Spanien: Gesetzesentwurf verbietet Lootboxen für Minderjährige

Dass es zur Regulierung von Lootboxen, wie beispielsweise im Fall von FIFA, immer wieder hitzige Diskussionen gibt, ist keine Neuigkeit. Doch in der vergangenen Woche hat das spanische Ministerium für Verbraucherschutz zum ersten Mal einen Gesetzesentwurf bezüglich dieses Streitthemas veröffentlicht. Unter anderem sieht dieser vor, dass die Nutzung von Lootboxen und ähnlichen Spielelementen für Minderjährige verboten werden soll. Auch scharfe Werbeeinschränkungen sind Teil der neuen Gesetzesvorlage. Bis zum 23. Juli 2022 steht diese öffentlich zur Anhörung bereit.

Mehrere Geschenke sind nebeneinander aufgereiht.

Lootboxen sind wegen ihrer Ähnlichkeit zu Glücksspiel umstritten. ©OpenClipart-Vectors/Pixabay

Die Menschen sind gefragt

Bis zum Ablauf der Frist am 23. Juli sind erst einmal die Bürger und Bürgerinnen gefragt, denn bis dahin sind sie aufgefordert, ihre Meinungen zu den neuen Regularien zu äußern, Vorschläge einzureichen und sich damit grundlegend an der Debatte zu beteiligen. Es bleibt also noch abzuwarten, ob Verbraucherschutzminister Alberto Garzón am Ende seine Pläne mit dem umgangssprachlich sogenannten Lootboxen-Gesetz durchzusetzen, das mit strengen Maßnahmen aufwartet. Für seine Durchsetzungsfähigkeit ist er allerdings bekannt.

Online-Glücksspiel ist stark reguliert

In Spanien ist der Markt des Online-Glücksspiels besonders stark reguliert, obwohl er natürlich für die Sport- sowie die Medienbranche von essentieller Bedeutung ist, gerade aus wirtschaftlicher Perspektive. Trotzdem ist es Alberto Garzón gelungen, strenge Werbebeschränkungen zu erwirken. Auch ist er neben seiner Durchsetzungsstärke dafür bekannt, immer wieder den Anstoß zu hitzigen Debatten zu geben, auch aus anderen Themenbereichen wie Ernährung und Umwelt. Beispielsweise bemüht er sich um eine nachhaltigere und umweltschonendere Landwirtschaft in Spanien.

Spanien ist großer Fleischproduzent

Ein Produkt, das eine besonders große Bekanntheit genießt und aus Spanien kommt, dürfte der Schinken sein, der inzwischen ein echter Exportschlager ist, unter anderem auch in China. Fünf Millionen Tonnen Schweinefleisch verkaufte Spanien im Jahr 2020, das ist der weltweit vierte Platz. Bei der Zahl der Schweine hat Spanien gerade sogar Deutschland überholt. Es ist also kein Wunder, dass Alberto Garzón als Verbraucherschutzminister dieses Streitthema in die Öffentlichkeit getragen und so eine Debatte losgetreten hat.

Lootboxen-Regulierung ist eine Neuerung

Nun prescht Alberto Garzón vor mit einer strengen Neuregulierung der Lootboxen. Für Menschen unter 18 Jahren soll der Zugriff nach seiner Gesetzesvorlage vollständig untersagt werden. Das bedeutet auch, dass Anbieter von Videospielen, Betreiber von Plattformen und Websites und noch viele weitere Dienstleister in Zukunft das Alter ihrer Nutzer und Nutzerinnen verifizieren müssen, um Zugänge zu bestimmten Services freischalten zu können. Dafür soll entweder der Personalausweis herhalten oder ein biometrisches Erkennungssystem.

Auch Änderungen für Erwachsene geplant

Bei den Lootboxen soll es jedoch nicht nur für Minderjährige Änderungen geben. Auch Erwachsene sollen die Gelegenheit bekommen, die Kosten für Lootboxen zu begrenzen und beispielsweise Limits setzen zu können. Das könnte entweder durch zeitliche Beschränkungen geschehen oder durch einen individuell gewählten Höchstbetrag, der zu diesem Zweck ausgegeben werden kann. Das heißt im Umkehrschluss, dass alle Anbieter, die den spanischen Markt bedienen, diese Option in allen Titeln integrieren müssen, wo es Lootboxen zu kaufen gibt.

Strenge Werbebeschränkungen sind im Entwurf enthalten

Wenn ein Videospiel Lootboxen enthält, soll es nach dem neuen Gesetzentwurf nur noch beschränkte Werbemöglichkeiten wahrnehmen können. Physisch sollen diese vollständig untersagt werden, darunter fallen dann also Plakatwerbung, auf Monitoren, Bildschirmen, Postern und allen anderen analogen und beweglichen oder auch unbeweglichen Elementen. Damit wären dann auch Werbungen in Zeitschriften, Zeitungen oder an öffentlichen Verkehrsmitteln untersagt. Andere Kanäle sind dagegen möglich und sollen nutzbar bleiben, beispielsweise Radio und Fernsehen, zwischen ein Uhr nachts und fünf Uhr nachts.

Auch Online-Werbung soll beschränkt werden

Die Online-Werbung für Spiele mit Lootboxen soll auf Social Media-Plattformen ebenfalls beschränkt bzw. sogar untersagt werden, genauso wie auf Webseiten, wenn diese nichts mit Gaming zu tun hätten bzw. generell mit dem Videospielsektor in Verbindung stünden. Außerdem sind neue Pflichten zur Kennzeichnung, zum Beispiel von Wahrscheinlichkeiten, vorgesehen. Lootboxen müssten also in Spanien nun angeben, wie wahrscheinlich es ist, durch sie ein bestimmtes Resultat zu erhalten. Auch die Kosten müssen genau aufgeschlüsselt werden.

Wegweisende Signalwirkung befürchtet

Bisher ist unklar, ob es dem Ministerium für Verbraucherschutz in Spanien gelingen wird, diesen Gesetzesentwurf auch durchzusetzen oder ob er nur mit Abstrichen oder weicheren Regularien durchkommen wird. Sollte der Kampf darum allerdings für die Behörden erfolgreich verlaufen, könnte dies in Europa eine wegweisende Signalwirkung entfalten und die rechtliche Lage auch in anderen Ländern verkomplizieren. Für die Gamingbranche wäre das ein herber Schlag, denn sie verdient aktuell unheimlich gut am Geschäft mit den Lootboxen.

Lootboxen bleiben umstritten

Die Lootboxen bleiben besonders deshalb umstritten, weil sie gewisse Ähnlichkeiten mit Glücksspiel aufweisen. Oftmals sind die Wahrscheinlichkeiten, die gewünschten Spielelemente dadurch zu erhalten, verschwindend gering, sodass immer weitere Boxen gekauft werden. Gerade für anfällige junge Menschen wird dies als hochproblematisch eingeschätzt und kann zu pathologischem Spielverhalten führen.

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