Wynn: Streit um Trinkgelder beendet

In den USA wurde ein jahrelanger Rechtsstreit um Trinkgelder zwischen dem Casinokonzern Wynn Resorts und rund 1.000 Dealern beigelegt. Auf Basis eines Vergleichs zahlt Wynn einen Betrag in Höhe von umgerechnet rund 4,7 Millionen Euro. Alle Beteiligten sprachen von einer ebenso fairen wie vernünftigen Lösung. Die wahren Profiteure sind allerdings die Anwälte. Was sind die Hintergründe des juristischen Marathons?

Ein Casinodealer platziert Spielchips am Tisch.

Rund 1.000 derzeitige oder frühere Casinodealer sind von dem Urteil betroffen. ©whekevi/Pixabay

1,4 Millionen Dollar für die Anwälte

Ein 15-jähriger Rechtsstreit um Trinkgelder zwischen dem US-Casinoriesen Wynn Resorts und rund 1.000 Dealern ist per Vergleich beendet worden. Nach einem langen juristischen Kampf haben die Dealer Recht behalten – beide Parteien einigten sich folglich darauf, dass Wynn eine Summe von 5,6 Millionen Dollar zahlt. Davon entfallen 1,4 Millionen allein auf die Anwälte, während das Gericht 30.000 Dollar erhält.

Hintergrund ist, dass der Gründer und Ex-Geschäftsführer Steve Wynn im Jahr 2006 beschlossen hatte, dass die Dealer seiner beiden Casinos in Las Vegas (Wynn und Encore) 12 Prozent ihrer Trinkgelder an ihre Vorgesetzten abgeben müssen. Auf diese Weise wollte der Casinomogul seine Angestellten dazu bewegen, eine Karriere als Pit Boss anzupeilen. Andere Casinos am Las Vegas Strip haben ähnliche Maßnahmen zu keinem Zeitpunkt übernommen.

Es verwundert daher kaum, dass Matt Maddox, der 2018 die Nachfolge von Wynn als CEO antrat, darin bemüht war, den Rechtsstreit schnellstmöglich beizulegen. Insbesondere da Wynn Resorts durch die sexuellen Vergehen des früheren CEO’s tief in die Krise gestürzt wurde – unter anderem kam es zu einer 20 Millionen Dollar schweren Rekordstrafe gegen das Unternehmen.

Mit Hilfe eines Mediators wurde der Vergleich beim 9th U.S. Circuit Court of Appeals erzielt. Das Gericht stellte fest, dass der vorgeschlagene Vergleich eine faire und vernünftige Lösung des Rechtsstreits ist, der unter dem sogenannten Fair Labor Standards Act in Form einer Sammelklage entstanden war. Auch die rund 1.000 Dealer – sowohl derzeitige als auch ehemalige Angestellte – haben sich laut Bezirksrichter Andrew Gordon für den Vergleich entschieden und das Abkommen unterzeichnet. Wynn Resorts-Sprecher Michael Weaver sprach von einem gütlichen Abschluss des Prozesses.

Steve Wynns dubiose Trinkgeldregel

Das Wynn Las Vegas wurde im Jahr 2005, ein Jahr vor der eher fragwürdigen Trinkgeld-Reform eröffnet. Das Casino zog große Mengen an Spielern an, die großzügige Trinkgelder an die Dealer vergaben. CEO Wynn war darüber allerdings besorgt. Er befürchtete, dass die Dealer mehr Geld verdienen könnten als ihre Vorgesetzten. Dies würde wiederum dazu beitragen, dass sich die Dealer auf ihren Positionen ausruhen.

Die hohen Trinkgelder, so Wynn, würden die Angestellten davon abhalten im Rang aufsteigen zu wollen. Folglich argumentierte der Geschäftsführer, dass die Teamleiter keine Vorgesetzten seien – die Teamleiter hätten keinen Einfluss auf die Bezahlung, Arbeitszeiten oder Disziplinarmaßnahmen. Als Teil eines sogenannten Casinos Service Teams hätten sie somit auch Anspruch auf einen Teil des Trinkgeldpools.

Finaler Geldbetrag unverhältnismäßig?

Da die Trinkgeldregel am Las Vegas Strip schnell die Runde machte und für dubios gehalten wurde, reichten zwei Dealer von Wynn 2013 und 2018 zwei Bundesklagen gegen das Unternehmen ein. Ziel war es, bis zu 50 Millionen Dollar an verlorenen Trinkgeldern zurückzuerhalten. Eine Dealerin erklärte 2018 satte 100.000 Dollar an Trinkgeldern durch die Regel verloren zu haben.

Die Summe, die Wynn nun aufbringt, deckt demnach nicht mal ansatzweise die Verluste der rund 1.000 Mitarbeiter ab. Laut lokalen Medien erhalten die Kläger der ursprünglichen Sammelklage, Joseph Cesarz und Quy Ngoc Tang, jeweils 10.000 Dollar. In Anbetracht der übrigen Kosten bleiben für die übrigen Dealer etwa 4.170 Dollar pro Kopf übrig.

Dass die beiden ursprünglichen Kläger den Vergleich privat erneut anfechten werden, ist dennoch unwahrscheinlich. Zudem hat der neue Wynn-CEO Maddox den Lohn der Dealer um 2 Dollar pro Stunde erhöht. Dies macht eine jährliche Erhöhung von etwa 4.000 Dollar aus, wobei es sich um die erste Gehaltserhöhung für die Dealer seit etwa einem Jahrzehnt gehandelt hat. Die Aktien von Wynn Resorts, die an der Nasdaq-Börse gehandelt werden, stiegen infolge der Beilegung des Rechtsstreits um 1,95 Dollar (1,6 Prozent) auf 125,45 Dollar pro Aktie.

Wynn leidet unter Coronakrise

Wie alle großen Casinobetreiber kämpft auch Wynn angesichts der Auswirkungen der Coronakrise ums Überleben. Anfang des Jahres meldete der Betreiber einen Nettoverlust für 2020 von satten 2,07 Milliarden US-Dollar. Die gesamten Betriebseinnahmen für 2020 beliefen sich auf lediglich 2,10 Milliarden Dollar, was einen Rückgang von 68,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr markiert.

Wynn musste in allen Geschäftsbereichen einen Umsatzrückgang hinnehmen, was eine direkte Folge der vorübergehenden Schließungen war. Der Glücksspielumsatz sank um 72,9 Prozent auf 1,24 Milliarden Dollar, während der Hotelumsatz um 61,7 Prozent auf 308 Millionen Dollar einkrachte. Auch der Umsatz durch Speisen und Getränken sank um 59,8 Prozent. 2021 sind die Einnahmen immer noch weit unter dem Normalniveau.

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