Pokerwelt reagiert auf Coronavirus

Die internationale Pokerbranche hat auf die Ausbreitung des Coronavirus (Covid-19) reagiert und mehrere anstehende Live-Turniere in Europa abgesagt. Zudem steht die Frage im Raum, ob auch die World Series of Poker (WSOP) in Las Vegas ins Wasser fällt. Auf Twitter kam es diesbezüglich zu einer hitzigen Debatte zwischen mehreren Pokerprofis. Hier ein Überblick.

Pokerkarten, Spielchips und Würfel.

Auf der EPT in Sotschi sollen (u. a.) regelmäßige Kartenwechsel vor Ansteckung schützen. ©JoshApple/Pixabay

Bekannte Live-Events betroffen

Die weltweite Corona-Epidemie bedroht nicht nur Menschenleben und sorgt für wirtschaftliche Zusammenbrüche, sondern hinterlässt auch immer tiefere Spuren in der Welt des Pokers. Hier nehmen die Sicherheitsvorkehrungen aktuell immer mehr zu. Erst vergangene Woche wurde die World Poker Tour (WPT) Barcelona (22.03.-05.04), unter anderem organisiert von PartyPoker, abgesagt. Die Preisgeldgarantie von satten 3 Mio. Euro wurde zurückgezogen.

Darüber hinaus soll PartyPoker auch das MILLIONS Cyprus (29.04.-11.05) ausgesetzt haben. Außerdem wurde die Premiere von „Siege of Malta“ (15.-20.04.) sowie die Malta Poker Championship gecancelt. Seit Anfang dieser Woche ist bekannt, dass die Irish Poker Open (06.-13.04.) und die Bounty Poker Tour Tallinn (19.-20.03.) ebenfalls in Wasser fallen. Alle benannten Turniere werden auf unbestimmte Zeit verschoben.

Auch PokerStars cancelt Turniere

Auch der Weltmarktführer PokerStars hat angekündigt bestimmte europäische Live-Events wegen des Coronavirus auszusetzen. Betroffen ist die komplette Turnierserie Road to PSPC in Hamburg, La Grand Motte und Madrid. Alle Spieler, die sich bereits für eines der drei abgesagten Events qualifiziert haben, werden laut Management einzeln kontaktiert, um eine Übertragung auf neue Termine vorzunehmen.

Doch nicht alle Turniere werden abgesagt. Nach jetzigem Stand soll die bevorstehende Etappe der European Poker Tour (EPT) in Sotschi (20.-29.03.) wie geplant gespielt werden. Dasselbe gilt für die BSOP São Paulo (19.-24.03.) und die bereits laufende Okada Manila Millions (09.-15.03.). Man bemühe sich um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Erfüllung der Wünsche der Spieler, dem Schutz der Teilnehmer und dem verantwortungsvollen Handeln.

Besondere Sicherheitsmaßnahmen

Bei den benannten Veranstaltungen arbeitet PokerStars eng mit den jeweiligen Partner-Casinos zusammen, um sicherzustellen, dass alle nötigen Vorkehrungen getroffen werden. Diese umfassen regelmäßige Desinfektionen, die tägliche Reinigung des gesamten Poker-Equipments sowie ein regelmäßiger Austausch der Spielkarten. Mit Blick auf die aktuelle Situation erklärte das Unternehmen das auf seiner Homepage:

“Die Situation ist sehr dynamisch und Live-Turniere sind ein großer Teil unserer Arbeit. Wir überprüfen jede Veranstaltung von Fall zu Fall und reagieren zusammen mit unseren Casino-Partnern entsprechend auf die neuesten Entwicklungen.”

Wie PokerStars weiter erklärte, habe man außerdem einen Plan für diejenigen vorbereitet, die aus Angst vor Ansteckung nicht mehr an noch bestehenden Turnieren teilnehmen wollen. Den Spielern wollen man „volle Flexibilität bei der Entscheidung“ gewährleisten. Sollte sich jemand durch die Teilnahme an den Veranstaltungen unwohl fühlen, stehe der Kundendienst jederzeit zur Verfügung.

In diesem Kontext hatte Rob Yong von PartyPoker kürzlich auf seiner Twitter-Seite erklärt, dass sich bereits 40 von 87 Spielern von der derzeitigen Millions Super High Roller Series in Sotschi, Russland, zurückgezogen haben. Ob sich ein vergleichbarer Rücklauf auch bei der EPT vollziehen wird, bleibt vorerst abzuwarten.

Wird die WSOP abgesagt?

Die jährliche World Series of Poker (26.05.-15.07.), die größte Poker-Turnierserie der Welt, ist ein Ereignis, das in jedem Pokerkalender herausragt. Hunderttausende von Spielern und Fans aus der ganzen Welt strömen jedes Jahr nach Las Vegas, um das Turnier im Rio All-Suit Hotel and Casino zu verfolgen oder daran teilzunehmen.

In der vergangenen Woche wurde nun jedoch der erste Fall von Covid-19 in Las Vegas gemeldet, was in der hiesigen Pokerszene sofort für allerhand Spekulationen sorgte. Laut Insidern habe die weltweite Verbreitung des Coronavirus das Potenzial, die Organisation der Veranstaltung unmöglich zu machen.

Ein Hauptgrund für die Annahme ist, dass es der Eindämmung der Lungenerkrankung entgegenwirken würde, wenn Spieler aus der ganzen Welt nach Las Vegas reisen. Ohnehin sei der Reiseverkehr bereits stark eingeschränkt. „Es gibt einfach so viele Länder, die Spieler einfliegen, und mit den strengen Reisebeschränkungen ist das vielleicht nicht realistisch“, so zum Beispiel das Statement des Pokerprofis Doug Polk.

Währenddessen gaben die WSOP-Macher Entwarnung. „Wir beobachten die Entwicklungen von Covid-19 und haben nicht vor, die WSOP abzusagen“, so das aktuelle Kredo auf der Webseite. Erst Ende Dezember hatten die Organisatoren ihren Turnierplan für 2020 veröffentlicht. Geplant ist ein Turnier mit mehr Varianz und neuen Spielarten, unter anderem wird ein Comeback von Freezeout-Turnieren erwartet.

WSOP-Wette sorgt für Furore

Da eine reelle Wahrscheinlichkeit besteht, dass das Pokerturnier abgesagt wird, kam es vor kurzem zu einer fragwürdigen Wette auf Twitter: Die bekannten Pokerprofis Doug Polk, Mike McDonald und Dan O’Brien wetteten auf eine WSOP-Absage durch das Coronavirus. Polk bot eine Quote von 20:1 darauf, dass das Turnier in Wasser fällt. McDonald und O’Brien zogen später mit einer Quote von 12:1 nach.

Die Aktion sorgte innerhalb der Szene sofort für Wirbel. Dass die Pokerspieler auf Ereignisse wetten, die im Zusammenhang mit dem Leid anderer Menschen stehen, war für viele Pokerfans aus ethischen Gründen nicht nachvollziehbar. Der kanadische Pokerspieler Daniel Negreanu machte seinen Standpunkt an dieser Stelle besonders deutlich und twitterte:

“Als Berufsspieler bin ich offen für Wetten auf viele Dinge. Nicht auf dieser Liste sind Ausgrenzungen, leidende Menschen, sterbende Menschen und Menschen, die einen Virus bekommen. Wenn Sie eine solche Wette gewinnen, geben Sie sich dann selbst ein High Five? Das scheint kaltblütig zu sein.”

Mike McDonald relativierte daraufhin sein Wettangebot und erklärte, dass sich die Organisatoren der WSOP ohnehin mehr um die Dollars sorgen würden als um das Leben ihrer Mitarbeiter und Kunden. Die Wette diene deshalb dazu, Aufmerksamkeit zu erzeugen und die Führungskräfte zum richtigen Handeln zu bewegen. Die Diskussionen liefen laut Pokernews bis tief in die Nacht. Dennoch sind die tatsächlichen Entwicklungen derweil nicht abzusehen.

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