Fusion zwischen Entain und MGM?

In der Glücksspielwelt bahnt sich eine weitere Megafusion an. Der US-amerikanische Casinoriese MGM Resorts International hat dem britischen Glücksspielkonzern Entain PLC (früher GVC) ein milliardenschweres Übernahmeangebot unterbreitet. Beide Seiten befinden sich zurzeit in Verhandlungen. Sollte es zur Fusion kommen, könnte MGM eine führende Position auf dem Markt für Online Sportwetten einnehmen. Was sagen die Marktaufsichtsbehörden zu den Plänen?

Das MGM Grand in Las Vegas, USA.

MGM und Entain sind bereits mit einem Joint Venture am wachsenden US-Markt präsent. ©RJA1988/Pixabay

Wurde Entain unterbewertet?

Die beiden Glücksspielgiganten MGM und Entain befinden sich in Gesprächen über eine Übernahme im Wert von 11 Mrd. US-Dollar (~ 9 Mrd. Euro). Diesbezüglich hat MGM, das vor allem für das MGM Grand und das Bellagio in Las Vegas berühmt ist, Entain eine Tauschoption von 0,6 MGM-Aktien für jede Entain-Aktie vorgeschlagen, basierend auf den Schlusskursen am 31. Dezember 2020 (1.383 Pence pro Entain-Aktie).

Dies wiederum entspricht einem Aufschlag von 22 Prozent auf den Aktienkurs von Entain. Sollte der Vorschlag mit einem konkreten Angebot untermauert werden, würden die Entain-Aktionäre etwa 41,5 Prozent des kombinierten Unternehmens besitzen, wobei den Aktionären eine begrenzte Teil-Baralternative angeboten werden soll. Entain, die neue Benennung von GVC, hat MGM jedoch bereits mitgeteilt, dass der Vorschlag das Unternehmen signifikant unterbewerten würde.

Folglich wurden weitere Informationen angefordert, die die strategischen Gründe für den Zusammenschluss darlegen. Es wurde darauf hingewiesen, dass es bislang keine Gewissheit darüber gibt, dass tatsächlich ein Angebot gemacht wird. Ferner habe MGM keine konkreten Bedingungen gestellt. Gemäß Regel 2.6(a) des sogenannten City Code on Takeovers and Mergers muss MGM nun bis zum 01. Februar um 17 Uhr eine feste Absicht bekunden.

Seit August 2018 ist Entain bereits durch ein Joint Venture mit MGM am US-Markt aktiv. Die gemeinsame Tochterfirma trägt den Namen Roar Digital und setzt – mit Blick auf die im Mai 2018 erfolgte US-weite Legalisierung von Online Sportwetten – auf den digitalen Sektor. Ziel der Kooperation ist eine Vormachtstellung auf dem US-Wettmarkt: Während MGM dem britischen Konzern einen lizenzierten Marktzugang verschafft, kann der Casinoriese vom Knowhow des stark onlinefokussierten bwin- und Ladbrokes-Inhabers profitieren. Beide Partner sprachen daher von einem enormen Potenzial in Bezug auf Roar Digital.

50/50-Beteiligung an BetMGM

Ein wesentlicher Bestandteil der Kooperation beider Konzerne ist die Verwaltung der Sportwettplattform BetMGM, an der beide zu jeweils 50 Prozent beteiligt sind. Im Juli letzten Jahres verpflichteten sich die Partner zu einer zweiten Investitionsrunde, wodurch sich die Gesamtinvestition in die Plattform auf 450 Mio. US-Dollar erhöhte. Die Marke ist derzeit in sieben Staaten aktiv, mobile Angebote sollen Anfang 2021 in Virginia und Michigan folgen.

Um die Seite zu weiter zu pushen, wurde außerdem ein Deal mit Yahoo abgewickelt, ebenso wie eine Werbepartnerschaft mit dem Schauspieler und Django Unchained-Star Jamie Foxx. Die Marke profitierte in den letzten Monaten von einem wahren Sportwettboom. Im August beliefen sich die Einsätze auf 2,1 Mrd. US-Dollar, das größte monatliche Wettvolumen in der US-Geschichte. Hintergrund war die Wiederaufnahme des Profisports nach dem Lockdown.

Wachsender US-Markt im Fokus

MGM hat sich inzwischen zu der Stellungnahme von Entain geäußert. Dass der Konzern einen Fusionsvorschlag gemacht hat, wurde bestätigt, allerdings könne noch nicht gesagt werden, ob es tatsächlich zu einem fixen Angebot kommen wird. Erneut wies MGM aber darauf hin, dass es für Entain-Aktionäre, die keine Aktienkompensation wünschen, eine Baroption geben würde.

MGMs größter Aktionär, die InterActive Corporation (IAC), erklärte, bei der Finanzierung helfen zu können. Im letzten August hatte MGM Anteile von 12 Prozent für 1 Mrd. US-Dollar an IAC abgetreten. Das digitale Medienunternehmen ist vor allem für Online Dating-Portale wie Tinder oder Match.com bekannt. Zudem steht der Konzern hinter dem Online Reisebüro Expedia und ANGI Homeservices.

MGM erklärte außerdem, dass es die Übernahme erlauben würde, auf dem wachsenden US-Markt zu expandieren und volle Kontrolle über das Joint Venture zu gewinnen. Die Ressourcen von MGM würden dazu beitragen, das Unternehmen zu einem führenden Anbieter sowohl im Online- als auch im landbasierten Sektor zu machen. Man wolle den Vorschlag daher weiter diversifizieren und die kombinierte Gruppe genauer positionieren.

Zeiten der Megafusionen

Die mögliche Fusion zwischen MGM und Entain wäre längst nicht die einzige nennenswerte Übernahme der letzten drei Jahre. 2018 sorgte der Aufkauf von FanDuel durch Paddy Power Betfair (PPB) für Aufsehen. Darüber hinaus hatte sich der PokerStars-Inhaber The Stars Group (TSG) den britischen Wettriesen SkyBet für rund 4,7 Mrd. US-Dollar angeeignet.

Die benannten Unternehmen sind inzwischen allesamt vereint, denn 2019 wurde wiederum eine Fusion zwischen dem PPB-Inhaber Flutter Entertainment und TSG beschlossen. Neben den 2020 erfolgten Fusionen zwischen Caesars und Eldorado sowie zwischen Caesars und William Hill, handelte es sich hierbei um die größte Fusion der jüngeren Glücksspielgeschichte: Der bis dato größte börsennotiere Glücksspielkonzern der Welt ging hervor. Etliche Marken wurden unter einem Dach vereint: Zu Flutter gehört neben PPB und FanDuel auch Sportsbet, während zu TSG neben PokerStars und SkyBet auch die Marken BetStars und Oddschecker gehören.

Überdies kam es im Juli 2020 zu einer weiteren Fusion, die die Glücksspielwelt aufhorchen ließ: Der Weltmarktführer für Live Dealer-Spiele, Evolution Gaming, hat den weltbekannten schwedischen Spieleentwickler NetEnt übernommen. Alle benannten Fusionen mussten im Vorfeld von mehreren internationalen Marktaufsichtsbehörden überprüft werden. Auch im Fall von MGM und Entain müssten die Instanzen überprüfen, ob Wettbewerbsverzerrungen entstehen könnten.

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