Schweden: Bleiben die Corona-Limits?

Am schwedischen Online Casino-Markt bahnen sich turbulente Zeiten an. Ein Prüfbericht der Glücksspielkommission legt der Regierung nahe, die umstrittenen Corona-Restriktionen auch nach der Krise beizubehalten. Parallel verweist eine Studie auf eine hohe Verbraucherzufriedenheit. Doch damit nicht genug: Die CEOs von ATG und BOS liefern sich hitzige Diskussionen darüber, ob die Regierung Online Casinos zugunsten des ehemaligen Pferderennmonopols diskriminiert. Wie sehen die Entwicklungen im Detail aus?

Die Symbole eines herkömmlichen Spielautomaten.

BOS-Chef Hoffstedt kritisiert, dass die Restriktionen nur für Online Casinos und Spielautomaten gelten. ©DEAR/Unsplash

Online Casinos droht harter Rückschlag

In den letzten Monaten standen Schwedens Online Casinos unter Druck. Grund waren Restriktionen vor dem Hintergrund der Coronakrise. Aufgrund des Lockdowns hatte die Regierung eine Zunahme an problematischen Spielweisen befürchtet, weshalb Beschränkungen in den Bereichen Spieleinsatz, Boni sowie Zeitlimits eingeführt wurden. Der nationale Branchenverband BOS kritisierte die Vorschriften, doch trotz starker Argumente droht der Branche nun ein weiterer Rückschlag.

Ein 2018 in Auftrag gegebener Prüfbericht der schwedischen Glücksspielkommission (Spelmarknadsutredningen) fordert nun, dass zusätzliche schärfere Maßnahme in das seit 2019 geltende Glücksspielgesetz aufgenommen werden. Die Vorschläge beziehen sich einerseits auf strengere Werbebeschränkungen und Kontrollen von Glücksspielprodukten, andererseits wird gefordert, dass das zurzeit geltende Einsatzlimit von 5.000 SEK für Casinospiele auch nach der Krise beibehalten wird.

Die Überprüfung des Marktes wurde von der Sonderermittlerin und ehemaligen Parlamentsabgeordneten Anna-Lena Sörenson geleitet, die die drastischen Empfehlungen an die Regierung verfasste. Hierzu zählen auch weitere Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, nichtlizenzierte Anbieter vom neuregulierten schwedischen Markt fernzuhalten. Gefordert wird ein Lizenzierungsverfahren für Softwareanbieter und noch strengere Kontrollen.

Die Maßnahmen sollen das neue schwedische Lizenzsystem ergänzen und alle irregulären Offshore-Aktivitäten endgültig unterbinden. Im Fokus steht dabei insbesondere die Einhaltung des Verbots der Förderung von nichtlizenzierten Betreibern, ebenso wie die Ausweitung des Verbots von Rundfunkwerbung für illegales Glücksspiel auf ausländischen Sendern und Streaming-Plattformen. Vorgeschlagen wird eine Risikoklassifizierung für alle Glücksspielprodukte, welche die nationale Glücksspielbehörde Spelinspektionen vornehmen soll. Die Spiele, die das höchste Risiko haben, sollen zwischen 6 Uhr morgens und 21 Uhr abends nicht mehr beworben werden dürfen.

Verbraucherzufriedenheit ist hoch

In dem Bericht wird auch vorgeschlagen, ein neues Gesetz zu verabschieden, das bestimmte Meldepflichten für Betreiber festlegt. Diese sollen es sowohl Spelinspektionen als auch anderen relevanten Behörden ermöglichen, die Entwicklungen auf dem regulierten Markt besser verfolgen zu können. In diesem Kontext ist eine aktuelle Studie zur Verbraucherzufriedenheit im Glücksspiel zu nennen, verfasst vom schwedischen Qualitätsindex Svenskt Kvalitetsindex.

Auch wenn die allgemeine Glücksspielteilnahme zuletzt sank, ist die Verbraucherzufriedenheit in der schwedischen Glücksspielbranche im Jahr 2020 rasant gestiegen. Die Zufriedenheitsrate der Branche liegt bei 64 Prozent und damit deutlich über dem Wert von 2019 (57,9 Prozent). Der Wert markiert außerdem den größten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr seit der ersten Erhebung im Jahr 2017. Der Wert basiert auf den Antworten von 1.500 Schweden.

Laut Johan Parmler, Geschäftsführer von Svenskt Kvalitetsindex, verlässt der Wert damit eine Schwelle der Unzufriedenheit. Der Trend gehe nun klar in Richtung Zufriedenheit, was eine enorme Verbesserung darstelle. Die Entscheidung, den schwedischen Glücksspielmarkt Anfang 2019 zu öffnen, sei damit von Erfolg gekrönt. Die Studie zeige, dass die angebotenen Dienstleistungen vom Glücksspielpublikum allgemein geschätzt werden. Auch das Vertrauen sei mit einem Wert von 39,8 Prozent gewachsen, unter dem Strich bestehe hier aber noch Luft nach oben.

Die Ergebnisse der Studie und die geforderten Restriktionen scheinen im Widerspruch zueinander zu stehen. Die Regierung hat sich bisher zu keinem der beiden Berichte geäußert. Klar ist, dass Schweden zurzeit über ein Lizenzmodell mit 102 Betreibern verfügt, die, laut Spelinspektionen, ein hohes Maß an Verbraucherschutz bieten. Jährlich zahlen die Lizenznehmer rund 4 Milliarden SEK an Glücksspielsteuern, investieren in Arbeitsplätze und sponsern zudem den Breitensport.

Wortgefechte zwischen ATG und BOS

Schon im Juni hatte der nationale Online Glücksspielverband BOS die Corona-Beschränkungen kritisiert. Die Situation wurde brisanter nachdem bekannt wurde, dass die Maßnahme nur für Online Casinos und landbasierte Spielautomaten gelten, nicht jedoch für die Wetten des ehemaligen Pferderennmonopols ATG. Laut Aussagen von BOS-Chef Gustaf Hoffstedt werde der Staatsanbieter bevorzugt und sei der große Gewinner der Krise.

Die kritischen Aussagen wurden von ATG-Chef Hasse Lord Skarplöth scharf verurteilt. Die Bemerkungen seien haltlos, was man noch vor Jahresende klarstellen wolle. Die Eigentumsverhältnisse würden keinen wichtigen Faktor in Bezug auf den Erfolg darstellen. Dieser würde schlicht durch die Qualität der Angebote bestimmt. In Bezug auf die Obergrenze seien Wetten nicht so riskant wie Online Casinos.

Ob und wann sich die Situation am schwedischen Markt wieder normalisiert – und ob die neuen Obergrenzen für Online Casinos tatsächlich beibehalten werden – bleibt abzuwarten. Im Übrigen hatte Spelinspektionen ATG erst letzte Woche mit einer Geldstrafe belegt, weil das Unternehmen gegen die Einzahlungslimits in seiner Casinosektion verstoßen hat. Ein Spieler konnte das zurzeit geltende Limit demnach mit Leichtigkeit umgehen.

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