Behördenschreiben wegen Verdachts auf illegales Glücksspiel: Wie sollten sie sich verhalten?

  • Immer mehr Spieler in Deutschland erhalten Post von Behörden aufgrund illegalen Online-Glücksspiels
  • Wir zeigen Ihnen, was Sie tun sollten und was Sie auf keinen Fall machen dürfen
  • Mit den richtigen Schritten lassen sich viele Verfahren ohne Strafe beenden
Ein Brief der Staatsanwaltschaft auf einem Schreibtisch

Sie haben ein Anschreiben wegen illegalen Glücksspiels erhalten? Wir zeigen Ihnen, was zu tun ist (Symbolbild). © OnlineCasinosDeutschland.com / DALL-E

Warum bekommt man überhaupt Post wegen illegalen Glücksspiels?

In den letzten Monaten berichten immer mehr Betroffene davon, plötzlich Post von einer Staatsanwaltschaft oder Polizeibehörde erhalten zu haben. Der Vorwurf: Sie sollen an unerlaubtem Glücksspiel im Internet teilgenommen haben.

Was viele zunächst für einen Irrtum halten, ist in der Regel sehr ernst gemeint und kann strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Doch warum passiert das gerade jetzt so häufig?

Grund ist die verschärfte Rechtslage in Deutschland. Seit dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags im Juli 2021 ist klar geregelt, dass nur Anbieter mit deutscher Lizenz Online-Glücksspiele wie virtuelle Spielautomaten, Online-Poker oder Sportwetten legal anbieten dürfen. Alle anderen Angebote, selbst wenn sie in anderen EU-Staaten reguliert sind, gelten in Deutschland als illegal, sofern keine nationale Zulassung vorliegt.

Viele Spieler nutzen seit Jahren Plattformen, die mit einer Lizenz aus Curaçao, Gibraltar oder Malta arbeiten. Dort sind diese Anbieter zwar legal, in Deutschland jedoch nicht zugelassen. Die Teilnahme an solchen Spielen kann somit als Ordnungswidrigkeit oder sogar als Straftat nach § 285 Strafgesetzbuch (StGB) gewertet werden.

Behörden prüfen Fälle auch rückwirkend

Besonders problematisch: Die Behörden greifen nicht nur bei aktuellen Fällen ein, sondern prüfen zunehmend auch rückwirkend Transaktionen und Spielaktivitäten aus den vergangenen Jahren. Wer beispielsweise 2019 oder 2020 auf einem ausländischen Portal mit Echtgeld gespielt hat, kann auch heute noch belangt werden, etwa durch Ermittlungen oder eine Strafanzeige.

Die Strafverfolgungsbehörden wollen damit ein klares Signal senden: Online-Glücksspiel soll ausschließlich über lizenzierte Anbieter laufen. Verstöße, auch von Spielern, werden daher nicht länger ignoriert, sondern gezielt verfolgt. Dass es sich dabei um ein bundesweites Phänomen handelt, zeigt die Zunahme entsprechender Verfahren in nahezu allen Bundesländern. In Bayern erreichte die Anzahl der Verfahren im letzten Jahr ein neues Rekordhoch.

Was genau ist illegales Glücksspiel in Deutschland?

Spielkarten in einer Hand, Jetons und Würfel

Glücksspiel bei Anbietern ohne Lizenz der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) ist in Deutschland illegal und unter Strafe gestellt (Symbolbild). © Mariakray/pixabay

Illegales Glücksspiel liegt immer dann vor, wenn ein Anbieter Glücksspiele in Deutschland veranstaltet oder vermittelt, ohne im Besitz einer behördlichen Genehmigung nach deutschem Recht zu sein. Das betrifft insbesondere den digitalen Bereich: Online-Casinos, virtuelle Spielautomaten, Online-Poker und Live-Casino-Angebote.

Seit dem 1. Juli 2021 regelt der neue Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV 2021) verbindlich, welche Anbieter in Deutschland legal tätig sein dürfen. Demnach dürfen nur solche Plattformen ihre Dienste anbieten, die von der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) eine deutsche Lizenz erhalten haben. Diese Lizenzen sind mit strengen Auflagen verbunden. Hierzu gehören Einsatzlimits, Werbebeschränkungen oder die Einhaltung von Spielerschutzmaßnahmen.

Auch wenn sich viele dieser Anbieter auf das sogenannte „EU-Dienstleistungsrecht“ berufen, vertreten deutsche Gerichte mehrheitlich die Auffassung, dass die nationale Lizenzpflicht Vorrang hat, vornehmlich dann, wenn sich das Angebot gezielt an deutsche Spieler richtet (z. B. durch deutsche Sprache, Euro-Währung oder spezifische Werbung für Deutschland).

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) muss Grundsatzentscheidung treffen

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) wollte ursprünglich am 9. April 2025 über die Frage der Dienstleistungsfreiheit im Online-Glücksspiel urteilen. Dieser Termin wurde jedoch verschoben, da der Generalanwalt seine Schlussanträge nun erst am 10. Juli 2025 vorlegen wird. Das finale Urteil des EuGH wird einige Monate später veröffentlicht. Die Entscheidung könnte erheblichen Einfluss darauf haben, wie künftig mit ausländischen Anbietern ohne deutsche Lizenz umgegangen wird.

Die bloße Nutzung eines nicht lizenzierten Angebots, unabhängig davon, ob es sich um einen Casino-Besuch, eine Pokerrunde oder Sportwette handelt, kann als Teilnahme an unerlaubten Glücksspiel eingestuft werden. Und das ist in § 285 StGB geregelt: Wer an einem öffentlichen Glücksspiel teilnimmt, das nicht behördlich erlaubt ist, kann mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bestraft werden.

Ein weiteres Missverständnis vieler Nutzer: Die Seriosität eines Anbieters durch bekannte Entwickler wie NetEnt und Microgaming, professionelle Webseiten oder schnelle Auszahlungen mit Zahlungsmethoden wie Skrill und Neteller, spielt aus rechtlicher Sicht keine Rolle. Auch wer hohe Gewinne erhalten hat oder keine negativen Erfahrungen gemacht hat, bewegt sich rechtlich auf dünnem Eis, solange keine gültige deutsche Lizenz vorliegt.

Illegales Glücksspiel bedeutet nicht zwangsläufig Betrug, sondern schlichtweg, dass das Angebot nicht mit deutschem Recht vereinbar ist. Wer sich nicht sicher ist, ob eine Plattform legal ist, sollte die offizielle Whitelist der GGL prüfen, die alle Anbieter auflistet, die in Deutschland rechtlich zulässig sind.

Wie erfahren die Behörden davon?

Ein Richterhammer mit Block

Es gibt verschiedene Wege, wie Behörden Glücksspielern auf die Spur kommen können (Symbolbild). © VBlock/pixabay

Die häufigste Frage betroffener Spieler lautet: Woher wissen die Behörden überhaupt, dass ich damals in einem Online-Casino gespielt habe? Schließlich handelt es sich oft um Vorgänge, die Jahre zurückliegen, teilweise sogar um kleine Einzahlungen oder verlorene Beträge. Trotzdem kommt es zunehmend zu Ermittlungen, wie also kommen die Behörden an diese Informationen?

Es gibt mehrere Wege, auf denen verdächtige Glücksspielaktivitäten ans Licht kommen können. Und viele davon haben mit digitalen Spuren zu tun, die Nutzer oft unterschätzen.

  • Banküberweisungen & Kreditkartenzahlungen: Finanztransaktionen sind eine der häufigsten Quellen. Zahlungen an Glücksspielunternehmen, vor allem mit Sitz außerhalb Deutschlands, können im Rahmen von Geldwäsche-Prüfungen auffallen und werden regelmäßig durch Banken gemeldet. Besonders kritisch sind Überweisungen mit eindeutigen Verwendungszwecken oder Kontonamen, die auf Casino-Angebote hinweisen.
  • Kooperationen mit Zahlungsdienstleistern: Auch Zahlungsdienste wie Skrill, Neteller oder Paysafecard geraten ins Visier der Ermittler. In bestimmten Fällen arbeiten diese Anbieter mit den Behörden zusammen oder sind selbst Teil von Ermittlungsverfahren. Dabei können Bewegungsdaten, Zahlungsflüsse und sogar Benutzeridentitäten offengelegt werden.
  • Ermittlungen gegen Plattformen: Wird gegen ein nicht lizenziertes Online-Casino ermittelt, etwa wegen Steuerhinterziehung, Betrug oder illegalem Angebot, geraten oft auch deren Nutzerdaten in die Hände der Behörden. IP-Adressen, E-Mail-Adressen, Spielhistorien oder Transaktionen sind dabei zentrale Beweisquellen.

Ein User der Plattform Reddit schilderte seinen Fall und bat um Unterstützung und Ratschläge:

Brauche Rat byu/JinzoSecret inLegaladviceGerman

Darüber hinaus wurde auf Reddit auch von der Unterstellung der Geldwäsche durch illegales Glücksspiel berichtet:

Vorladung Illegales Glücksspiel byu/DataLegitimate8984 inLegaladviceGerman

In einigen Fällen findet die Identifikation der Spieler auch über andere Behörden statt, etwa durch das Bundeszentralamt für Steuern oder durch Kontrollinstanzen zur Einhaltung von Finanzgesetzen. Besonders bei grenzüberschreitenden Verfahren, etwa mit Malta, Zypern oder Gibraltar, kann es zu einem internationalen Datenaustausch kommen.

Was viele Leute ebenfalls nicht wissen: Es spielt keine Rolle, wie alt die Einzahlung ist. Selbst Zahlungen aus den Jahren 2018 oder 2019 können noch heute aufgegriffen werden, insbesondere dann, wenn sie mit Glücksspielunternehmen im Ausland verbunden waren. In Kombination mit Kontobewegungen, E-Mail-Verkehr oder anderen Hinweisen entsteht aus Sicht der Behörden ein Anfangsverdacht, der bereits für ein Ermittlungsverfahren reicht.

Ein weiterer User auf Reddit erklärte, dass seine Bank (Sparkasse) konkrete Fragen bzgl. der Geldeingänge von einem Glücksspielanbieter an ihn gestellt habe:

Sparkasse erfragt geldeingänge byu/derdude66 inRatschlag

Ein weiter Reddit-Nutzer riet dazu, Ruhe zu bewahren und rechtlichen Beistand zu suchen:

Comment byu/JinzoSecret from discussion inLegaladviceGerman

Wichtig: Auch der Versuch, über VPNs oder alternative Zahlungsmethoden wie Kryptowährungen zu verschleiern, schützt nicht zwingend. Behörden analysieren zunehmend auch Wallets, Transaktionsverläufe und Kommunikationsmuster. Wer glaubt, unentdeckt geblieben zu sein, täuscht sich oft.

Wie sieht ein typisches Schreiben aus?

Wenn Spieler in Deutschland ein behördliches Schreiben wegen angeblich illegalen Glücksspiels erhalten, ist der erste Schock meist groß. Denn oft kommen solche Briefe völlig unerwartet und wirken auf den ersten Blick wie eine ernsthafte Anklage. Doch was steht wirklich drin? Und wie sollte man das Ganze einordnen?

Tatsächlich ist der Aufbau dieser Schreiben in vielen Fällen standardisiert, auch wenn sie von unterschiedlichen Stellen kommen, wie der Staatsanwaltschaft, der Polizei oder seltener auch vom Zoll oder Ordnungsamt. Der genaue Wortlaut variiert je nach Bundesland und Behörde, aber inhaltlich ähneln sie sich stark:

  • Einleitung eines Ermittlungsverfahrens: Fast immer wird auf § 285 StGB verwiesen, den Paragraphen, der die Teilnahme an unerlaubtem Glücksspiel unter Strafe stellt. Das Schreiben beginnt mit dem Hinweis, dass ein Ermittlungsverfahren gegen Sie eröffnet wurde, meist mit einem konkreten Aktenzeichen.
  • Hinweis auf mögliche Strafen: Oft wird bereits in einem frühen Abschnitt auf mögliche Konsequenzen hingewiesen, etwa Geldstrafen oder weitere Maßnahmen. Das soll den Ernst der Lage verdeutlichen, ist aber vor allem ein Druckmittel.
  • Aufforderung zur Stellungnahme: Die Adressaten werden regelmäßig aufgefordert, sich zum Sachverhalt zu äußern, schriftlich oder im Rahmen einer Vernehmung. Dabei wird meist eine Frist gesetzt. Es handelt sich um das sogenannte rechtliche Gehör. Sie haben also die Möglichkeit, Stellung zu beziehen.
  • Mögliche Androhung weiterer Schritte: In Einzelfällen enthalten die Schreiben Passagen, in denen eine Durchsuchung oder Beschlagnahmung angekündigt oder vorbehalten wird, etwa bei Verdacht auf besonders hohe Geldflüsse oder Wiederholungstätern.

Besonders tückisch: Diese Schreiben wirken auf Laien oft wie ein fertiges Urteil, dabei handelt es sich in Wahrheit lediglich um die Mitteilung, dass ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde. Das bedeutet noch lange nicht, dass es zu einer Anklage oder gar einer Verurteilung kommt. Aber: Sie dürfen es keinesfalls ignorieren.

Ihr Verhalten kann den Verfahrensausgang beeinflussen

Mit Ihrer Reaktion legen Sie den Grundstein für den weiteren Verlauf, positiv wie negativ. Wer unbedacht handelt oder emotional reagiert, kann sich schnell selbst belasten. Viele Ermittlungsverfahren beruhen am Ende gar nicht auf klaren Beweisen, sondern auf Aussagen oder Dokumenten, die die Betroffenen freiwillig liefern.

Wichtig: Schon ab Erhalt dieses Schreibens gelten Sie als Beschuldigter in einem Strafverfahren. Sie haben ab diesem Moment das Recht auf einen Anwalt, das Recht zu schweigen und das Recht auf Akteneinsicht, nutzen Sie diese Rechte strategisch.

Das sollten Sie auf keinen Fall tun!

Foto einer Polizeistation

Sie sind nicht dazu gezwungen, sich bei einer Vorladung wegen illegalen Glücksspiels bei der Polizei zu äußern (Symbolbild). © Wikimedia

Wenn Sie ein solches Schreiben von der Staatsanwaltschaft oder Polizei erhalten, ist der größte Fehler, kopflos zu reagieren oder sofort etwas richtigstellen wollen. In dieser Phase des Verfahrens kann jede unüberlegte Handlung gegen Sie verwendet werden, und zwar selbst dann, wenn Sie eigentlich nichts zu verbergen haben.

Viele Betroffene begehen aus Panik oder Unwissenheit fatale Fehler. Um das zu vermeiden, sollten Sie folgende Dinge unbedingt unterlassen:

  • Nichts tun und das Schreiben ignorieren: Auch wenn Sie hoffen, dass es sich von selbst erledigt. Untätigkeit kann zur Eskalation führen, etwa zur Anklage oder unangenehmen Nachfragen durch die Polizei.
  • Unüberlegt antworten: Wer ohne juristische Beratung eine Stellungnahme schreibt oder gar ein Schuldeingeständnis formuliert, begeht einen schweren taktischen Fehler. Selbst scheinbar harmlose Formulierungen können später als Beweis verwendet werden.
  • Beweise liefern: Viele glauben, sie könnten mit Kontoauszügen, E-Mails oder Screenshots aufklären. Dies ist jedoch ein Irrtum. Diese Unterlagen können gegen Sie verwendet werden. Freiwillig eingereichte Beweise stärken die Position der Ermittler.
  • Bei der Polizei anrufen oder ins Gespräch gehen: Telefonate mit der Polizei oder Staatsanwaltschaft sind keine lockeren Gespräche. Sie werden oft dokumentiert. Jede Aussage kann Ihnen später vorgehalten werden.

All das kann Ihre Position massiv schwächen, noch bevor ein Anwalt überhaupt den Fall prüfen kann. Viele Ermittlungsverfahren stehen auf wackeligen Beinen, gewinnen aber durch selbstbelastende Aussagen oder Unterlagen plötzlich an Fahrt. Und genau darauf spekulieren viele Behörden: dass die Beschuldigten aus Unwissenheit handeln.

Merken Sie sich daher eine goldene Regel: Sie haben das Recht zu schweigen und sollten dieses Recht auch unbedingt nutzen. Schweigen ist kein Schuldeingeständnis, sondern ein grundlegendes Schutzrecht. Wer ein behördliches Schreiben wegen illegalen Glücksspiels erhält, sollte zunächst Ruhe bewahren und keine übereilten Aussagen treffen. Das Recht zu schweigen gilt in jeder Phase des Verfahrens und kann entscheidend sein, um sich nicht selbst zu belasten.

Die Notwendigkeit rechtlichen Beistands hängt vom Einzelfall ab

Ob die Einschaltung eines Anwalts notwendig ist, hängt vom Einzelfall ab. Bei geringen Beträgen oder unklarer Beweislage haben es einige Betroffene laut Erfahrungsberichten auch ohne rechtliche Unterstützung geschafft, das Verfahren ohne größere Konsequenzen zu beenden. In anderen Fällen, etwa bei höheren Summen, mehreren Transaktionen oder eindeutigen Zahlungsnachweisen, kann eine anwaltliche Beratung jedoch ratsam sein, um eine passende Verteidigungsstrategie zu entwickeln und Fehler zu vermeiden.

Wichtig ist: Jeder Fall ist anders. Die Entscheidung für oder gegen anwaltliche Hilfe sollte auf Basis der individuellen Situation und des bisherigen Verfahrensstands getroffen werden.

So sollten Sie reagieren: Die richtige Strategie

Foto eines Anwalts an seinem Schreibtisch in einem Büro

Ob ein Anwalt notwendig ist, hängt von der individuellen Situation und der Höhe der möglichen Strafe ab (Symbolbild). © advogadoaguilar/pixabay

Zunächst einmal: Lassen Sie sich nicht von der amtlichen Sprache und dem Behördenstempel einschüchtern. Das bedeutet aber nicht, dass man das Ganze auf die leichte Schulter nehmen sollte. Vermeiden Sie es, spontan zu antworten oder auf eigene Faust Kontakt zur Behörde aufzunehmen. Viele Menschen neigen dazu, aus dem Bauch heraus zu reagieren und sich dadurch ungewollt selbst zu belasten.

Es ist vollkommen legitim, auf ein solches Schreiben erst einmal gar nicht zu reagieren, denn das Recht auf Schweigen ist nicht nur erlaubt, sondern in dieser Phase sogar empfehlenswert. Wer nichts sagt, macht sich nicht automatisch verdächtig, sondern wahrt schlicht seine Position.

Rechtliche Einschätzung: Welche Chancen haben Betroffene?

Amtsgericht in Berlin Charlottenburg

Gerichtsverfahren wegen illegalen Glücksspiels werden in einigen Fällen aus Mangel an Beweisen eingestellt (Symbolbild). © Wikipedia

Die gute Nachricht vorweg: Wer Post wegen angeblich illegalem Glücksspiel bekommt, sollte zwar alarmiert sein aber nicht mit Panik reagieren. Denn obwohl die gesetzliche Lage auf den ersten Blick eindeutig erscheint, ist die praktische Umsetzung für die Strafverfolgungsbehörden alles andere als einfach.

Viele Verfahren verlaufen im Sande, entweder wegen unzureichender Beweislage, formaler Fehler oder fehlenden öffentlichen Interesses. Hinzu kommt: Die juristische Bewertung hängt stark vom Einzelfall ab. Wer ruhig bleibt und sich professionell beraten lässt, hat oft deutlich bessere Karten als zunächst angenommen.

Diese Punkte sprechen in vielen Fällen für die Betroffenen:

  • Beweislage oft dünn: Ein häufiger Stolperstein für die Behörden ist der Nachweis, dass eine bestimmte Person tatsächlich aktiv am illegalen Glücksspiel teilgenommen hat. Kontoauszüge oder Zahlungswege lassen sich zwar nachvollziehen, doch reicht das allein nicht zwingend als Beweis für eine Straftat. Es muss klar sein, dass Sie bewusst und wissentlich an einem illegalen Angebot teilgenommen haben. Die Hürde liegt also höher, als viele denken.
  • Rechtslage war lange unklar: Vor dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags im Juli 2021 herrschte ein regelrechter Flickenteppich. Unterschiedliche Regelungen auf Länder- und EU-Ebene machten es selbst für Experten schwer, den rechtlichen Rahmen eindeutig zu definieren. Viele Spieler wussten schlicht nicht, dass sie sich in einer verbotenen Zone bewegten. Daraus ergibt sich häufig der sogenannte Verbotsirrtum. Hierbei handelt es sich um die Annahme, man habe nichts Illegales getan. Dieser Irrtum kann strafmildernd wirken oder sogar zur Einstellung des Verfahrens führen.
  • Ersttäter und Bagatellfälle: Wer zum ersten Mal auffällt und nur kleinere Beträge eingesetzt hat, wird von den Strafverfolgungsbehörden oft milder behandelt. Verfahren gegen Ersttäter werden häufig eingestellt, entweder nach § 153 StPO (mangelndes öffentliches Interesse) oder gegen Auflage nach § 153a StPO (z. B. Spende oder Geldzahlung an gemeinnützige Organisationen). Auch das Führungszeugnis bleibt in solchen Fällen in der Regel sauber.

Diese Argumente werden von spezialisierten Anwälten gezielt in die Verteidigungsstrategie eingebaut, je nach individueller Ausgangslage. Wichtig ist aber: Jeder Fall ist anders. Die Chancen auf eine Einstellung oder milde Bewertung hängen von Details ab, die nur nach Akteneinsicht und juristischer Prüfung bewertbar sind.

Wie kann man sich künftig schützen?

Wer einmal ein Schreiben von einer Strafverfolgungsbehörde erhalten hat, denkt künftig doppelt nach, bevor er sich wieder irgendwo anmeldet oder Geld einzahlt. Der Schock sitzt tief und genau das sollte zum Anlass genommen werden, das eigene Verhalten langfristig zu ändern. Denn Fakt ist: Wer nicht aufpasst, kann jederzeit erneut ins Visier geraten.

Das Gute: Mit ein paar klaren Regeln lässt sich das Risiko komplett vermeiden. Wer sich an folgende Grundsätze hält, bleibt auf der sicheren Seite:

  • Nur noch bei legalen Anbietern spielen: Nutzen Sie ausschließlich Online-Casinos, Poker- oder Wettanbieter mit deutscher Lizenz. Diese Anbieter unterliegen der Aufsicht der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) und müssen strenge Vorgaben einhalten, etwa zum Spielerschutz, Einzahlungslimits und Transparenz. Die Liste der lizenzierten Anbieter ist öffentlich einsehbar auf der Website der GGL. Wenn ein Anbieter dort nicht gelistet ist, sollten Sie konsequent die Finger davon lassen.
  • VPN-Nutzung überdenken: Viele Spieler glauben, sich mit einem VPN unsichtbar zu machen und so anonym auf ausländischen Plattformen spielen zu können. Doch das ist ein gefährlicher Trugschluss. Behörden interessieren sich nicht primär für die IP-Adresse, sondern für Zahlungsflüsse, Kontoaktivitäten, Werbe-Mails oder Aussagen in Foren. Wer mit seinem Namen bei einem E-Wallet registriert ist und dort Einzahlungen tätigt, hinterlässt eine Spur. Und sobald Anbieter unter Druck geraten, geben sie im Zweifel Kundendaten heraus.
  • Kontoauszüge im Blick behalten: Überweisungen oder Lastschriften an Glücksspielunternehmen mit Sitz in Curaçao, Zypern oder Gibraltar können bei Banken und Finanzämtern auffallen, besonders wenn sie regelmäßig erfolgen. Auch E-Wallets oder Prepaid-Karten bieten keinen hunderprozentigen Schutz. Wer seine Bankverbindung für Zahlungen an nicht lizenzierte Anbieter nutzt, dokumentiert seine Aktivität selbst und macht es Ermittlern leicht. Achten Sie also darauf, keine finanziellen Spuren zu hinterlassen, die Ihnen später zum Verhängnis werden könnten.
  • Nie wieder leichtfertig anmelden: Manche Websites wirken professionell, sind auf Deutsch übersetzt und präsentieren sich mit nettem Kundensupport und dennoch operieren sie völlig ohne Lizenz. Gerade Plattformen mit besonders hohen Boni, extremen Gewinnversprechen oder aggressiver Werbung sind oft nicht reguliert. Prüfen Sie Anbieter sorgfältig, bevor Sie sich registrieren und verzichten Sie im Zweifel lieber ganz.

Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, verzichtet künftig komplett auf Online-Glücksspielangebote außerhalb der legalen Anbieterzone. Deutschland bietet mittlerweile ein ausreichend großes, reguliertes Angebot mit fairen Spielen, legalen Boni und echtem Spielerschutz.

Dieser Artikel stellt keine Rechtsberatung dar. Er dient lediglich der allgemeinen Information. Für eine verbindliche Einschätzung Ihres individuellen Falls wenden Sie sich bitte an eine qualifizierte Rechtsanwaltskanzlei.

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