GRC-Casinos fordern Finanzhilfe

Griechenlands Casinos wurden von dem Corona-Lockdown schwergetroffen und haben finanzielle Unterstützung bei der Regierung angefordert. Die Umsätze sind um 75 Prozent eingebrochen, doch auch schon vor der Corona-Krise waren Verluste zu verzeichnen. Grund ist ein 2019 eingeführtes Anti-Raucher-Gesetz. Kann die griechische Glückspielbranche die Talfahrt überstehen?

Das Parlamentsgebäude der griechischen Hauptstadt Athen.

Bis dato ist völlig unklar wie Athen auf die Forderungen der Branche reagiert. ©hugo_petitjean/Pixabay

Bitte um Steuerrabatt von 25 Prozent

Die zehn Casinounternehmen von Griechenland werden im Zeitraum zwischen Juli und September 2020 wiedereröffnen, stehen wirtschaftlich jedoch an der Schwelle zum Bankrott. Die Umsätze der ohnehin angeschlagenen Betreiber sind unter Corona um rund 75 Prozent eingebrochen. Aus diesem Grund hat sich die Branche nun mit einem Anschreiben an den Fiskus gewandt und um finanzielle Unterstützung gebeten.

Der Brief richtet sich den Finanzminister Christos Staikouras sowie seinen Stellvertreter Apostolis Vesyropoulos. Außerdem wird der Präsident der griechischen Glücksspielbehörde HGC (Hellenic Gaming Commission), Evaggelos Karagrigoriou, angesprochen. Um die Branche auf ihrem Weg aus der Covid-19-Krise zu unterstützen, wird unter anderem eine Reduktion der Steuerabgaben gefordert.

Wie die Betreiber erklärten, sei der Schritt nötig, um die Liquidität der Branche im Rahmen Öffnungsphase zu sichern. Acht von Zehn Unternehmen seien stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen – eine Steuersenkung könnte daher zum Erhalt von über 5.000 Arbeitsplätzen beitragen. Zur Rettung wird ein Rabatt von 25 Prozent auf die derzeitige Abgabe von 57 Prozent, beziehungsweise 20 Prozent vorgeschlagen.

Die derzeitige Situation der Casinos spitzt sich durch ein 2019 eingeführtes Anti-Raucher-Gesetz zu. Laut Betreibern führte die Inkraftsetzung schon im letzten Jahr zu Umsatzverlusten von 25 Prozent, obwohl das Jahr durch den zunehmenden Tourismus eigentlich gute Geschäfte versprach. Nun befürchten die Casinos, dass sich die Regelung auch infolge der Wiedereröffnung negativ auf den Betrieb auswirken wird.

Berücksichtigung neuer Lizenznehmer

Seit Oktober 2019 gilt in Griechenland ein neues Lizenzsystem, das mit einer deutlich günstigeren Besteuerung von 20 Prozent aufwartet. Das Problem ist, dass die meisten Betreiber die neuen Lizenzen bereits beantragt, diese jedoch noch nicht erhalten haben. In diesem Sinne bitten die griechischen Casinos den Fiskus darum, die Ausnahmesituation zu berücksichtigen.

Aufgrund der Corona-Krise könnten einige Betreiber womöglich die griechischen Lizenzbedingungen nicht mehr erfüllen. Verlangt werden hier zum Beispiel finanzielle Rücklagen zwischen 200.000 und 500.000 Euro sowie eine Bonitätsversicherung. Außerdem wird argumentiert, dass es einigen Betreibern zurzeit nicht möglich ist, alle erforderlichen Daten an die Glücksspielaufsicht zu übersenden.

Laut Berichten lokaler Medien bitten die Betreiber nun um eine Verlängerung der Frist für die Einreichung der Lizenzanträge bis zum Ende des Jahres. Der Zeitraum sei nötig, um sich neu aufzustellen und Verluste auszugleichen. Des Weiteren wird gefordert, die Besteuerung der Branche weiterhin auf Basis des neuen Glücksspielgesetzes vorzunehmen, damit die Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten wird.

Auch Hellinikon-Projekt steht still

Im letzten Jahr sorgte Griechenland vor allem mit dem Hellinikon-Casino-Projekt für Aufmerksamkeit, Ende Januar erhielt Mohegan die Lizenz. Der US-Casinoriese erklärte kürzlich, den Bau des Resorts trotz der Corona-Krise planmäßig in die Wege leiten zu wollen. Das Vorhaben steht momentan jedoch aufgrund einer von Hard Rock International eingereichten Klage still. Die beiden hatten sich vorab ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert.

Der endgültige Start des Projekts hängt nun nicht nur von der Covid-19-Situation, sondern auch von der Gerichtsentscheidung in Bezug auf die Lizenzvergabe ab. Anfang Januar wurde die Bewerbung von Hard Rock abgelehnt, unter anderem wurde dem Konzern mangelnde Erfahrung im Casinobau vorgeworfen. Jüngst erklärte Hard Rock, die Hellinikon-Lizenzn aber letzten Endes doch noch zu erhalten. Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten.

Größtes urbanes Bauvorhaben Europas

Dass aus dem alten Athener Flughafen ein Casino werden soll, ist seit März 2019 klar. Bei dem 8 Mrd. Euro schweren Vorhaben handelt es sich um das derzeitig größte urbane Bauvorhaben Europas. Das Hellinikon-Gelände umfasst über 620 Hektar und ist damit drei Mal so groß wie Monaco. Bislang befindet sich die Ruine allerdings noch in einem verwahrlosten Zustand

Die Casinofläche des Resorts soll über 15.000 Quadratmeter betragen und mit 120 Spieltischen sowie 1.200 Automaten aufwarten. Darüber hinaus ist ein Fünf Sterne-Hotel mit mindestens 2.000 Betten geplant. Verschiedene Freizeitetablissements wie ein Einkaufspark, ein Theaterkomplex, mehrere Edelrestaurants, ein Museum, 8.000 Wohnungen sowie ein eigener Hafen werden im Umkreis gebaut.

Die Verantwortung für das Vorhaben hat die griechische Immobilienfirma Lamda Development, außerdem sind diverse internationale Unternehmen in das Projekt involviert, unter anderem die Londoner Architekturbüros Foster + Partners und Charles Anderson. Obendrein wirkt der der Immobilienkonzern Al Maarbar aus Abu Dhabi mit. Das Mammutprojekt benötigt insgesamt über 70.000 Arbeitskräfte. Vor 2025 ist kaum mit einer Inbetriebnahme zu rechnen.

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