Japan: Regierung plant umfassende Maßnahmen gegen illegale Online Casinos

  • Über 3,3 Millionen Japaner benutzen trotz Verbot Online Casinos
  • Japanische Regierung plant Blocking-Maßnahmen
  • Gesetzesreform soll Affiliate-Marketing verbieten und Internetanbieter stärker in die Pflicht nehmen
Blick auf Tokyo, Japan.

Die japanischen Behörden wollen verstärkt gegen illegale Online Casinos vorgehen. © Nick Kwan/Pexels

Mehrere Maßnahmen gegen Online Casinos in der Diskussion

Angesichts der rasant wachsenden Zahl von Spielsüchtigen und illegalen Aktivitäten im Zusammenhang mit Glücksspiel prüfe die japanische Regierung derzeit drastische Maßnahmen gegen Online Casinos. So berichtet unter anderem die japanische Tageszeitung The Japan News [Link auf Englisch].

Das Innenministerium habe Ende April 2025 ein Expertengremium einberufen, das über ein mögliches Blocking solcher Seiten berate. Diese Maßnahme würde den Zugang zu illegalen Online Casinos unterbinden.

Die regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) wolle zudem ein zentrales Rahmengesetz zur Bekämpfung von Spielsucht überarbeiten. Geplant sei, Internetdienstleister gesetzlich zu verpflichten, das Bewerben illegaler Online Casinos zu unterlassen. Auch sogenannte Affiliate-Seiten, die gezielt Nutzer auf Glücksspielportale weiterleiten, sollen verboten werden. Darüber hinaus sollen Kreditkartenzahlungen an bestimmte Anbieter blockiert und Filtersoftware zum Jugendschutz verstärkt eingesetzt werden.

Millionen Nutzer trotz Verbot – Suchtpotenzial alarmiert Experten

Laut der Nationalen Polizeibehörde hätten schätzungsweise 3,37 Millionen Menschen in Japan trotz Verbots an Online Casinos teilgenommen – das jährliche Wettvolumen belaufe sich auf über 1,2 Billionen JPY (rund 7,6 Milliarden EUR).

Besonders betroffen seien jüngere Menschen, von denen viele gar nicht wüssten, dass die Teilnahme illegal sei. Laut einer von dem Magazin Sumikai [Link auf Englisch] zitierten Umfrage hätten 43,5 % der befragten Spieler nicht gewusst, dass Online Casinos in Japan verboten sind; 46 % der Betroffenen hätten angegeben, durch das Glücksspiel bereits verschuldet zu sein.

Besorgniserregend sei auch, dass über 60 % der Nutzer ihre Sucht selbst erkannt hätten. Dennoch beschleunige die einfache Verfügbarkeit von Glücksspiel über Smartphones den Sturz in die Abhängigkeit und erschwere gleichzeitig den Ausstieg.

Sie vertiefen sich in [Online Casino-Glücksspiele], als ob sie ein Videospiel spielen würden, und werden schnell süchtig. Da der Zugang zu Online Casino-Websites über Smartphones leicht möglich ist, ist es schwierig, sie zu behandeln, indem man ihnen den Zugang verwehrt.Takanobu Matsuzaki, Leiter der psychiatrischen Abteilung der Nationalen Krankenhausorganisation Kurihama Medical and Addiction Center, The Japan Times

Verfassungsrechtliche Bedenken beim Blocking

Technologische Lösungen wie die KI-basierte Filtersoftware i-FILTER des Software Developers Digital Arts sollen künftig dabei helfen, den Zugriff auf Glücksspielseiten zu blockieren. Während ähnliche Maßnahmen bislang nur bei kinderpornografischen Inhalten rechtlich durchsetzbar seien, prüfe das Expertengremium momentan, ob dies auch für Online Casinos möglich sei. Ein Zwischenbericht zur Umsetzbarkeit dieser Maßnahmen werde bis Sommer 2025 erwartet.

Japanerin nutzt ein Smartphone.

Über Smartphones und andere tragbare Geräte ist Online Glücksspiel jederzeit zugänglich. © freepik/freepik

Die größten Hürden würden im verfassungsrechtlich geschützten Fernmeldegeheimnis liegen, das die Überprüfung des Datenverkehrs durch Internetanbieter verbiete. Frühere Blockadeversuche seien genau daran gescheitert. Deshalb gäbe es auch Diskussionen um alternative Maßnahmen wie freiwillige Sperren durch ausländische Anbieter oder verstärkte internationale Kooperationen.

Ländervergleich: Wie gehen andere Staaten gegen illegales Online Glücksspiel vor?

Während Japan noch über das Blocking illegaler Online Casinos diskutiert, haben andere Länder bereits weitreichende Maßnahmen umgesetzt. Viele westliche Staaten setzen längst auf gezieltes Blocking in Kombination mit Zahlungs- und Werbebeschränkungen.

Eine Übersicht:

  • Deutschland: Seit der Einführung des neuen Glücksspielstaatsvertrags 2021 blockieren deutsche Behörden mithilfe von Netzsperren (DNS-Blocking) systematisch Anbieter ohne Lizenz. Zudem werden Zahlungsströme unterbunden – etwa durch Kooperationen mit Banken und Zahlungsdienstleistern.
  • Österreich: Die österreichische Glücksspielbehörde (GGL) setzt auf IP- und DNS-Blocking, um nicht lizenzierte Anbieter zu sperren. Der Verwaltungsgerichtshof bestätigte die Rechtmäßigkeit dieser Sperren bereits 2019.
  • Vereinigtes Königreich: Die Gambling Commission arbeitet mit Internetprovidern zusammen, um illegale Seiten per DNS-Blocking zu sperren. Zusätzlich wird Affiliate-Marketing überwacht, und Zahlungsdienstleister müssen verdächtige Transaktionen blockieren.
  • Norwegen: Seit 2024 dürfen Internetanbieter auf Anweisung der norwegischen Regulierungsbehörde DNS-Adressen illegaler Glücksspielseiten blockieren. Nur staatlich lizensierte Anbieter wie Norsk Tipping dürfen operieren. Zudem sind Informationskampagnen und Bußgelder gegen illegale Betreiber geplant.
  • Dänemark:Die dänische Glücksspielbehörde Spillemyndigheden ließ 2023 insgesamt 49 illegale Anbieter gerichtlich sperren, darunter Sportwetten- und Casinoseiten ohne dänische Lizenz. Seit 2012 wurden so bereits über 270 Sperren verhängt. Die Behörde sucht proaktiv mithilfe von Automatisierung und Meldungen aus der Bevölkerung nach neuen Seiten und leitet regelmäßig rechtliche Schritte ein. Anbieter müssen bei legalem Betrieb das offizielle Lizenzlogo führen.
  • Australien: Die Australian Communications and Media Authority (ACMA) verfügt über umfassende Blockierungsbefugnisse. Sie veröffentlicht regelmäßig öffentliche Listen gesperrter Anbieter und verlangt die Kooperation von Internetanbietern.

Promi-Skandale verstärken Handlungsdruck

Ein signifikanter Auslöser für die derzeitige Debatte rund um die Gefahr illegaler Online Casinos sei eine Serie von Skandalen um Prominente und Profisportler gewesen, die beim Online Glücksspiel ertappt worden seien, darunter Comedians der Agentur Yoshimoto Kogyo und mehrere Baseballspieler.

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