YouTube geht gegen Poker-Content vor – Stehen Content Creator vor dem Aus?

  • Verstärkt Altersbeschränkungen und Werbeeinschränkungen gegen Poker-Videos auf YouTube
  • Creator wie Nick Eastwood kämpfen mit Reichweiten- und Einnahmeverlusten
  • Community vor Beginn der World Series of Poker alarmiert
Person mit Smartphone mit YouTube-Logo.

YouTube geht verstärkt gegen Poker-Content vor. © freestocks.org/Pexels

Intransparente Umsetzung frustriert Content-Creator

Poker-YouTuber wie Nick Eastwood berichten seit April 2025 zunehmend von Altersbeschränkungen, willkürlichen Video-Entfernungen und gestrichenen Werbeeinnahmen. Davon seien nicht nur neu hochgeladene, sondern zum Teil auch alte Videos betroffen.

Problematisch sei dabei vor allem, dass YouTube keinerlei Transparenz biete, welche Inhalte konkret zu Sanktionen führen könnten. Eastwood erklärte in seinem englischsprachigen Video etwa, dass in seinem Fall zwei technisch identische Streams unterschiedlich behandelt worden seien – einem sei eine Altersbeschränkung auferlegt worden, dem anderen jedoch keine.

Auch das Vorabprüfen von Videos zeige keine verlässliche Wirkung. Laut Eastwood würden manche Videos bereits nach wenigen Minuten von der Monetarisierung ausgeschlossen – selbst dann, wenn sie vorab alle Prüfungen bestanden hätten. Der YouTuber vermutet deshalb ein inkonsistentes oder fehlerhaft trainiertes KI-System hinter den Entscheidungen.

Ich habe ein Video drei Tage früher hochgeladen und es hat alle Kontrollen bestanden. Ich habe es veröffentlicht, und dann wurde es schnell eingeschränkt, was natürlich völlig unpraktikabel ist. Ich hatte eine halbe Stunde, in der mein Video ganz normal lief, und es war völlig in Ordnung, und dann, als es eingeschränkt wurde, ging die Auffindbarkeit völlig in den Keller und es flachte ab.Nick Eastwood, Poker-Content-Creator, YouTube

Monetarisierung bricht weg – Existenzen gefährdet

Fast alle altersbegrenzten Videos würden gleichzeitig als für Werbung ungeeignet eingestuft. Die Folge: Kein oder nur noch minimaler Werbeumsatz. Nick Eastwood berichtete, er habe für ein aktuelles Video nur noch 2 GBP (rund 2,35 EUR) eingenommen – rund zehn Prozent seiner früheren Einnahmen.

Brad Owen, ein weiterer Poker-YouTuber, erklärte, dass über 30 seiner Videos auf diese Weise eingeschränkt worden seien, obwohl nur 0,4 % seiner Zuschauer unter 18 seien. Auch kleinere Creator wie Weazel hätten massive Reichweitenverluste zu beklagen: Statt 1.000 bis 2.000 Views seien es zuletzt nur noch 150 gewesen – trotz freiwilliger Selbstkennzeichnung als 18+.

Einsprüche gegen die Streichung von Werbeeinnahmen oder Altersbeschränkungen von Inhalten seien zwar teilweise erfolgreich, ein klares Muster sei bislang aber nicht erkennbar.

Neue Richtlinie sorgt für massive Einschnitte

Die drastischen Einschränkungen seien auf ein kürzlich erfolgtes YouTube-Update zurückzuführen. Seit dem 19. März 2025 gilt auf der Video-Plattform eine überarbeitete Richtlinie für Glücksspielinhalte [Link auf Englisch]. Schon zuvor waren Poker-Channels immer wieder von Sperrungen betroffen.

Wer ist Nick Eastwood?

Nick Eastwood gehört zur jungen Generation professioneller Pokerspieler, die Social Media strategisch nutzen. Ursprünglich als Online- und Live-Spieler aktiv, hat er sich über vier Jahre hinweg einen YouTube-Kanal mit rund 20.000 Abonnenten aufgebaut. Neben klassischen Poker-Streams hat Eastwood vor allem unterhaltsame Turnier-Analysen, Lernvideos und Vlogs veröffentlicht, oft mit einer Portion britischen Humors.

Sein Markenzeichen: eine Mischung aus Expertenwissen und zugänglicher Präsentation. Anders als viele Content Creator hat er weitgehend auf Sponsoren verzichtet, um sich eine unabhängige Stimme in der Poker-Community zu bewahren.

Eastwood engagiert sich zudem in der Community: Er ist aktives Mitglied mehrerer Discord-Server – digitaler Treffpunkte, auf denen sich Nutzer in Text- oder Sprachkanälen über Poker austauschen und organisieren können –, organisiert Coaching-Sessions und unterstützt kleinere Kanäle durch Kooperationen. Sein Motto: Poker soll Spaß machen, ohne die Realität zu beschönigen.

Die Plattform untersagt nun jede Art der Verlinkung zu nicht von Google zertifizierten Glücksspielseiten – selbst Logos, eingebettete Links oder mündliche Erwähnungen seien betroffen. Inhalte mit Werbung für Online-Casinos dürfen seitdem nur noch von angemeldeten Nutzern über 18 Jahren gesehen werden.

Ausgenommen sind lediglich Sportwetten und traditionelles Glücksspiel in Offline-Form. Bei Verstößen droht eine Sperrung von Kanälen.

Poker-Community unter Druck – Zukunft ungewiss

In wenigen Wochen steht mit der World Series of Poker das wichtigste Event des Jahres an. Viele Creator befürchten angesichts der neuen YouTube-Richtlinie aber einen Reichweiten-GAU, den größtmöglichen Einbruch bei Sichtbarkeit und Zugriffszahlen.

Da YouTube bislang keine klaren Antworten liefere, dächten einige Creator bereits über Alternativen nach.

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