Wettskandal in Großbritannien: 15 Politiker wegen Insider-Wetten auf die Wahl 2024 angeklagt

  • Die britische Glücksspielbehörde soll 15 Politiker der Conservative Party angeklagt haben
  • Ihnen werden Insider-Wetten auf den Zeitpunkt der Wahl 2024 vorgeworfen
  • Zu den Angeklagten zählt der ehemalige Abgeordnete Craig Williams
Aufnahme der Royal Courts of Justice in London.

Die Angeklagten im Wettskandal müssen sich im Juni vor Gericht verantworten (Symbolbild). © Wikipedia

Wetteinsatz von 100 GBP führt zu Wettskandal

Wenige Tage bevor der damalige britische Premierminister Rishi Sunak, 44, am 22. Mai 2024 vorgezogene Wahlen ankündigte, sollen mehrere Politiker Wetten auf den Zeitpunkt einer möglichen Neuwahl platziert haben. Damit sollen sie gegen Paragraph 42 des Gambling Act 2005 [Link auf Englisch] verstoßen haben: Dieser verbietet das Nutzen vertraulicher Informationen, um sich bei Wetten einen Vorteil zu verschaffen.

Wie die britische Zeitung Guardian berichtet, soll nun Anklage gegen 15 Personen [Link auf Englisch] erhoben worden sein. Ihnen werde vorgeworfen, ihr Insider-Wissen genutzt zu haben, um sich einen Wettvorteil zu verschaffen. Die Angeklagten hätten 100 GBP (ca. 116 EUR) auf ein Wahldatum im Juli 2024 gesetzt und damit einen möglichen Gewinn von 500 GBP (ca. 582 EUR) erzielt.

Am 13. Juni 2025 sollen sich die Angeklagten vor einem Gericht verantworten müssen. Verstöße gegen Paragraph 42 des Gambling Act 2005 können mit Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren geahndet werden.

Ehemaliger Abgeordneter und Privatsekretär von Rishi Sunak angeklagt

Aufnahme von Craig Williams.

Williams wurde nach dem Wettskandal suspendiert. © Wikipedia

Zu den Angeklagten zählt Craig Williams, 39. Er ist ehemaliger Abgeordneter für Montgomeryshire und war der Privatsekretär von Rishi Sunak.

In dieser Funktion soll er Insider-Informationen darüber gehabt haben, dass Sunak am 22. Mai 2024 vorzeitige Neuwahlen ausrufen würde und das Datum für die Wahl in den Juni fallen werde.

Er soll dieses Wissen genutzt haben, um Wetten auf Neuwahlen im Juni 2024 zu platzieren.

Nach dem Bekanntwerden des Wettskandals soll Williams die Unterstützung der Partei verloren haben und suspendiert worden sein.

Unter den Angeklagten befänden sich weitere Politiker der Conservative Party. Dazu zähle Russell George, 50, ein ehemaliger Abgeordneter im walisischen Parlament.

Die weiteren Angeklagten haben ebenfalls Verbindungen zur Tory Party.

Wettverbot für Politiker nötig?

Nach Bekanntwerden des Skandals rund um die Insider-Wetten forderten viele Menschen in Großbritannien ein Wettverbot für Politiker. Mit Insider-Informationen sei es durchaus denkbar, dass sie auch größere Wetteinsätze tätigen könnten.

Großbritannien gilt als eine wettbegeisterte Nation. Neben Sportwetten sind dort auch Politik-Wetten und Wetten auf gesellschaftliche Ereignisse erlaubt. Großbritannien ist zudem für seine außergewöhnlichen Wetten, etwa auf den Hut der verstorbenen Queen Elizabeth II. bei der Royal-Ascot-Rennwoche, bekannt.

In Deutschland sind hingegen nur Sportwetten legal. Wetten auf die Politik oder gesellschaftliche Ereignisse sind durch den Glücksspielstaatsvertrag untersagt. Somit sind auch Wetten auf den Eurovision Song Contest oder die Oscars in Deutschland verboten.

Partei suspendiert alle Angeklagten

Der Wettskandal rund um die Ankündigung der Neuwahlen war ein beschämender Vorfall für die Conservative Party. Nach Bekanntwerden der Anklage soll sich ein Sprecher der Partei geäußert haben:

“Die Partei ist der Ansicht, dass Politiker integer handeln müssen. Die derzeitigen Mitarbeiter, gegen die Anklage erhoben wurde, sind mit sofortiger Wirkung suspendiert.”, Sprecher der Conservative Party, BBC

Ein Sprecher der walisischen Konservativen betonte, dass er enttäuscht über das Verhalten der Angeklagten sei. Die Partei werde das Ergebnis der Verhandlung abwarten und dann weitere Entscheidungen treffen.

Die Conservative Party versicherte zudem, mit der britischen Glücksspielbehörde [Link auf Englisch] zusammenarbeiten zu wollen, um eine transparente Ermittlung sicherstellen zu können. Es wird sich zeigen, wann das Gericht ein Urteil in dem Fall treffen wird.

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