Lotterie-Betrug in Deutschland: Europol führt Razzien durch und nimmt Telefon-Betrüger fest
- Europol und Eurojust ist ein Schlag gegen telefonischen Lotterie-Betrug gelungen
- Dieser soll mehr als 10 Jahre angedauert und einen Schaden von mehr als 8 Mio. EUR verursacht haben
- In den sozialen Medien berichten zahlreiche Opfer über die dubiosen Lotterie-Anrufe
Bürger wegen angeblicher Lotto-Gewinne angerufen
Eurojust, die Agentur der Europäischen Union für die Zusammenarbeit in der Justiz, hat am 3. Juni 2025 in einer Pressemeldung mitgeteilt, eine Razzia gegen telefonischen Lotterie-Betrug in Deutschland durchgeführt zu haben. Die Behörden hätten schon seit Langem gegen die Betreiber ermittelt.
Es habe sich dabei um ein Netzwerk von Callcentern gehandelt, von denen aus die Fake-Anrufe getätigt worden seien. Dabei hätten die Täter stets dieselbe Masche verfolgt: Sie sollen ihre Opfer in Deutschland angerufen und ihnen von einem angeblichen Lotto-Gewinn berichtet haben.
Dabei hätten sie behauptet, die letzte Zahlung für ihr Lotto-Abonnement sei nicht eingegangen. Die Opfer berichteten den Behörden anschließend, dass sie solche Abonnements jedoch nie abgeschlossen hätten.
Die Täter teilten den leichtgläubigen Opfern mit, Zeitschriften abonnieren oder Zahlungen leisten zu müssen, um den vermeintlichen Gewinn zu erhalten. Anschließend sollen die Täter den Opfern auf Grundlage der telefonisch abgefragten Daten gefälschte Rechnungen und Dokumente geschickt haben. Mit dieser Masche sollen die Kriminellen schätzungsweise 8 Millionen EUR erbeutet haben.
Die Behörden gehen derzeit von rund 30.000 Betrugsfällen durch das zerschlagene Netzwerk aus. Die Täter sollen sich nicht nur als Mitarbeiter von angeblichen Lotto-Anbietern ausgegeben haben, sondern teilweise auch als Polizisten oder Bankangestellte.
Behörden nehmen Täter fest
An einem Aktionstag hätten die Behörden Razzien an 35 Orten in Österreich, Tschechien, Griechenland und der Slowakei durchgeführt. Dabei seien 39 Verdächtige durchsucht worden, drei von ihnen seien festgenommen worden. Ob dabei auch der Hauptverdächtige festgenommen wurde, der die Callcenter geleitet haben soll, ist der Pressemeldung nicht zu entnehmen.
Insgesamt sollen die Behörden gegen mehr als 170 Personen wegen Online-Betrug und Geldwäsche ermitteln. Bei der Razzia hätten die Behörden zahlreiche Mobiltelefone und Datenspeicher beschlagnahmt.
Betroffene berichten von Fake-Anrufen
Es dürfte sich bei dem zerschlagenen kriminellen Netzwerk bei Weitem nicht um den einzigen Fall von telefonischem Lotterie-Betrug handeln. In den sozialen Medien schildern zahlreiche Opfer, wie sie in die Falle der Fake-Anrufe geraten sind.
Ein User auf Reddit [Link auf Englisch] berichtet, dass er einen Anruf von einer unbekannten Nummer erhalten habe. Die Anruferin habe ihm mitgeteilt, dass sie für eine Lotterie arbeite. Sie teilte dem Opfer mit, dass es derzeit ein Sonderkündigungsrecht für sein angebliches Lotto-Abo gäbe. Würde er diese Option nicht nutzen, würde sich sein Abo für 79 EUR im Jahr verlängern.
Dabei fragte die Anruferin gezielt die Daten des Opfers ab. Sie habe nicht nur seinen Namen, sondern auch sein Geburtsdatum und seine vorherigen Wohnadressen gekannt.
Ein weiterer User berichtet auf Reddit [Link auf Englisch] davon, wie seine Mutter Opfer von telefonischem Lotto-Phishing geworden sei. Sie habe einem Anrufer persönliche Informationen (Name, Telefonnummer und Adresse) am Telefon mitgeteilt.
Anschließend habe sie stündlich Anrufe von österreichischen Nummern erhalten. Teilweise sei sie fünfmal pro Stunde angerufen worden. Die Anrufer hätten stets behauptet, Lotterie-Mitarbeiter zu sein. Zu welchem Unternehmen sie gehören würden, hätten die Mitarbeiter dabei nie gesagt.
Woher stammen die Daten?
Viele Opfer schildern, dass sie aufgrund der vorhandenen Daten auf die Betrüger hereingefallen seien. Diese würden bei ihren Anrufen die Namen ihrer Opfer, ihre Adressen und Geburtsdaten kennen. Das scheint für viele leichtgläubige Menschen ein Indiz für ein seriöses Unternehmen zu sein.
Doch woher haben die Betrüger überhaupt die persönlichen Daten ihrer Opfer? In den sozialen Medien wird spekuliert, dass diese aus verschiedenen Quellen stammen würden. Das könnten etwa gefälschte Webseiten mit angeblichen Lottospielen sein, wo die Opfer zuvor ihre Daten eingegeben haben. Viele Daten seien zudem frei im Netz verfügbar oder würden, wie in dem auf Reddit geschilderten Fall, vorher gezielt per Telefon erhoben.
Social-Media-Community hat nur wenig Verständnis für die Opfer
In den auf Reddit geschilderten Fällen zeigt die Community kein Verständnis dafür, dass Menschen heutzutage noch auf telefonischen Lotto-Betrug hereinfallen. Zumal die Behörden immer wieder vor Phishing-Anrufen warnen würden und es solche Maschen schon jahrelang gäbe:
Comment byu/Smithravi from discussion inAskAGerman
Übersetzung: Einfacher Telefonbetrug. Das ist nichts Neues. Ist seit Jahren weit verbreitet.
In den sozialen Medien wird vor allem die Gefahr diskutiert, die von den Betrügern ausgeht. Das Hauptproblem scheint für viele Nutzer nicht der monetäre Verlust zu sein. Wer Betrügern seine Daten gibt oder sie bestätigt, werde in Zukunft vermehrt von Kriminellen kontaktiert:
Comment byu/Smithravi from discussion inAskAGerman
Übersetzung: Warum nehmen Sie ab, wenn unbekannte Nummern anrufen? Warum sprechen Sie überhaupt mit Betrügern? Und vor allem: Warum in aller Welt bestätigen Sie, dass die Daten, die sie haben, korrekt sind, und sagen ihnen dann auch noch, dass die Adresse, die sie haben, nicht mehr aktuell ist? Fischen Sie aktiv nach weiteren Spam- und Betrugsanrufen oder was ist Ihre Strategie?
Comment byu/Smithravi from discussion inAskAGerman
Übersetzung: Wenn Sie herausfinden, dass es sich um Betrüger handelt, legen Sie sofort auf und geben Sie keine weiteren Informationen über sich preis. Sie werden sie weiterverkaufen oder sich eine attraktivere Masche einfallen lassen.
Es macht den Anschein, als würden sich Kriminelle mit ihren Anrufen insbesondere an ältere Menschen wenden. Sie scheinen davon auszugehen, dass ältere Menschen sich der Gefahren von Phishing-Anrufen nicht im gleichen Maße bewusst sein könnten wie jüngere Generationen oder dass sie sich vielleicht nicht klar an abgeschlossene Abonnements erinnern könnten.
Vorsicht bei Gewinnankündigungen per Telefon
Die Ermittlungen von Eurojust sowie die geschilderten Fallbeispiele in den sozialen Medien zeigen, dass Telefon-Betrug nach wie vor stark verbreitet zu sein scheint. Dies wirft die Frage auf, wie vorsichtig wir online mit unseren persönlichen Daten umgehen.
Grundsätzlich gilt, dass telefonische Gewinnankündigungen stets mit Vorsicht zu genießen sind. Persönliche Informationen sollten am Telefon weder bestätigt noch herausgegeben werden.