WSOP-Entscheidung nicht vor Mai

Die Pokerwelt rätselt, ob die World Series of Poker (WSOP) trotz der Covid-19-Pandemie stattfindet. Laut Meldungen des Las Vegas Review-Journal kann eine Entscheidung nicht vor Mai erwartet werden. Indessen haben die Veranstalter eine Online Spring Series mit $4 Millionen-Garantie angekündigt. Auch PartyPoker und Poker Central planen abgesagte Live-Turniere online auszutragen. Mit welchen Entwicklungen ist zu rechnen?

Ein Stapel Pokerchips auf einem Spieltisch.

Große Turniere wie die WPT oder Poker Masters sollen bereits online stattfinden. ©NaimBenjelloun/Pexels

Notfallpläne in der Hinterhand

„Wir halten unsere Köpfe unten und planen weiter, wir müssen nicht jetzt eine Entscheidung treffen“, so das aktuelle Statement von Seth Palansky, Vizepräsident für Unternehmenskommunikation bei der WSOP. Zurzeit beobachte man zwar die Entwicklungen von Covid-19, habe jedoch noch nicht vor, das weltgrößte Pokerturnier abzusagen. Es werde so gearbeitet, als würde die WSOP planmäßig vom 26. Mai bis zum 15. Juli stattfinden.

Die Gründe, die für eine möglich Aussetzung sprechen, sind offensichtlich. Jedes Jahr reisen Tausende von Spielern aus der ganzen Welt an, um an der Turnierserie im Rio All-Suit Hotel and Casino in Las Vegas teilzunehmen. In Zeiten der Corona-Krise sind solche Aufeinandertreffen jedoch nicht nur aus gesundheitlichen Gründen fraglich, sondern aufgrund internationaler Reisetopps auch unrealistisch.

Nachdem sich 2019 der Deutsche Hossein Ensan gegen 8.569 Teilnehmer durchsetzen konnte und ein Preisgeld von satten $10 Millionen mit nach Hause nahm, sollte in diesem Jahr noch eine Schüppe draufgesetzt werden. Erst Ende Dezember hatten die WSOP-Macher ihren Turnierplan für 2020 veröffentlicht, dieser wartet mit einem Rekord von 87 Bracelet-Events auf.

Laut Seth Palansky wurden Pläne diskutiert, um die Serie im Notfall zu verkürzen. Darüber hinaus könnten einige organisatorische Ausfälle dazu führen, dass Termine für einzelne Events geändert werden müssen. Weiterhin werde man alle Entwicklungen überwachen und gegebenenfalls flexibel reagieren. „Die Dinge ändern sich jetzt nicht nur täglich, sondern stündlich“, so das Kredo gegenüber lokalen Medien.

Online Spring Series geplant

Unterdessen können sich Pokerspieler, die nicht auf eine offizielle Entscheidung warten wollen, auf eine Online Spring Championship mit einer $4 Millionen-Garantie zwischen dem 05. April und dem 03. Mai freuen. Hiermit reagiert die WSOP gemeinsam mit ihrem Onlinebetreiber wsop.com auf die weltweite Gesundheitskrise. 100 Turniere, mindestens drei pro Tag, sollen innerhalb der Turniers gespielt werden.

Die Buy-Ins liegen zwischen $10 und $1.000, dabei bieten mindestens neun Turniere ein Preisgeld im sechsstelligen Bereich. Das Main Event ist für den 03. Mai geplant und soll $525 kosten. Hier wird Preispool von $300.000 garantiert. Der Sieger erhält neben dem Geldpreis außerdem einen Champion-Gürtel. Dass das Turnier von der Pokercommunity als WSOP-Ersatz akzeptiert wird, ist jedoch unwahrscheinlich.

Hauptgrund ist, dass Wsop.com nur für US-amerikanische Spieler in den US-Bundesstaaten New Jersey, Nevada und Delaware spielbar ist, weshalb sich europäische Spieler weiterhin gedulden müssen, sofern sie nicht auf anderweitige bekannte Online Poker-Anbieter zurückgreifen möchten. Die Entwicklungen bleiben an dieser Stelle vorerst abzuwarten.

Live-Events online spielen?

Mittlerweile hat die gesamte Pokerwelt auf das Coronavirus reagiert und anstehende Turniere gecancelt. Das Millions Cyprus wurde ausgesetzt. Außerdem wurden die Premiere von Siege of Malta, die Irish Poker Open und die Bounty Poker Tour Tallinn abgesagt. In besonderem Maße betroffen sind außerdem die World Poker Tour (WPT) und das Poker Masters-Turnier.

Die Anbieter PartyPoker und Poker Central haben sich nun dazu entscheiden, die Turniere in die Onlinewelt zu verlagern. Obwohl das eigentliche Poker Masters-Turnier erst für Oktober angesetzt ist, soll das Poker Masters Online-Turnier bereits vom 12. April bis zum 26. April stattfinden. Geboten werden 30 Events mit Buy-Ins zwischen $10.300 und $51.000. Der garantierte Preispool liegt bei $2 Millionen.

Laut PartyPoker-CEO Tom Waters wolle man den Spielern auf diesem Weg die Möglichkeit bieten, „das zu tun, was sie lieben, und das Turnier im Online-Format spielen“. Der Geschäftsführer betonte außerdem, dass die Poker Masters inzwischen zu den beliebtesten Turnieren unter High Rollern gehört. Die innovative Idee einer Onlineübertragung würde sowohl Fans als auch Spieler ansprechen.

Dasselbe gilt für die renommierte World Poker Tour (WPT), hier steht ein garantierter Preispool von satten $5 Millionen ins Haus. Eine Onlineversion unter dem Titel „WPT Online Series Championship“ sei für Mitte Mai geplant. Laut Waters sei es eine „Ehre, die allererste WPT Online-Serie zu veranstalten“. Zukünftig suche man nach weiteren Möglichkeiten, um der Community entsprechende Angebote zu machen.

Weichen Profipokerspieler aus?

Die globalen Shutdowns treffen nicht nur Pokerfans und Betreiber, sondern auch Profipokerspieler, die nun nach neuen Einnahmequellen suchen müssen. Zwar weichen inzwischen viele Spieler in die Onlinewelt aus, dennoch haben längst nicht alle Profis Lust auf virtuelles Spielen. Profispieler Benton Blakeman erklärte beispielsweise, dass die Online Spieler viel schwieriger zu besiegen seien als physische Spieler.

Wie der Spieler Chris Konvalinka gegenüber Las Vegas Review-Journal erklärte, fehle im Internet außerdem der „Bezug zum echten Geld“, es sei schwieriger mit Spieleinsätzen zu hantieren und taktisch klug zu setzen. Auf einer App könne er den Nervenkitzel außerdem weniger ernst nehmen. Die Wahl der jeweiligen Spielart bleibt letztlich Geschmackssache.

Dennoch ist ein Online Poker-Boom nicht von der Hand zu weisen. Pro Woche nehmen zurzeit weltweit etwa 45.000 Spieler an Online Pokerturnieren teil. Im Sommer 2019 waren es hingegen noch rund 27.000. Das von PokerStars veranstaltete Sunday Millions verzeichnete zuletzt einen Rekordpreispool von $18,6 Millionen. In Zeiten der Gesundheitskrise muss mit weiteren Wachstumsschüben gerechnet werden.

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