Wynn Resorts: 20 Mio. US-Dollar Rekordstrafe

Der in Las Vegas stationierte Casinokonzern Wynn Resorts muss eine Strafe in Höhe von 20 Mio. US-Dollar zahlen. Dem Unternehmen wird vorgeworfen auf die sexuellen Missbrauchsvorwürfe gegen seinen früheren CEO Steve Wynn nicht hinreichend reagiert zu haben. Bereits Anfang 2018 war der Casinomogul und Wynn Resorts-Gründer als Vorstandschef zurückgetreten.

Das weltberühmte Wynn Resorts-Casino in Las Vegas.

Das weltberühmte Wynn Resorts-Casino in Las Vegas wurde für die Vergehen von Steve Wynn mitbelangt.

Höchstes Strafgeld der US-Geschichte

Mit einer Strafzahlung von umgerechnet 17,5 Mio. Euro ist das Bußgeld die höchste Summe, die jemals von einer US-Behörde gegen ein Glücksspielunternehmen verhängt wurde. Grund sind Versäumnisse und Mitwissenschaften im Management des Milliardenkonzerns. Im Detail geht es um zahlreiche sexuelle Missbrauchsvorwürfe, die sich seit Jahresbeginn 2018 von Seiten etlicher Mitarbeiterinnen gegen Ex-CEO und Firmengründer Steve Wynn richten.

Das Unternehmen habe an dieser Stelle „nicht hinreichend reagiert“, heißt es laut einem Sprecher der Nevada Gaming Commission, welche das Urteil Anfang dieser Woche gegen Wynn Resorts verhängte. Die Höhe der Strafzahlung wurde laut Berichten der New York Times einstimmig von einer Sonderkommission der Aufsichtsbehörde beschlossen. Zum Vergleich: Das bisher höchste verhängte Bußgeld gegen ein US-Glücksspielkonzern lag bisher bei lediglich 5,5 Mio. US-Dollar (~ 4,8 Mio. Euro).

Dass die Aufsichtsbehörde mit dem Urteil ein Exempel hinsichtlich der Schwere von Wynns Vergehen zu statuieren gedenkt, steht außer Zweifel. Im Rahmen des Verfahrens hatte das Unternehmen bereits zugegeben die Anschuldigungen seiner Angestellten gegen den ehemaligen Geschäftsführer „systematisch ignoriert“ zu haben. Die Vorwürfe gegen Glücksspielmilliardär Steve Wynn umfassen neben sexueller Übergriffe und Belästigungen auch den der Vergewaltigung.

Organisiertes Verbrechen?

Laut Nevadas Staatsanwalt John Michela beschreiben die im Rahmen der Untersuchung dokumentierten Anschuldigungen gegen Wynn „nicht mal annähernd das wahre Ausmaß der Übergriffe“ – dass es zu den Vergehen kam, sei darüber hinaus nur möglich gewesen, da mehrere hochrangige Führungskräfte des Konzerns wissentlich weggeschaut haben.

Die Staatsanwaltschaft Nevada zieht an dieser Stelle weiterführend Parallelen zum organisierten Verbrechen. In dem bizarren Kontext meldete sich folglich auch Emily Martin zu Wort, die Vizepräsidentin für Bildung und Arbeitsrecht am Nationalen Frauenrechtszentrum Nevada diesbezüglich im Wortlaut:

“Das Urteil bestätigt, dass das Vertuschen von sexueller Belästigung eine Form der Korruption von Unternehmen darstellt, die in den Zuständigkeitsbereich von gesetzlichen Aufsichtsbehörden fällt. Es ist außerdem ein wichtiges Spiegelbild der Tatsache, dass sexuelle Belästigungen und Körperverletzungen den Opfern Schäden zufügen und diese dementsprechend entschädigt werden müssen.”

Im Rahmen der weltweit wachsenden Frauenrechtsbewegung – und vor allem der #MeToo-Bewegung, entfacht durch den Skandal um den US-Filmproduzenten Harvey Weinstein im Oktober 2017 – sind binnen letzter Jahre immer mehr prominente Millionäre auf Grund sexueller Verfehlungen angezeigt worden. Darunter unter anderem auch diverse weltbekannte Hollywood-Schauspieler wie Dustin Hoffman oder Kevin Spacey – seit Anfang letzten Jahres zählt nun auch der milliardenschwere Glücksspielmagnat Steve Wynn dazu. Bisher sind jedoch nur wenige Unternehmen mit Bußgeldern belangt und für den deckenden Umgang mit den Beschuldigten konfrontiert worden.

Rücktritt Steve Wynns schon Anfang 2018

Seine letzten insgesamt acht Millionen Anteile am 2002 gegründeten Casinokonzern Wynn Resorts hat der heute 77-jährige Firmengründer Steve Wynn bereits Anfang 2018 zu einem Preis von 175 US-Dollar pro Aktie verkauft. Damals hatte sich das aktuell verurteile Unternehmen umgehend von seinem Chef distanziert. Ausschlaggebend für die Anklagen war ein Artikel des Wall Street Journal in dem Wynn von etlichen ehemals angestellten Frauen des sexuellen Übergriffs bezichtigt wurde. Gespräche führten die Journalisten mit summa summarum 150 (!) betroffenen Personen.

Die Vorwürfe erstrecken sich über Jahrzehnte. Im Rahmen der Gespräche wurden Vorwürfe laut, dass Wynn seine Arbeitnehmerinnen mehrfach zum Geschlechtsverkehr zwang. Zudem soll er eine Angestellte unter Androhungen von Gewalt zum Schwangerschaftsabbruch gezwungen haben, was bereits 2007 mit einer Schadensersatzzahlung an das Opfer von 7,5 Mio. US-Dollar geahndet wurde. Obgleich Wynn die Vorwürfe bis heute allesamt von sich weist, sah er sich folglich unter wachsendem sozialen Druck unweigerlich dazu gezwungen seine Ämter niederzulegen.

Neben seinem Ausstieg bei Wynn Resorts, trat er unmittelbar auch als Finanzvorstand des Republikanischen Nationalkomitees zurück – den Posten hatte er von niemand geringerem als dem derzeitigen US-Präsidenten Donald Trump kurz nach seiner Wahl erhalten. Infolge wurde Wynns Name zudem auch von diversen wirtschaftlichen Gebäuden entfernt und aus den Forschungseinrichtungen etwaiger US-amerikanischer Universitäten gestrichen. Außerdem sieht sich Wynn bis heute mit mehreren Klagen verärgerter Aktionäre konfrontiert.

Paradigmenwechsel bei Wynn Resorts

Infolge der Klagewelle haben Wynn Resorts und die Nevada Gaming Commission bereits im vergangenen Monat eine Einigung erzielt, durch die das Unternehmen seine Glücksspiellizenz überhaupt behalten konnte. Das Unternehmen bestätigte obendrein die von Seiten der Presse aufgestellten Behauptungen, dass mehrere Führungskräfte und Vorstandsmitglieder über Jahre hinweg in die tragischen Sexualvergehen von Steve Wynn involviert waren.

Zum jetzigen Standpunkt hieß es von Seiten Wynn Resorts, dass zurzeit ein „Paradigmenwechsel“ in der Unternehmensführung vollzogen würde – die Hälfte der Vorstandsmitglieder seien indessen bereits Frauen, womit man die „Unternehmenskultur erneuern“ wolle. Dass die von Steve Wynn verursachten Schäden unweigerlich noch einige Jahre lang Konsequenzen nach sich ziehen werden, steht dabei jedoch außer Frage. Alle weiteren Entwicklungen bleiben vorerst abzuwarten.

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