Wie gefährlich sind Deepfakes für die Glücksspielbranche?
- Deepfakes ermöglichen es Betrügern, Identitäten zu fälschen
- Glücksspielanbieter stehen vor neuen Risiken wie Geldwäsche und Bonusbetrug
- Regulierungsbehörden fordern stärkere Kontrollen und technische Schutzmaßnahmen

Deepfakes stellen Glücksspielanbieter vor neue Probleme und große Herausforderungen (Symbolbild). © Wikipedia
Deepfake-Identitäten im Glücksspiel: Eine neue Stufe des Online-Betrugs?
Deepfakes und KI-generierte Identitäten werden zunehmend zu einer Gefahr für die Glücksspielbranche [Link auf Englisch]. Betrüger haben durch Künstliche Intelligenz (KI) die Möglichkeit, gefälschte Ausweisdokumente und Adressnachweise zu erstellen.
Zudem werden mit Deepfakes sogar vermeintlich reale Personen erschaffen, um die KYC-Prüfungen (Know Your Customer) der Glücksspielanbieter zu umgehen und ein Konto für eine Person zu eröffnen, die in der Realität gar nicht existiert. Die KI-Programme könnten sogar Sprachklone erstellen und Verhaltensnachahmung echter Personen generieren, um einen Verifizierungsprozess per Telefon oder Videoanruf zu bestehen.
Kriminelle nutzen Glücksspielseiten zur Geldwäsche mit Deepfake-Konten
Kriminelle können falsche Identitäten nutzen, um illegal erworbenes Geld zu waschen und in den legalen Geldkreislauf zu integrieren. Die Betrüger zahlten hierfür Geld auf ihr gefälschtes Konto ein, erfüllten den Umsatz für eine Auszahlung durch Casinospiele oder die Abgabe von Sportwetten und beantragten dann eine Auszahlung.
Deepfake-Betrug kann zu erheblichen Strafen für Glücksspielanbieter führen
Glücksspielanbieter, die von Deepfakes getäuscht werden, müssen in vielen Fällen mit erheblichen Strafen wegen Verstößen gegen KYC-Vorgaben und AML-Richtlinien (Anti-Money Laundering) zur Geldwäscheprävention rechnen. Die AML-Vorschriften gelten europaweit für Glücksspielanbieter und werden von der Europäischen Anti-Geldwäsche-Behörde (AMLA) bestimmt, die im letzten Jahr auch einen neuen Firmensitz in Frankfurt am Main eröffnet hat.
Zur wachsenden Gefahr durch Deepfakes äußerte sich Dr. Michaela MacDonald, Dozentin für Recht und Technologie an der Queen Mary University of London:
Synthetischer Identitätsdiebstahl ist eine Art von Betrug, bei dem echte und gefälschte personenbezogene Daten kombiniert werden, um eine völlig neue, gefälschte Identität zu erzeugen. […] Zusammen mit Sprachklonen, Verhaltensnachahmung und Deepfake-Technologien können KI-generierte synthetische Identitäten herkömmliche KYC-Systeme leicht umgehen – indem sie Gesichtserkennung aushebeln, Support-Chats manipulieren oder sprachaktivierte Authentifizierung austricksen.– Dr. Michaela MacDonald, ozentin für Recht und Technologie an der Queen Mary University of London, iGB
Bonusmissbrauch und Umgehung von Spielersperren
Falsche Identitäten könnten jedoch auch zum Bonusmissbrauch verwendet werden. Die Kriminellen erstellten unzählige Konten für gefälschte Identitäten, um die Bonusangebote der Glücksspielanbieter mehrfach zu aktivieren, umzusetzen und auszahlen zu lassen.
Falsche Identitäten können jedoch auch für Referral-Betrug genutzt werden. Viele Glücksspielanbieter bieten ihren Kunden eine Provision, wenn sie einen Freund anwerben und dieser eine Einzahlung tätigt. Mit Deepfake-Konten könnte dieses System ebenfalls missbraucht werden.
Glücksspieler, die in einem Online-Casino oder bei einem Wettanbieter unter ihrem echten Namen gesperrt sind, könnten mithilfe von KI eine neue Identität erschaffen und somit trotz Ausschluss wieder am Glücksspiel teilnehmen und eine mögliche Sperre im OASIS-Sperrsystem in Deutschland umgehen.
Wie können sich Glücksspielanbieter vor Deepfake-Betrug schützen?
Die britische Glücksspielkommission (UK Gambling Commission) [Link auf Englisch] gab Online-Casinos und Wettanbietern die Empfehlung, ihre Mitarbeiter speziell im Umgang mit KI-generierten Dokumenten und Identitäten zu schulen, um Betrugsversuche bereits frühzeitig zu erkennen. Zudem sei es notwendig, den KYC-Prozess zu aktualisieren und weitere Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Deepfake-Betrug zu treffen.
Hierzu könnten biometrische Verfahren zur Gesichtserkennung sowie Device-Fingerprinting (Geräte-Fingerabdruck) und Geolokalisierung gehören. Dr. MacDonald von der Queen Mary University erklärte, dass es Technologien zur Erkennung von Deepfakes gebe, die auch Glücksspielanbieter als zusätzliche Sicherheitsmechanismen verwenden könnten:
Diese Werkzeuge arbeiten zusammen, um Verifizierungsprozesse zu zentralisieren, große Datenmengen auf subtile Unstimmigkeiten zu analysieren und maschinelles Lernen zu nutzen, um sich entwickelnde Betrugsmuster schneller und genauer zu erkennen. […] Die Umsetzung ist jedoch sehr unterschiedlich. Hochwertige Abwehrmaßnahmen erfordern erhebliche Investitionen – und viele Betreiber verwenden dieselben KI-Tools zur Verifikation, die Betrüger für Angriffe nutzen. – Dr. Michaela MacDonald, ozentin für Recht und Technologie an der Queen Mary University of London, iGB
Für die Glücksspielbranche ist es somit wichtig, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die Gefahr von Deepfakes einzudämmen. Es ist notwendig, die Sicherheitsprozesse zu optimieren, um die Gefahr von künstlich generierten Identitäten zu minimieren.