Novomatic AG: Teilrückzug aus Österreich

Der europäische Glücksspielmarktführer Novomatic AG (Gumpoldskirchen) will sich größtenteils aus seinem Heimatmarkt Österreich zurückziehen. Bewerbungen um Lizenzen für das sogenannte „kleine Glücksspiel“ sollen künftig ausbleiben, dasselbe gilt für Casinolizenzen. Die Entscheidung wurde am Rande der ICE Totally Gaming (04.-06.02) verkündet. Hier die wichtigsten Infos.

Drei Spielautomaten nebeneinander.

Novomatic verzichtet mit seinem Rückzug auf über 6.000 Spielautomaten. ©DariaSannikova/Pexels

Ist Casinos Austria-Affäre der Grund?

Auf einer Pressekonferenz am Rande der Branchenmesse ICE gewährte der Marktriese Novomatic AG Einblicke in seine zukünftigen Businesspläne. Laut Vorstandschef Harald Neumann wird der Konzern sich zukünftig vermehrt auf internationale Geschäfte konzentrieren, geplant ist ein Teilrückzug aus Österreich. Lediglich der Hauptstandort in Gumpoldskirchen sowie die Sportwettmarke Admiral sollen auf dem Markt verbleiben.

In allen fünf Bundesländern Österreichs hält Novomatic zurzeit Zulassungen für das sogenannte „kleine Glücksspiel“. Hierbei geht es zum Beispiel um Spielautomaten in Bars und Kneipen, also außerhalb regulärer Spielbanken. Sich erneut um die Lizenzen bewerben, will Novomatic nicht. Dasselbe gilt für die Casinolizenzen der Novomatic-Tochter ACE. Die Anteile an Casinos Austria sollen bis Mitte 2020 verkauft werden, was zugleich auch mit ACE passieren könnte.

„Der Fokus liegt in Zukunft außerhalb Österreichs“, so Neumanns klare Ansage. Man wolle sich „nicht wieder vorwerfen lassen, in Österreich irgendwelche Interessen zu verfolgen“, womit der CEO eindeutig auf die Casinos Austria-Affäre anspielt, die binnen letzter Monate für negative Schlagzeilen sorgte. Dem Konzern wurde vorgeworfen, Posten mit FPÖ-Politikern besetzt und dafür Glücksspiellizenzen erhalten zu haben.

Dem vorausgehend war Novomatic im Mai 2019 in die Strache-Affäre verwickelt. Im Fokus stand der ehemalige österreichische Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ). Der Name Novomatic AG fiel im Zusammenhang mit millionenschweren illegalen Parteispenden. Im sogenannten Ibiza-Video hatte Strache erklärt: „Novomatic zahlt an alle“, was für einen landesweiten Skandal sorgte. Aus diesen Gründen wird CEO Neumann laut eigenen Aussagen auch die Aufsichtsräte der Casinos Austria und der österreichischen Lotterie verlassen.

Die Anteile an der Lotterie sollen laut Neumann erhalten werden, was jedoch nicht bedeutet, dass Novomatic auf den Markt zurückkehren wird. Selbst wenn Österreich damit beginnen würde, Lizenzen für Online Glücksspiele zu vergeben, sei dies ausgeschlossen. Neumann kritisierte an dieser Stelle, dass große Sportwettanbieter seit Jahren illegal am österreichischen Markt aktiv sind. Der Staat würde nicht einschreiten, gleichzeitig jedoch Steuern kassieren.

„Riesige Märkte“ im Visier

Im Jahr 2023 laufen die benannten Lizenzen in Österreich aus. Um den Verlust von über 6.000 Spielautomaten auszugleichen, hat der Konzern schon jetzt damit begonnen, sich auf eine Reihe „riesiger Märkte“ zu konzentrieren. Konkret geht es um Expansionen in Europa und den USA. Während man Übersee den wachsenden Sportwettmarkt ins Visier nehmen will, steht in Europa das Online Glücksspiel im Mittelpunkt.

Hierbei soll die Tochtergesellschaft Greentube eine „wichtige Rolle“ spielen. Die Firma wird von Thomas Graf, dem Sohn des Inhabers und Novomatic-Gründers Johann Graf betrieben. Sie bewegt sich vorwiegend im digitalen Sektor. „Der Anteil des Online Gamings soll wachsen“, so das Kredo der Geschäftsleitung. Vor allem die Niederlande sind für das Unternehmen interessant. Erst Ende Dezember wurden neue Details zur Niederlande-Lizenz veröffentlicht.

Wie Vorstandschef Neumann erklärt, plane man darüber hinaus Expansionen in Spanien und Osteuropa, vielleicht werde man „bald auch in den ungarischen Markt eintreten“, so die Ankündigung. Laut Medienberichten verfügt Novomatic in Europa bereits über 1,3 Millionen Glücksspielautomaten. Die Gesamtumsätze liegen derweil bei 5,1 Mrd. Euro. 2020 wird eine Steigerung zwischen 10 und 15 Prozent angestrebt. Ob die Zielvorgabe umgesetzt werden kann, bleibt abzuwarten.

40 Jahre Novomatic

Im Zentrum der ICE Totally Gaming 2020, der weltgrößten Branchenmesse für Glücksspiel, stand allerdings nicht der geplante Rückzug aus Österreich, sondern Novomatics 40-jähriges Jubiläum. Die Besucher des über 5.000 Quadratmeter großen Messestandes konnten sich über einen besonderen Vintage-Bereich freuen. Hiermit lud Novomatic zu einer Zeitreise in seine Unternehmensgeschichte ein. Der Stand sollte den gesamten Facettenreichtum des 1980 gegründeten Konzerns widerspiegeln.

Eines der Highlights war die Vergabe der Global Gaming Awards. Hierbei erzielte Novomatic ein Hattrick. Der Konzern wurde zum dritten Mal infolge zum „Casino Supplier of the Year“ gewählt. Der begehrte Preis wurde von einer Jury, bestehend aus 50 weltweit anerkannten Branchenexperten vergeben. Novomatic setzte sich erneut gegen „neun hochkarätige internationale Mitbewerber“ durch. Neumann kommentierte:

“Die Auszeichnung als ‚Casino Supplier of the Year‘, zum dritten Mal in Folge, bedeutet für uns eine besondere Bestätigung unserer Leistungen als international verlässlicher und innovativer Technologielieferant. Einen besseren Start in unser 40. Jubiläumsjahr hätten wir uns nicht wünschen können.”

Wie Neumann weiter ausführte, sei die Verleihung eines Global Gaming Awards ein „klarer Indikator für den Erfolg und die Glaubwürdigkeit“ eines Unternehmens. Es verdeutliche, dass das Unternehmen als Marktführer anerkannt wird und sich die Arbeit innerhalb der letzten zwölf Monate gelohnt hat.

In diesem Sinne scheint es, als könne Novomatic seinen Rückzug aus Österreich ohne weiteres verkraften. Ob dies auf Gegenseitigkeit beruht, wird sich zeigen. Novomatic gilt bis dato als einer der größten und wichtigsten Arbeitgeber des Landes. Erst vor einem Jahr erhielt der Konzern das begehrte „Audit berufundfamilie“-Zertifikat für seine besonderen Verdienste im Bereich der Work-Life-Balance. Überreicht wurde das Dokument von der Bundesministerin für Familie und Jugend, Juliane Bogner-Strauß.

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