IBIA präsentiert Wettmarktanalyse

Die IBIA (International Betting Integrity Association) – ein globaler Industrieverband zur Wahrung der Integrität von Sportwetten – hat eine vergleichende Analyse unter regulierten Wettmärkten durchgeführt. In Kooperation mit dem Daten- und Marktforschungsunternehmen H2 Gambling Capital wurden insgesamt 20 Märkte unter bestimmten Gesichtspunkten bewertet. Welche Märkte schneiden am besten ab und wie steht es um die Regulierung in Deutschland?

Balkendiagramme werden mit einer Lupe ausgewertet.

Die IBIA hat die Wettmärkte anhand von zehn konkreten Parametern bewertet. ©geralt/Pixabay

Zehn Säulen eines optimalen Wettmarktes

Das internationale Wettintegritätsgremium IBIA hat in Bezug auf regulierte Wettmärkte eine Marktforschungsanalyse in Kooperation mit H2 Gambling Capital durchgeführt. 20 Märkte wurden unter die Lupe genommen, anschließend wurde ein Ranking erstellt. Bei der Bewertung spielten Themen wie Lizenzbeschränkungen, Steuern, Produktportfolios und Integritätsbestimmungen eine bedeutsame Rolle. Die zehn Säulen eines optimalen Wettmarktes gestalten sich laut IBIA wie folgt:

  • 1. Wetten werden sowohl in landbasierten Wettbüros als auch online angeboten
  • 2. Die Anzahl der vergebenen Lizenzen ist bestenfalls unbegrenzt
  • 3. Die Lizenzgebühren spiegeln die regulatorischen Kosten wider
  • 4. Es existieren robuste und sinnvolle Spielerschutzmaßnahmen
  • 5. Wettsteuern liegen zwischen 15 und 20 Prozent auf die Bruttospielerträge
  • 6. Es werden keine übermäßig belastenden zusätzlichen Abgaben verlangt
  • 7. Es gibt eine breite Produktpalette über mehrere Kanäle mit festen Quoten
  • 8. Es gibt keine wesentlichen Einschränkungen in Bezug auf bestimmte Wettformen
  • 9. Es werden Integritätskontrollen durchgeführt und Integritätsprotokolle erstellt
  • 10. Es existieren ausgewogene Werbe- und Sponsoring-Parameter

Bei der darauf basierenden Bewertung handelt es sich um die erste Datenerhebung dieser Art. Umfasst werden verschiedene Märkte in Nord- und Südamerika, Europa sowie Asien, Afrika und Australien. Obendrein wird in dem Bericht auf die Kosten durch irreguläre Wetten, Manipulationen und illegale Wett- und Spielabsprachen eingegangen. Im Februar hatte die IBIA diesbezüglich bereits einen Bericht über verdächtige Wetten 2020 vorgelegt.

Großbritannien ist Spitzenreiter

Spitzenreiter des Rankings ist Großbritannien, das Land konnte in den zehn Säulen der optimalen Regulierung die besten Bewertungen erzielen: 91 von möglichen 100 Punkten. Dafür ausschlaggeben waren die Bereiche Regulierung, Produkte, Integrität und Werbung. Nur bei der Besteuerung ist Großbritannien auf Platz Drei gelandet. Laut IBIA kämen insbesondere die positiven Auswirkungen der unbegrenzten Lizenzvergabe in Großbritannien zur Geltung.

Ein weiterer Punkt für die hohe Punktzahl ist die, laut IBIA, sehr hohe Kanalisierungsrate des Landes, welche bei 99 Prozent liege. Dies sei auf die geringen Produktbeschränkungen zurückzuführen. Zudem würden die Anbieter umfassende Werbemöglichkeiten erhalten, obwohl während Live-Sportevents nicht geworben werden darf. Auch die Befreiung von der Mehrwertsteuer habe zum guten Abschneiden des Landes beigetragen. Großbritannien sei die führende Jurisdiktion für Wetten weltweit.

Die IBIA und die britische Glücksspielbranche arbeiten eng zusammen – erst im Mai wurde ein Memorandum of Understanding (MoU) mit dem Glücksspielverband BGC unterzeichnet. Regulierte Sportwetten sollen noch mehr gefördert werden, während die Integrität des Sports gleichzeitig geschützt werden soll. IBIA-Geschäftsführer Khalid Ali erklärte, dass die beiden Organisationen bereits seit längerer Zeit zusammenarbeiten, zum Beispiel in Brasilien. Man teile sich eine Reihe von Mitgliedsunternehmen und Märkten und verfolge dieselben regulatorischen Ziele. Es sei eine natürliche Entwicklung, die Partnerschaft zu formalisieren, um somit eine noch intensivere Kooperation zu ermöglichen.

Malta und Dänemark in den Top-Drei

Die Glücksspieloase Malta landet in dem IBIA-Ranking auf Platz Zwei mit 88 Punkten. Während die Kanalisierung für Malta aufgrund seines Status als internationales Betreiberzentrum nicht berechnet werden kann, wurde der 2018 aktualisierte regulatorische Rahmen als einer der besten der Welt bewertet. Ausschlaggeben waren zudem unbegrenzte Lizenzen, niedrige Steuern und umfassende Integritätsmaßnahmen.

Auf Platz Drei folgt Dänemark (noch vor Nevada und Schweden) mit 86 Punkten. Dänemark verfüge über ein robustes, aber ausgewogenes regulatorische Rahmenwerk. Obwohl die Kanalisierungsrate mit 89 Prozent nicht so hoch ist wie in Großbritannien, biete der 2012 eingeführte Regulierungsansatz viele Chancen. Das Land verfüge über ein angemessenes Steuermodell. Grund zur Sorge bereite jedoch die kürzliche Anhebung der GGR-Steuer von 20 auf 28 Prozent.

Deutschland landet auf Platz Zehn

Deutschland, welches seinen Online Glücksspielmarkt auf Basis des GlüStV ab Juli öffnet, landet in dem Ranking nur auf Platz Zehn – hinter Italien und den Niederlanden und vor Kolumbien und Frankreich. Laut IBIA habe die langerwartete Regulierung des Marktes viele Lizenznehmer angelockt. Allerdings würden die kürzlich verabschiedete Spieleinsatzsteuer und die Beschränkungen bei Live- und In Play-Wetten für erhebliche Probleme sorgen.

Insgesamt konnte Deutschland 75 Punkte erreichen: 25/30 Punkte bei der Regulierung, 11/20 bei Steuern, 14/20 bei Produkten, 13/15 Punkte in punkto Integrität und 13/15 Punkten bei Werbung. Die Kritikpunkte der IBIA an der deutschen Regulierung werden auch vom Deutschen Online Casinoverband (DOCV) und von den Universitäten in Bochum und Düsseldorf geteilt: Spieleinsatzsteuer und Verbote würden die Kanalisierung gefährden, so das einstimmige Kredo.

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