Sportwetten-Skandal in Italien: Sohn des Fußballweltmeisters Andrea Pirlo im Visier der Ermittler
- Nicolò Pirlo, der minderjährige Sohn von Andrea Pirlo, soll auf illegalen Sportwetten Plattformen gezockt haben.
- Der 17-Jährige soll 30.000 EUR Schulden angehäuft haben:
- Bekannte Mitbeschuldigte: Auch Tonali, Paredes, Di María und McKennie im Visier der Ermittler.

Fußballlegende Andrea Pirlos Sohn ist vom italienischen Sportwetten-Skandal betroffen. © ТОВ “Динамоманія”/wikipedia
Sohn des italienischen Fußballtrainers Andrea Pirlo in Sportwetten-Skandal mit 30.000 EUR Schulden verwickelt
Der italienische Wettskandal weitet sich aus: Wie aus mehreren Medienberichten hervorgeht, stehe nun auch Nicolò Pirlo, der 17-jährige Sohn von Fußball-Weltmeister und Fußballtrainer Andrea Pirlo (45), im Fokus der Ermittlungen. An dem Skandal um ein großes Sportwetten Netzwerk seien auch zahlreiche weitere Fußballer wie Sandro Tonali (24) und Nicolò Fagioli (24) beteiligt. Insgesamt soll es um Umsätze in Millionenhöhe gehen, die über ein Geldwäschenetzwerk verschleiert werden sollten.
Der Minderjährige Nicolò soll laut einem Bericht der Tageszeitung Corriere della Sera [Link auf Italienisch] auf illegalen Plattformen gewettet und dabei Schulden in Höhe von 30.000 EUR angehäuft haben. Sein Vater, der als Spieler für Juventus Turin und den AC Mailand aktiv war, habe im Juni 2022 reagiert und das Konto seines Sohnes bis zu dessen Volljährigkeit gesperrt.
Dies gehe aus einem WhatsApp-Chat hervor, den Fiorentina-Spieler Nicolò Fagioli mit dem mutmaßlichen Drahtzieher Pietro Marinoni geführt haben soll. Fagioli habe Pirlos Sohn in einem Chat zudem als einen von uns bezeichnet. Andrea Pirlo selbst habe sich zu den Vorwürfen bislang nicht öffentlich geäußert.
Er wollte seine Schulden erlassen haben, aber sein Vater fand das heraus und sperrte sein Bankkonto, bis er 18 ist. Mit 17 schon 30.000 EUR Schulden zu haben, ist heftig.”–Nicolò Fagioli, italienischer Profifußballer, football-italia.net
Illegale Sportwetten über ein Schiedsrichter-Netzwerk
Marinoni, selbst Schiedsrichter in der vierten italienischen Liga, stehe im Verdacht, das Netzwerk illegaler Online-Wetten organisiert zu haben. Über ihn sei auch der heute für Newcastle spielende Sandro Tonali in das System hineingezogen worden.
Tonali habe laut der Ermittlungen angegeben, dass Marinoni ihn in jungen Jahren angesprochen habe. Sie seien aus derselben Stadt und hätten sich aus dem Schulumfeld gekannt. Tonali sei die Möglichkeit eingeräumt worden, seine Schulden – in seinem Fall 500.000 EUR – in Raten zurückzuzahlen. Zu Drohungen sei es nie gekommen. Ziel der Organisatoren sei laut Tonali gewesen, die Spieler durch Schulden systematisch an das Sportwetten Netzwerk zu binden, ohne je aktiven Druck auszuüben.
Die Rolle der Vermittler in Wettskandalen – warum Schiedsrichter und Ex-Spieler oft involviert sind
In vielen Wettskandalen spielen nicht nur aktive Fußballer eine Rolle, sondern auch Schiedsrichter, Ex-Profis, Scouts oder Jugendtrainer. Sie nehmen immer wieder Schlüsselrollen ein – oft, ohne im ersten Moment verdächtig zu wirken.
Das liege etwa im Falle von Schiedsrichtern daran, dass diese im Fußballsystem ein besonderes Maß an Autorität und Neutralität genießen würden. Genau das mache sie – gerade für junge Spieler – zu glaubwürdigen Ansprechpartnern. Wenn sie, wie im Fall Marinoni, aus demselben Umfeld stammten oder persönliche Beziehungen zu Spielern pflegten, könnten sie leicht als Mentoren auftreten.
Auch frühere Mitspieler, Trainer oder Scouts würden eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Sie würden über das nötige Vertrauen verfügen, um junge Profis sanft an illegale Systeme heranzuführen – etwa durch harmlose Empfehlungen oder vermeintliche Insider-Tipps. Gerade in finanziellen Krisensituationen oder bei mangelndem Rückhalt im Umfeld seien solche Angebote besonders verlockend.
Als besonders gefährdet gälten deshalb Spieler, die sich in Übergangsphasen befänden – etwa auf dem Weg von der Jugend zu den Profis, bei Vereinswechseln oder nach Verletzungen. Wer sportlich nicht vorankomme oder unter großem Leistungsdruck stehe, sei anfälliger für riskante Entscheidungen. In solchen Phasen könnten sich illegale Strukturen besonders leicht festsetzen – oft lange, bevor sie von außen erkennbar seien.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zahlreiche Profis
Die Mailänder Staatsanwaltschaft ermittle gegen mindestens 13 aktive und ehemalige Profifußballer der Serie A. Neben Nicolò Pirlo und Sandro Tonali seien auch Leonardo Paredes (30, AS Rom), Ángel Di María (37, Ex-Juventus), Weston McKennie (26, Juventus Turin), Junior Firpo (28, Leeds United) und weitere namentlich nicht bekannte Profis betroffen.
Die Ermittlungen würden sich laut Medienberichten, unter anderem von der italienischen Tageszeitung La Stampa [Link auf Italienisch], nicht auf Wetten auf Fußballspiele, sondern auf Online-Poker und Sportwetten in anderen Bereichen konzentrieren – etwa Tennis oder E-Sport. Tonali und Fagioli würden inzwischen mit den Behörden kooperieren und seien daher nicht erneut sanktioniert worden. Die beiden Spieler waren bereits in der Vergangenheit mit Sperren belegt worden – im Falle von Tonali mit zehn Monaten, in dem von Fagioli mit zwölf Monaten.
Fünf mutmaßliche Organisatoren, darunter Marinoni, seien bereits unter Hausarrest gestellt worden. Die Ermittler hätten rund 1,5 Millionen EUR beschlagnahmt. Unklar sei dagegen noch, ob den betroffenen Spielern über Geldstrafen hinaus weitere Sanktionen drohen.