GambleAware-Studie: Zwei Drittel aller Problemspieler in Großbritannien verschweigen ihr Glücksspiel-Problem

Eine von GambleAware in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass mehr als zwei Drittel der britischen Problemspieler ihre Spielsucht verschweigen und mit niemandem darüber reden. Die Studie hat auch ergeben, dass es vielen Betroffenen helfen könnte, sich jemandem anzuvertrauen.

Aufnahme eines verzweifelt aussehenden Mannes.

Glücksspiel-Sucht ist in Großbritannien ein zunehmendes Problem (Symbolbild). © geralt/pixabay.com

Großteil der Befragten spricht mit niemandem über die Spielsucht

Die Studie von GambleAware [Link auf Englisch] soll ergeben haben, dass 64 Prozent der befragten Problemspieler noch nie über ihre Spielsucht gesprochen haben. 39 Prozent würden ihre Spielsucht wegen befürchteter Diskriminierung und Stigmatisierung verbergen. Viele Befragte fühlten sich außerdem schuldig (17 Prozent) oder befürchteten, von anderen negativ beurteilt zu werden (13 Prozent).

Im Rahmen der Studie soll GambleAware außerdem festgestellt haben, dass Betroffene erst zu einem späten Zeitpunkt über ihre Spielsucht sprechen würden. 67 Prozent der Befragten, die sich letztendlich doch jemandem anvertraut haben, sollen dies innerhalb von 12 Monaten getan haben. Bei 28 Prozent habe es über ein Jahr gedauert. 24 Prozent würden mit niemandem sprechen wollen, da sie der Ansicht seien, das Problem selbst lösen zu können.

“Es ist alarmierend zu sehen, wie viele Menschen isoliert zu kämpfen haben. Da es sich bei der Sucht um eine versteckte Sucht handelt, können die schädlichen Auswirkungen des Glücksspiels von außen nur schwer zu erkennen sein.”Zoë Osmond, Geschäftsführerin, GambleAware, iGaming Business

Für die Studie, die von Ipsos, einem Unternehmen für Markt- und Sozialforschung, durchgeführt wurde, seien 4.207 Menschen aus Großbritannien im Alter von 18 bis 75 Jahren befragt worden.

Über die Spielsucht zu sprechen kann helfen

Im Rahmen der Studie sollen auch Problemspieler befragt worden sein, die sich anderen anvertraut hätten. 76 Prozent der Befragten gaben an, sich danach besser gefühlt zu haben. 63 Prozent sollen sich wünschen, sie hätten sich früher jemandem anvertraut.

Auch die Gründe für die Offenlegung der Spielsucht sollen in der Studie beleuchtet worden sein. 61 Prozent der Befragten sollen angegeben haben, dass Glücksspiel ihr Leben stark beeinträchtige. Bei 23 Prozent habe das Glücksspiel ihre mentale Gesundheit negativ beeinflusst. Bei 22 Prozent der Befragten soll sich das Glücksspiel zudem negativ auf die Finanzen ausgewirkt haben.

Ein Großteil der Befragten, die sich einer anderen Person anvertraut hätten, sollen sich dabei an ein Familienmitglied gewandt haben.

Zahl der Hilfe suchenden Glücksspieler in Großbritannien steigt stark an

Obwohl ein Großteil der Problemspieler nicht über seine Spielsucht zu sprechen scheint, soll es ein Allzeithoch bei Hilfe suchenden Glücksspielern geben. Die britische Spielerschutz-Organisation GamCare hat im Oktober 2023 Zahlen dazu veröffentlicht.

Im Vergleich zum Vorjahr soll die Anzahl an eingehenden Anrufen oder Anfragen per Chat um 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sein. Damit sei ein neuer Höchststand erreicht worden.

Um noch mehr Problemspielern helfen zu können, hat das britische National Institute for Health and Excellence sogar seine Richtlinien angepasst. Patienten mit psychischen Erkrankungen sollen demnach zu ihrem Glücksspiel-Verhalten befragt werden. Dadurch soll Spielsucht früher erkannt und besser behandelt werden können.

Jede Art von Glücksspiel kann süchtig machen

In der Studie von GambleAware sollen auch die Arten des Glücksspiels thematisiert worden sein, die zu den größten Problemen führen. Dabei soll sich gezeigt haben, dass es vor allem Spiele mit Sofortgewinnen sind, die ein hohes Suchtrisiko zu bergen scheinen.

71 Prozent der Befragten sollen angegeben haben, dass diese „sehr“ oder „ziemlich“ süchtig machen. Auch Rubbellose und Casino Kartenspiele sollen laut 64 bzw. 62 Prozent der Befragten ein hohes Suchtpotenzial haben. Wetten auf E-Sportarten sollen hingegen das geringste Suchtpotenzial haben.

Laut Experten scheinen sich die Zahlen der Studie mit anderen Erkenntnissen zu decken. Sie sollen außerdem hervorgehoben haben, dass alle Befragten angegeben hätten, dass jede Art von Glücksspiel süchtig machen könne.

GambleAware startet neue Kampagne gegen Stigmatisierung

GambleAware hat eine neue Kampagne gestartet, die die Stigmatisierung von Spielsucht reduzieren soll. Dadurch sollen Problemspieler ermutigt werden, über ihre Spielsucht zu sprechen. Die Kampagne wird von zahlreichen bekannten Persönlichkeiten unterstützt.

Dazu gehören etwa der Fußballkommentator Clive Tyldesley und Moderator Scott Thomas, die beide an einer Spielsucht gelitten haben. Auch der britische Minister für Glücksspiel, Stuart Andrew, hat die Kampagne in einem öffentlichen Statement unterstützt.

“Stigmatisierung ist das größte Hindernis, das Menschen davon abhält, Hilfe zu suchen, und ich begrüße die wichtige Kampagne von GambleAware, die das Bewusstsein für das Problem schärft und Menschen hilft, die Unterstützung zu bekommen, die sie brauchen.”Stuart Andrew, Minister für Glücksspiel, Großbritannien, iGaming Business

Die Kampagne richtet sich an Betroffene von Spielsucht sowie deren Angehörige und ermutigt diese, über das Problem zu sprechen. Dafür stehen zahlreiche Tests und Hilfsartikel zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es auch telefonische Hilfe sowie einen Live-Chat.

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