UK: 2 Pfund-Limit für FOBTs

Das Bild zeigt den Schatzkanzler Philip Hammond.

Der britische Schatzkanzler Philip Hammond. (Bildquelle)

Zur ‘Entschärfung’ der umstrittenen FOBT-Spielautomaten (Fixed-Odds-Betting-Terminals) wird der Maximaleinsatz auf 2 Pfund pro Spin begrenzt. Der resolute Beschluss knüpft an einen im März präsentierten Richtlinienkorpus der UK Gaming Commission (UKGC) an. Die britische Regierung will die Regulierungsvorschläge vollends umsetzen.

Im Kampf gegen das entartete FOBT-Wesen haben sich Schatzkanzler Philip Hammond und Matt Hancock, Minister für Digitales und Kultur, überraschend auf eine strenge Limitierung für FOBTs geeinigt: Der Höchsteinsatz der Extremslots wird auf lediglich 2 Pfund pro Spin begrenzt und damit herkömmlichen Slots angeglichen. Eine drastische Reduktion von 98 Prozent.

Bei FOBTs handelt es sich um digitale Wett-Terminals, die neben typischen Slots auch klassische Casinospiele á la Black Jack und vor allem Roulette anbieten. Bislang haben Hardcorezocker hier außergewöhnlich hohe Einsätze – bis zu 100 Pfund – innerhalb weniger Sekunden auf den Putz gehauen.

Seit ihrer Markteinführung 2001 gelten die bevorzugt bei Buchmachern installierten Roulette-Slots als unregulierte Anomalien auf dem britischen Glücksspielmarkt. Von Experten werden sie als spielsuchtschürende und daher höchstbedenkliche Schuldenfallen eingestuft. Innerhalb der britischen Glücksspielszene sind sie als das ‘Crack-Cocaine’ der Spielautomaten berüchtigt. Unter Kriterien des Spielerschutzes erscheint eine stringente Regulierung daher nur verständlich.

Die scharfschneidende Maßnahme kann darüber hinaus als exemplarische Blaupause zur Umsetzung eines neuen UKGC-Richtlinienkorpus betrachtet werden, der vergangenen Monat im Ministerium für Digitales, Kultur, Medien und Sport (DCMS) vorgestellt wurde.

Die Regulierungsvorschläge sehen zusätzlich ein generelles Verbot von Automaten, die simultanes Zocken erlauben vor. Außerdem wird dazu geraten Auffälligkeiten im Spielerverhalten zu dokumentieren, um so etwaige Problemspieler klassifizieren zu können und sie folglich sowohl finanziell wie auch zeitlich zu limitieren. Den Anregungen der Kommission wollen sich die britischen Gesetzgeber in vollem Umfang annehmen, heißt es.

Taten statt Worte

Dass es zu einer Limitierung der FOBTs kommen wird, war für die Branche abzusehen, die Strenge der Entscheidung kann dagegen vielleicht überraschen. Eine Angleichung der FOBTs an herkömmliche Slots hatten Branchenvertreter zwar schon länger befürchtet, doch eine tatsächliche Realisierung der Idee galt angesichts drohender Steuerverluste als eher unwahrscheinlich.

Die rigorose Durchsetzung der FOBT-Limitierung reiße ein Steuerloch von exorbitanten 400 Mio. Pfund in den öffentlichen Haushalt, wie es heißt.

Aktuell herrsche zwar noch Unklarheit darüber, wie das Steuerloch zu stopfen sei, dennoch wollen Philip Hammond und Matt Hancock, ungeachtet aller Risiken, entschlossen gegen Terminals vorgehen. Der Vorstoß der FOBT-Gegner findet dabei nicht nur Unterstützung durch die UKGC, sondern wird auch von höchsten Polit-Instanzen befürwortet.

Die amtierende Premierministerin Theresa May hatte sich bereits im Januar für eine Drosselung der Einsätze ausgesprochen. Eine radikale 2 Pfund-Grenze auf Talsohle, befürworteten zuletzt 62 Prozent des britischen Parlaments, so das Ergebnis einer Umfrage.

Aktieneinbruch

Nach fast zwei Jahrzehnten wird UK von zehntausenden der Virtual-Roulette-Robotern überflutet. Aus der finanziellen Auszehrung zigtausender Kunden erwuchs seit 2001 ein Milliardenmarkt: Jedes einzelne FOBT bringt seinem Betreiber rund 55.000 Pfund pro Jahr ein.

Laut Gesetzgebung dürfen maximal vier FOBTs pro Wettbüro aufgestellt werden – ein William Hill- oder Ladbrokes-Büro ohne die Terminals dürfte in Großbritannien kaum noch auffindbar sein. Für die Buchmacher waren sie eine stets bequeme wie ertragreiche Einnahmequelle.

Die Aktien mehrerer großer Wettanbieter haben infolge des durchschlagenden Entscheids Kurseinbrüche zu verzeichnen.

Vom politischen Vorstoß getroffen zeigt sich der Londoner Buchmacher William Hill mit einem Verlust von rund 12 Prozent. Dagegen büßt der irisch-englische Paddy Power Betfair nur knapp 4 Prozent seines Marktwerts ein, während GVC Holdings, neuer Eigentümer von Ladbrokes Coral, ein Minus von 7 Prozent hinnehmen muss.

Dass die Kosten zur Übernahme von Ladbrokes Coral zu einem nicht unerheblichen Anteil an der vermeintlich hohen FOBT-Kapitalisierung bemessen wurde, dürfte für den Glücksspielbetreiber von der Isle of Man jedoch weitaus schmerzvoller sein, angesichts der aktuellen Entwicklung.

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