Auf Social Media wird nicht über Glücksspiel gesprochen

Auf Social Media wird über alles gesprochen, was Menschen umtreibt. In den sozialen Medien, so suggeriert es die aktuelle Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov, ist Glücksspiel kein Thema, in Gesprächen und im Alltag der Deutschen allerdings sehr wohl. Ein Grund könnte die anhaltende Stigmatisierung sein.

Ein Handybildschirm zeigt die Icons mehrere Social Media Apps.

Auf Social Media ist Glücksspiel fast noch ein Tabuthema. ©LoboStudioHamburg/Pixabay

Das ist die Studie von YouGov

Die aktuelle Erhebung, die YouGov durchgeführt und nun veröffentlicht hat, hört auf den Namen „Global Gambling 2022: The consumer view in the gambling debate“. Ziel der Studie war, die Einstellung der Menschen zum Thema Glücksspiel sowie Online Glücksspiel in 18 Ländern zu untersuchen. Neben Deutschland waren auch Polen, Dänemark, Spanien, Italien, Frankreich, Schweden und Großbritannien Fokus der Untersuchung. Auch unter die Lupe genommen wurden dabei die Präsenz in sozialen Netzwerken und das Sponsoring bei Sportwetten.

Das ist die Lage in Deutschland

Glücksspiel ist und wird immer mehr im Alltag präsent. Ob Sportwetten-Werbung, Spielhalle oder doch der Lottoschein, so gut wie alle Menschen haben ihre Berührungspunkte damit. In Konversationen auf Social Media-Kanälen wird zumindest in Deutschland jedoch kaum darüber gesprochen. 17 Prozent der Deutschen geben an, mit Freunden oder Familienmitgliedern über Glücksspiel zu sprechen, in sozialen Netzwerken dagegen sind es sechs Prozent. Länder wie Deutschland und Singapur, die hierbei gleichauf sind, finden sich am unteren Ende der erstellten Skala.

Deutschland ist weit unten

Auf der Skala aus 18 Ländern geben nur Menschen in Großbritannien seltener an, auf Social Media über Glücksspiel zu sprechen, nämlich gerade einmal vier Prozent. Am häufigsten vertreten unter denjenigen, die sich darüber unterhalten, sind Personen aus Indien mit 27 Prozent und aus Mexiko mit 23 Prozent. In Polen und Italien im europäischen Vergleich waren es 15 Prozent der Umfrageteilnehmer und -teilnehmerinnen bzw. 14 Prozent. Ein Grund dafür könnte das immer noch vorherrschende gesellschaftliche Stigma sein.

“Das Glücksspiel wurde lange Zeit – neben dem Trinken und Rauchen – als „Sünde“ betrachtet und es wird wahrscheinlich noch ein paar Jahre dauern, bis wir sehen können, ob die alten Einstellungen zu dieser Aktivität fortbestehen, selbst wenn diese selbst über das Internet in das moderne Zeitalter eingetreten ist.”YouGov-Report, britisches Markt- und Meinungsforschungsintitut, Pressemitteilung

Menschen sind Glücksspiel gegenüber misstrauisch

Die Frage, ob Teilnehmer und Teilnehmerinnen verantwortungsvoll und ohne anderen zu schaden am Glücksspiel partizipieren, bejahten in Deutschland 23 Prozent der Befragten. Auch hieran wird die eher misstrauische Grundhaltung deutlich. Befragte aus Schweden und Großbritannien beantworteten die gleiche Frage mit rund 32 Prozent positiv. Obwohl hieraus ein Misstrauen hervorgeht, sind 56 Prozent der Personen in Deutschland der Meinung, dass Online Glücksspiel nicht verboten sein sollte. Dies indiziert, dass sich die Konversation noch verändern wird.

Umgang mit Glücksspiel fehlt die Verantwortung

So nehmen es jedenfalls befragte Personen wahr. Im Schnitt sind im internationalen Ländervergleich 29 Prozent der Ansicht, dass Spieler und Spielerinnen verantwortungsbewusst aktiv sind. In Polen waren es 22 Prozent, in Italien 21 Prozent. Auch hier ist Deutschland also am unteren Rand der Skala vertreten. 43 Prozent der Befragten vor Ort sind andersherum der Meinung, dass Online Glücksspiel verboten werden sollte, was leicht unter dem Durchschnitt von 46 Prozent liegt.

Wahrnehmung in Indien am schlechtesten

Die Studie beleuchtet, dass die meisten Befragten in Indien der Meinung waren, dass Online Glücksspiele verboten sein sollten, nämlich 57 Prozent. Der Kontrast dazu ist Polen, wo nur 32 Prozent dieser Meinung sind. Für die Länder selbst kann sich häufig in der Legalität jedoch auch ein Geldsegen in Form von Steuergeldern verstecken. Eine Gefahr ist besonders die von Spielsucht durch Online Glücksspiel.

Wohin der Weg geht

Wie sich die Entwicklung in Deutschland ausspielt, kann nur die Zeit zeigen. Wenn mehr in Spieler- und Jugendschutz sowie Suchtprävention investiert wird, kann auch die Stigmatisierung langsam aus der Bevölkerung verschwinden. Es ist auch möglich, dass es noch andere Ursachen gibt, die YouGov nicht benennt. In Ländern wie Indien kann die gesamtwirtschaftliche Lage, vergleichbar auch mit Südkorea, ein Hintergrund sein. Je mehr Menschen unter den Folgen von problematischem Spielverhalten leiden, desto größer die Ablehnung.

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