UK: 2-Pfund-Limit für FOBTs plus Steuererhöhung

Die britische Regierung hat eine 2-Pfund-Einsatzgrenze für FOBTs (Fixed-odds-betting-terminals) bestätigt. Obendrein soll die Online-Glücksspielsteuer (Remote Gambling Duty, RGD) auf mindestens 20% angehoben werden. Die Betreiber reagieren enttäuscht.

Ein Screenshot zeigt ein FOBT-Display im Roulette-Modus

Virtual Roulette: Der eher ausladende Einblick in das Display eines FOBTs. (Bildquelle)

Als Schatzkanzler Philip Hammond im vergangenen April eine überraschend radikale Limitierung der FOBT-Maximaleinsätze von 100 auf lediglich 2 Pfund pro Spin ankündigte, fanden sich britische Buchmacher in einem Alptraum wieder – der sich zudem wohl schon in absehbarer Zeit realisiert: Wie die britische Regierung aktuell bestätigt wird die 2 Pfund-Vorschrift nach einer parlamentarischen Abstimmung 2019 in Kraft treten.

Ein öffentliches Foto des 40jährigen britischen Ministers für Digitales, Kultur, Medien und Sport, Matt Hancock

Sieht in den FOBTs einen „sozialen Schandfleck“: Der 40jährige DCMS-Minister Matt Hancock aus dem nordwestlichen Cheshire. (Bildquelle)

In einer Umfrage im April hatten sich zuletzt bereits 62% der Abgeordneten für die resolute ‚Entschärfung‘ ausgesprochen, obgleich die 98%-Reduktion ein Steuerloch von schätzungsweise 400 Mio. Pfund in den öffentlichen Haushalt reißt. Um das opulente Defizit auszugleichen soll eine Erhöhung der Online-Spielsteuer von momentan 15% auf mindestens 20% erfolgen, womit etwa 200 Mio. Pfund generiert würden. Dieser sogenannte ‚Fern-Zoll‘ ist von sämtlichen lizensierten Online-Gambling-Anbietern des britischen Markts zu erbringen. Indes habe die Regierung beschlossen „Stellung zu beziehen“, mit dem Ziel eine „gerechtere Gesellschaft für alle aufzubauen“, heißt es zu den stringenten Maßnahmen. Angesichts des so verbreiteten wie umstrittenen FOBT-Wesens in UK spricht der Minister für Digitales, Kultur, Medien und Sport (DCMS), Matt Hancock, von einer „sozialen Schande“ für das Vereinigte Königreich.

So sieht es auch Neil McArthur, CEO der UK Gambling Commission (UKGC), der die Pläne der Regierung begrüßt, doch mit Blick auf die seit über einem Jahr geführte Debatte darauf verweist, dass die Verringerung der Einsätze allein nicht ausreiche, „um die Risiken, die von allen Formen des Glücksspiels ausgehen, zu beseitigen“. Diesbezüglich meldet sich auch Tracey Crouch zu Wort. Die seit 2015 amtierende Sportministerin zeigt sich insbesondere besorgt über die „konstant hohe Rate von Problemspielern“ des Sektors: Fast 14% der Zocker, die an den Extremslots hängen, seien auffällig, gelten also schon als spielsüchtig oder sind zumindest gefährdet – mehr als „bei jeder anderen Form populären Glücksspiels“. Crouch bezieht sich hierbei auf Erhebungen der UKGC, welche das FOBT-Spielverhalten 2016 genauer untersuchte.

Wir wollen zwar eine gesunde Glücksspielindustrie, die zur Wirtschaft beiträgt, aber wir brauchen auch eine, die alles tut, um die Spieler zu schützen. Wir erhöhen des Weiteren den Schutz bei Online-Glücksspielen, investieren vermehr in Forschung und Bildung sowie die Behandlung von problematischen Glücksspielern. Auch sorgen wir für strengere Regeln rund um GlücksspielwerbungTracey Crouch, Sportministerin

Zur Problematik

Bei FOBTs handelt es sich um digitale Wett-Terminals, die neben normalen Slots auch klassische Casinospiele wie Black Jack, vor allem aber Roulette anbieten, weshalb Extremzocker hier bislang Höchsteinsätze von 100 Pfund binnen weniger Sekunden verpulvern konnten. In der britischen Gambling-Szene gelten die Maschinen als das ‚Crack-Cocaine‘ unter den Spielautomaten. Seit ihrer Etablierung 2001 haben sich die Roulette-Slots als unregulierte Anomalie auf dem Glücksspielmarkt UK festgesetzt, sind jedoch gleichzeitig zu einem der bedeutsamsten Wirtschaftszweige der Branche avanciert: Jeder einzelne FOBT bringt im Schnitt rund 55.000 Pfund pro Jahr ein.

Inzwischen wird UK von über 33.000 FOBTs überflutet, vorwiegend stehen sie in den Wettbüros der großen lizensierten Buchmacher. Von Suchtexperten werden die fragwürdigen Roulette-Maschinen seit Jahren kritisiert und als gefährliche Schuldenfallen eingestuft.

Enttäuschte Anbieter

Dass es zu einer Regulierung kommen wird, war für die Betreiber längst abzusehen, doch galt eine 2-Pfund-Angleichung der Terminals an herkömmliche Automaten angesichts drohender Steuerverluste als unwahrscheinlich. Die zusätzliche Erhöhung der Online-Glücksspielsteuer ist folglich ein Schock für die gesamte Branche, die diesbezüglich von einem “double whammy”, einem doppelten Schlag, redet. Besonders spürbar wird die Frustration im Statement von Sky Bet-CEO Richard Flint:

„Die Erhöhung einer bereits hohen Steuerlast wird sich eindeutig auf unsere Pläne auswirken, in den kommenden Jahren neue Arbeitsplätze in Nordengland zu schaffen. Statt einen britischen Job-Schöpfer zu bestrafen, sollte sich die Regierung darauf konzentrieren, eine gerechtere Steuereinlage von anderen Tech-Unternehmen zu bekommen, die im Gegensatz zu uns nicht bereits ausreichende Steuern für ihre Aktivitäten im Vereinigten Königreich zahlen.“

Auch der bwin- und Ladbrokes-Inhaber GVC zeigt sich „enttäuscht über das Ergebnis“, doch sieht man dort in der Entscheidung auch Positives: „Die Ankündigung der heutigen Regierung markiert das Ende der Unsicherheit bezüglich der FOBT-Absteckgrenzen. Es ist jetzt wichtig, dass der Industrie eine angemessene Umsetzungsfrist eingeräumt wird.“ Neben Sky Bet und GVC wird die neue Ausgangslage auch von William Hill und Paddy Power Betfair bewertet. Hinsichtlich drohender Jobverluste auf Grund des Entscheids herrscht in der Branche demnach Einstimmigkeit. Die Zusammenarbeit mit der Regierung müsse jetzt „neu gestaltet werden“, wie es weiter heißt.

Sind die Maßnahmen erst der Anfang?

Die Anzahl der FOBT-Problemspieler soll heute noch höher sein als 2016. Infolge des zunehmenden Kontrollverlustes reichte die UKGC vergangenen März einen Satz konkreter FOBT-Normierungsvorschläge im DCMS ein, der allerdings mehr als eine 2 Pfund-Einsatzgrenze vorsieht.

Parallel zur Erhöhung des RGDs hat die Regierung demgemäß auch Pläne zur Einführung strengerer Altersverifizierungsregeln bestätigt, die die Betreiber dazu verpflichten, die Ausgaben der Verbraucher zu begrenzen, bis sogenannte Erschwinglichkeits-Kontrollen durchgeführt wurden. Überdies beinhaltet der Korpus eine Verbotsempfehlung für Simultan-Spielautomaten, ebenso diverse weiterführende Limitierungsansätze wie zum Beispiel zeit- und einsatzabhängige Grenzen für Problemspieler. Besonders den ärmeren sozialen Schichten sollen die Vorschriften zu Gute kommen, heißt es. Ob der Katalog tatsächlich in Gänze umgesetzt wird, bleibt vorerst zwar noch abzuwarten, erscheint aktuell jedoch durchaus realistisch.

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