Glücksspiel in Finnland: Veikkaus möchte sich auf dem liberalisierten Markt ab 2027 behaupten
- Bisheriger Monopolist Veikkaus möchte auch nach Liberalisierung des Glücksspielmarktes in Finnland Marktführer bleiben
- Veikkaus hat eine strikte Konsolidierung durchlaufen und kämpft mit einem rückläufigen Umsatz
- Trotzdem will das Glücksspielunternehmen schon bald personell und strukturell investieren

Das Glücksspiel-Unternehmen Veikkaus möchte Glücksspiel-Marktführer in Finnland bleiben (Symbolbild). © Baptiste Valthier/pexels.com
Marktöffnung zwingt Veikkaus zum Umdenken
Finnland steht vor einem tiefgreifenden Wandel im Glücksspielsektor. Das staatliche Monopol des Anbieters Veikkaus wird bis Ende 2026 schrittweise abgeschafft. Ab Anfang 2027 soll ein Lizenzsystem in Kraft treten, das mehreren lizenzierten Unternehmen erlaubt, legale Glücksspiele in Finnland anzubieten.
Für Veikkaus bedeutet diese Marktöffnung das Ende des geschützten Alleinstatus und gleichzeitig den Startschuss für einen harten Wettbewerb. Jarkko Nordlund, Executive Vice President bei Veikkaus, sei jedoch trotzdem überzeugt davon, dass sich sein Unternehmen erfolgreich im neuen System behaupten werde [Artikel auf Englisch], wie das Fachmagazin iGaming Business berichtet.
Trotz eines Umsatzrückgangs von 7,2 Prozent und eines Einbruchs des operativen Gewinns um fast 20 Prozent im Jahr 2024 wolle Veikkaus nicht in eine defensive Haltung verfallen. Nordlund habe stattdessen angekündigt, Veikkaus in eine führende Position im neuen regulierten Markt zu bringen – auch wenn dafür alte Strukturen aufgegeben werden müssten.
Veikkaus musste eine Konsolidierung durchlaufen
Bereits im Jahr 2023 kündigte Veikkaus an, hunderte Mitarbeiter zu entlassen. Auch im stationären Geschäft hat sich der Konzern zurückgezogen und 20 Standorte geschlossen, darunter auch das moderne Casino in Tampere, das erst 2021 eröffnet worden war.
Parallel dazu strukturiert sich das Unternehmen grundlegend neu. Künftig will sich Veikkaus auf drei Hauptbereiche konzentrieren: Den Inlandsmarkt mit klassischen Lotterien und stationären Spielautomaten, das Online-Casino-Geschäft sowie den internationalen Markt.
Diese neue Gliederung soll das Unternehmen wettbewerbsfähiger machen und besser auf die Anforderungen eines offenen Marktes vorbereiten. Dafür seien auch Investitionen in das Produktangebot nötig, das nach Auffassung von Nordlund eines Marktführers noch nicht würdig sei.
Glücksspielmonopole gelten nicht mehr als zeitgemäß
In den letzten Jahren haben sich fast alle europäischen Länder dazu entschieden, das staatliche Glücksspielmonopol vollständig oder zumindest teilweise durch ein Lizenzmodell zu ersetzen, um eine größere Vielfalt an Anbietern zuzulassen. In Skandinavien ist Finnland der letzte Staat, der mit dem Abbau des Glücksspielmonopols begonnen hat.
Einer der wenigen Staaten in Europa, der weiterhin von einer Monopolstellung eines Unternehmens überzeugt zu sein scheint, ist Österreich. Die Casinos Austria AG, an welcher der österreichische Staat direkt beteiligt ist, kontrolliert unter anderem sämtliche stationären Spielbanken, das Lotto-Angebot sowie das Online-Glücksspiel.
Obwohl Experten darauf hinweisen, dass ein Monopol-System im Glücksspiel Steuereinnahmen verhindere und einen wachsenden Schwarzmarkt fördere, gibt es scheinbar keine Pläne, etwas an der Situation in Österreich zu ändern.
Veikkaus will personell gezielt aufrüsten
Bereits im vergangenen Juli habe Veikkaus Andreas Reimblad, den ehemaligen Direktor des Glücksspielunternehmens Kindred, eingestellt, um die Umstrukturierung seines Online-Angebotes zu verantworten. Zudem habe das Unternehmen im April 2025 mit Fatemeh Daneshzadeh eine weitere Ex-Führungskraft von Kindred an Bord geholt.
Nordlund habe darüber hinaus angekündigt, dass das neue Team von Veikkaus auch mit Talenten verstärkt werden solle, die von Netflix, Bolt und anderen erfolgreichen Unternehmen abgeworben würden. Bewusst wolle Veikkaus nicht nur auf Glücksspiel-Kompetenz setzen, sondern verschiedene Experten mit Erfahrungen auf unterschiedlichsten Gebieten zusammenbringen.
Man darf gespannt sein, ob Veikkaus seine ehrgeizigen Ziele tatsächlich erreichen kann oder ob das Unternehmen, das auch schon als Monopolist mit rückläufigen Umsatzzahlen zu kämpfen hatte, unter dem Druck der Konkurrenz scheitern wird.