Schweizer Suchtpanorama: Suchtgefahr durch Online Glücksspiel wächst

In der heutigen Zeit nimmt die Zeit, die der durchschnittliche User im Internet verbringt, immer weiter zu. Auch das Angebot an Online Glücksspiel wird immer größer, täglich kommen neue Spiele, Wetten und Turniere hinzu. Was bei der rasanten Entwicklung jedoch nicht mithalten kann, sind Verbraucher- und Spielerschutz in der Online Glücksspielbranche. Die Forschungsstelle Sucht Schweiz hat in diesem Sinne ihr neues Schweizer Suchtpanorama 2022 vorgestellt. Ein Blick darauf.

Hände in Handschellen tippen auf einer Tastatur.

Die Suchtgefahr durch digitale Inhalte wächst, Regulierungen und Grenzen fehlen. ©lechenie-narkomanii/Pixabay

Forschungsstelle Sucht Schweiz: Wer steckt dahinter

Bei Sucht Schweiz, den Veranlassern der Studie, handelt es sich um eine gemeinnützige und unabhängige Stiftung, die es sich selbst zum Ziel gesetzt hat, den Konsum von Suchtmitteln auf den Prüfstand zu stellen. Dort werden Probleme mit dem Ziel analysiert, diese zu kontrollieren und Maßnahmen dagegen zu entwickeln. Außerdem werden Präventionsstrategien erarbeitet und Zahlen erhoben. Dabei geht es nicht nur um Glücksspiel, sondern auch um Rauschmittel wie Alkohol, Kokain und viele weitere.

Suchtpotential in der Digitalen Welt

Beim Schweizer Suchtpanorama 2022 geht es darum, Produkte mit Suchtpotential in der digitalen Welt zu erfassen und die Gefahren, Probleme und Chancen aufzuzeigen. Das Gefährliche daran ist, dass Suchtmittel im Internet rund um die Uhr verfügbar sind. Der virtuelle Raum kennt nur wenig Regulation, Grenzen und Vorgaben. Beim Online Glücksspiel beispielsweise ist zudem niemand an einen bestimmten Ort gebunden, der Zugriff ist von überall möglich.

Besondere Herausforderungen

Weil im digitalen Raum so wenige Grenzen herrschen, stehen suchtgefährdete Menschen und besonders auch Minderjährige vor besonderen Herausforderungen. Die meisten Betreiber klären zwar über die Suchtgefahr von Online Glücksspiel auf, doch es ist leicht, diese Warnungen und das Informationsmaterial zu ignorieren. Die ganze Branche des Online Glücksspiels ist also insgesamt auch in hohem Maß risikobehaftet.

Ziele des Suchtpanoramas

Das erklärte Hauptziel von Sucht Schweiz ist es, einen Dialog über dieses so wichtige Thema speichern. Es geht vor allem darum, den ganzen Bereich rund um Sucht und Glücksspiel nicht ausschließlich den Betreibern überlassen, die nicht immer auch das Beste für ihre Kunden im Auge haben, sondern auch Profit machen wollen. Stattdessen sollen Regeln festgelegt und ein Rahmenplan vereinbart werden.

Ergebnisse des Suchtpanoramas

Das Online Glücksspiel, so die Studie der Schweizer Experten, ist inzwischen für 29 Prozent und damit fast ein Drittel aller Glücksspielumsätze im Land verantwortlich. Nach Schätzungen liegt der Anteil suchtgefährdeter Menschen dort bei circa 3 Prozent. 0,2 Prozent zeigten ein pathologisch problematisches Spielverhalten. Über Probleme bei der Selbstkontrolle berichteten aber mit 10 Prozent weitaus mehr Konsumenten.

Auswirkungen von Spielsucht

Spielsucht kann vielfältige Auswirkungen auf das Leben von Betroffenen haben. Eine besonders gefährliche Folge kann eine prekäre Wohnsituation sein. Der Anteil von suchtkranken Menschen, die in problematischen Wohnverhältnissen leben, hat sich zwischen 2007 und 2017 verdoppelt, von 3,8 Prozent auf 7,5 Prozent. Eine alarmierende Entwicklung, die nur eine von viele möglichen Folgen reflektiert.

Neues Suchtpotential: Online Gaming

Neben dem Online Glücksspiel taucht auch die Gaming-Branche im Schweizer Report auf. Besonders Jugendliche sind hier gefährdet, da immer neue Spiele in rasanter Geschwindigkeit auf den Markt gepumpt werden. Meistens geht es dabei auch um Teamarbeit und In-Game-Käufe, die Heranwachsende zunehmend mit gefährlichen, potentiellen Kontrollverlusten konfrontieren und kaum Mechanismen zur Regulierung mitbringen.

Die Gefahr der Mikrotransaktionen

Gerade Mikrotransaktionen, wie zum Beispiel für Lootboxen, digitale Ausrüstungsgegenstände oder auch optische Verbesserungen, sind wenig reguliert. Sie lassen sich kinderleicht auch mit hinterlegten Zahlungsmethoden ausführen. Der Markt ist groß, der Kundenkreis ebenfalls. Das Suchtrisiko, das auch von Videospielen mit Echtgeldmarkt ausgeht, ist laut Schweizer Forschern noch nicht ausreichend berücksichtigt.

Ein unübersichtlicher Markt

Laut dem Schweizer Gaming Atlas aus dem Jahr 2021 spielen circa 40 Prozent der Schweizer mindestens fünf Stunden pro Woche Videospiele. 12 Prozent davon verbringen ihre Zeit vor Handy, Computer oder Konsole auch täglich. Glaubt man Suchtforschern, so haben zwischen 0,5 Prozent und 5 Prozent der Spieler ein problematisches Verhältnis zu ihren Games. Gaming ist nun in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Was nun getan werden muss

Es geht jetzt vor allem auch darum, in der Schweiz, in Europa und auch in Deutschland, dass die Politik sich diesen Problemen annimmt. Prävention, Lösungsstrategien und Hilfsangebote müssen aufgebaut werden, die Folgen erforscht. In Belgien sind Lootboxen bereits zu Glücksspiel erklärt worden. Die Schweiz könnte bald nachziehen. Der Weg zu einem sicheren Spielerlebnis für alle Altersklassen ist noch weit. Je schneller man ihn angeht, desto besser für alle Beteiligten.

Wer muss geschützt werden

Gerade der Schutz von Kindern und Heranwachsenden, die nun immer früher Zugang zu digitalen Medien, Spielen und den Gefahren haben, soll unter dem besonderen Schutz von Regelungen stehen. Genauso wie Menschen, die bereits Suchtprobleme erlebt haben oder ein problematisches Spielverhalten aufweisen. Es bleibt fraglich, wie diese Zielgruppe identifiziert werden kann. Bis dahin bleibt aber auch jeder selbst in der Pflicht, sich und sein Spielverhalten zu hinterfragen.

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