehmen sind von den Maßnahmen betroffen.

In Bezug auf die Personalüberprüfung und -schulung verlangt die IBIA, dass alle Datenerhebungen von Personen ab 18 Jahren durchgeführt werden. Im Vorfeld sind Identitätsprüfungen sowie zusätzliche Hintergrundüberprüfungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass es keine Interessenkonflikte bestehen. Alle Personen sollen zudem eine Live-Schulung durchlaufen, die wiederholt werden muss, sobald eine Person 90 Tage oder länger inaktiv war.

Mindesterwartungen des Verbandes

Bei der Datenerhebung muss die Quelle und die Zuverlässigkeit der Daten deutlich gemacht werden, indem offengelegt wird, wie die Daten erzeugt wurden (d. h. persönlich bei einem Spiel oder durch Fernsehübertragung). Der Prozess der Datenübertragung zwischen Datenlieferanten und Betreiberkunden muss genau dokumentiert werden. Alle Daten müssen außerdem mindestens drei Jahre lang sicher aufbewahrt werden, falls es zu Kontrollen etwaiger Aufsichtsbehörden kommen sollte.

Für die Datenintegrität und Berichterstattung muss schließlich eine detaillierte Risikobewertung zu allen Datensätzen durchgeführt werden, wobei eine laufende Überwachung und Überprüfung potenzieller Risiken vorgesehen wird. Jegliche Integritätsprobleme müssen umgehend allen beteiligten Regulierungs- und Strafverfolgungsbehörden sowie Branchenvertretern mitgeteilt werden. Dies spiegle, laut IBIA-Chef Khalid Ali, die Mindesterwartungen des Verbandes und seiner Mitglieder wider.

Die Stringenz der IBIA ist begründet, denn die Eindämmung von Wettmanipulation, Korruption und illegalen Spielabsprachen im Sport ist momentan eines der wichtigsten Themen der Glücksspielwelt. Fast alle regulierten Märkte, darunter Schweden, Großbritannien, Spanien, Niederlande, Malta und die USA, haben ihre Standards inzwischen hochgeschraubt. Hintergrund ist unter anderem ein Bericht von Europol, der Anfang August auf die zunehmende Problematik aufmerksam machte. Auch das Integritätsgremium GLMS (Global Lottery Monitoring System) hatte im Juli vor illegalen Spielabsprachen gewarnt.

Vergabe von Zertifikaten geplant

Alle Betreiber, die die neuen Standards umsetzen, werden folglich einen Zertifizierungsprozess durch die international anerkannte Prüfstelle eCOGRA durchlaufen. Sollten alle Prozesse korrekt vorgenommen werden, erhalten die Unternehmen ein Data Standards Kitemark-Zertifikat, wodurch höchste Qualitätsstandards in Bezug auf Datensicherheit nachgewiesen werden.

Laut eCOGRA-Chef Shaun McCallaghan haben die Wirtschaftsprüfer der Organisation bereits mit vielen Unternehmen der Wett- und Datenbranche zusammengearbeitet. Dieses Fachwissen werde man in die Bewertung der neuen IBIA-Datenstandards einfließen lassen. Begonnen wird mit dem Sportdatenanbieter Stats Perform, welcher bereits mit vielen Wettanbietern zusammenarbeitet und als erstes Unternehmen angekündigte, die IBIA-Standards umzusetzen.

Laut Unternehmenssprecher Andrew Ashenden, sei die Schaffung und Umsetzung globaler Datenstandards für Wetten ein wichtiger und positiver Schritt. Effektiv umgesetzt und überwacht, würden globale Standards nachhaltig zum Wachstum des boomenden Sportwettsektors beitragen. Bei Stats Perform habe man bereits ein langjähriges Investitionsprogramm zur Aufrechterhaltung strengster Qualitätsnormen etabliert.

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