Russische Dota 2 Spieler wegen Wettbetrug gesperrt

Einmal mehr zeigt sich die negative Seite der Professionalisierung von eSports. Die Dota 2 Profis Leonid “Sonic” Kuzmenkov und Dmitri “Ax.Mo” Morozov von „Team Dx“ sind wegen Wettbetrugs gesperrt worden. Die russischen Spieler sollen während des Uprise Champions Cup (UCC) ein Spiel manipuliert haben.

Dota 2 Live Turnier

Dota 2 ist einer der populärsten eSports. Damit steigt allerdings auch die Gefahr von Wettbetrug und Manipulationen.

Erste Gerüchte um einen irregulären Spielverlauf gegen das Team Yellow Submarine hatte ein Teamkollege der beiden Spieler, Roman „Scandal“ Sadotenkov, in Umlauf gebracht. Er warf seinen beiden Kameraden vor, das Spiel im September absichtlich verloren zu haben. Dieser Verdacht wurde durch anschließende Ermittlungen erhärtet. Sowohl der Turnierveranstalter UCC als auch die eSports Integrity Coalition (ESIC) untersuchten den Vorfall. Unterstützt wurden sie von den Wettdatenanalysten von Sportradar. Laut den Darstellungen der Ermittler sind ungewöhnliche Wettmuster rund um das Spiel erkennbar gewesen. Ob die beiden Spieler selbst oder Dritte Wetten auf die Niederlage von Team Dx platziert hatten, wurde allerdings nicht berichtet. Beide Sportler wurden von der UCC für zwei Jahre von ihren Turnieren ausgeschlossen. Weitere Sperren anderer Veranstalter könnten folgen.

Es ist immer deprimierend zu sehen, wie junge eSport Athleten den Versuchungen der Spielmanipulation unterliegen. Aber ich bleibe hoffnungsvoll, dass diese Entscheidung eine abschreckende Nachricht an eSport Athleten über die verschiedenen Spiele und Turniere hinweg senden wird.Ian Smith, Leiter der ESIC

Die Sperren sind nicht die ersten ihrer Art im eSport. Alleine in Dota 2 sind wegen ähnlicher Verstöße etwa 20 Spieler von der Wettkampfteilnahme ausgeschlossen. Das Problem besteht auch in anderen Titeln wie Counter-Strike. Die Versuchung für die jungen Spieler ist vergleichsweise groß, insbesondere da die Preisgelder in den mittleren Ligen nicht zum Lebensunterhalt ausreichen. Immer wieder lassen sich die Athleten zu Manipulationen hinreißen.

Das Abwehrsystem funktioniert

Ein entscheidendes Tool zur Entdeckung solcher Machenschaften liefern die Big-Data-Experten von Sportradar. Sie überwachen mit ihrem „Fraud Detection System“ nicht nur eSports, sondern Sportwettmärkte insgesamt. Durch die automatische Analyse zahlloser Wettplatzierungen und Geldbewegungen lassen sich Muster erkennen. Das System überwacht etwa 550 Marktteilnehmer wie Buchmacher und Lotterien – dabei werden täglich rund fünf Milliarden Datensätze verarbeitet. Ungewöhnlich hohe Einsätze bei schlechten Quoten lösen einen Alarm aus, woraufhin sich die Analysten das Spiel und die Wetten genauer ansehen. Das Unternehmen gibt an, zu jedem Sportereignis inerhalb von 72 Stunden einen umfassenden Wettbericht erstellen zu können. Ob das System im Falle der Begegnung Team Dx gegen Yellow Submarine von sich aus anschlug oder aber erst aufgrund der Gerüchte näher untersucht wurde, ist allerdings unklar. Der Leiter der ESIC, Ian Smith, ist jedenfalls von der Funktionsweise des Tools überzeugt:

“Sportradars umfassendes Betrugsentdeckungssystem hat uns geholfen globale Wettmuster zu erkennen und unterstützt unser Engagement für sauberen und glaubwürdigen eSport.“

Die Glaubwürdigkeit sportlicher Wettkämpfe ist ein hohes Gut, insbesondere in einem jungen Markt wie eSports. In der Computerspielszene nehmen Wettmanipulationen bislang aber eher eine untergeordnete Rolle ein. Das sogenannte Cheating, also das Schummeln durch Zielhilfen (Aimbots) oder durchsichtige Wände (Wallhacks), erhitzt die Gemüter weit mehr. Denn gerade im Amateurbereich werden Cheats regelmäßig verwendet und führen zu Frustration bei den übrigen Spielern. Doch während das Schummeln, ähnlich wie das Doping in anderen Sportarten, sicherlich ein Problem darstellt, dürfen auch Spielmanipulationen nicht unterschätzt werden. Der eSport-Wettmarkt wächst und ist damit auch für Kriminelle interessant. Zwar verdienen die Top-Stars der Szene gutes Geld, in den mittleren Ligen sind jedoch vielfach noch Amateure unterwegs. Gerade diese dürften dem finanziellen Anreiz durch Wettbetrug leichter erliegen.

Ob also eine zweijährige Sperre zur Abschreckung ausreicht, darf bezweifelt werden. Die Firma Valve, Betreiberin von Counter-Strike, hat bei einem ähnlichen Vorfall im Jahr 2014 drastischer reagiert. Das gesamte Team von iBuypower wurde damals lebenslang gesperrt. Das Team ging als eindeutiger Favorit in eine Begegnung und verlor offensichtlich mit Absicht. Doch auch diese Spieler sind mittlerweile von einigen Turnierveranstaltern begnadigt worden. Auch die beiden russischen Dota 2 Spieler sind bislang nur von der UCC Turnierserie ausgeschlossen. Doch auch Dota 2 wird von Valve betrieben, der Anbieter könnte mit eigenen Sperren die Signalwirkung deutlich verstärken. Sollte dies allerdings ausbleiben, wird Wettmanipulation im eSport wohl noch länger ein Problem bleiben.

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