Schwedische Online Casinos unter Druck

Wegen der Coronakrise gelten in Schweden seit Anfang Juli schärfere Regeln für Online Casinos, zum Beispiel sind Spieleinsätzen auf 5.000 SEK begrenzt. Die Einschränkungen waren eigentlich nur bis Ende des Jahres geplant, sollen nun aber bis Juni 2021 verlängert werden. Das frühere Monopol für Pferdewetten, ATG, befürwortet den Schritt. Kritik kommt hingegen vonseiten des Online Glücksspielverbandes BOS.

Das Parlamentsgebäude in Stockholm, Schweden.

Schwedens Regierung sieht sich durch ähnlich harte Restriktionen in anderen Ländern bestätigt. ©hpgruesen/Pixabay

Einsatz-, Bonus- und Zeitlimits

Auf dem reformierten Glücksspielmarkt Schweden hat sich die Situation seit der Pandemie zugespitzt. Die Regierung will bis Juni 2021 an den schärferen Kontrollen und Einschränkungen für lizenzierte Online Casinos festhalten. Schon seit Juli gelten für die Betreiber strengere Vorschriften, diese sollen, laut Regierung, eine Zunahme des problematischen Spielens während des Lockdowns unterbinden.

Zu den Maßnahmen gehört unter anderem eine wöchentliche Einsatzgrenze von 5.000 SEK (~ 476 EUR), außerdem dürfen die Lizenznehmer nur Boni bis zu 100 SEK anbieten. Eine weitere Maßnahme sind Zeitlimits – die Spieler müssen im Vorfeld festlegen, wie lange sie dem Spielen nachgehen werden.

Ursprünglich waren die Beschränkungen nur bis Ende des Jahres geplant. Nun hat die Regierung für die Verlängerung eine Konsultation im Parlament gestartet. Laut Ardalan Shekarabi, Minister für soziale Sicherheit, verschlechtere sich die Lage um Covid-19 dramatisch, im Bereich des Glücksspiels sehe man erhöhte Risiken. Es müsse gehandelt werden, um die Gefahren für gefährdete Verbraucher zu verringern.

In ihrer Konsultation zog Schwedens Regierung Vergleiche mit ähnlichen Restriktionen anderer Länder. So wurden zum Beispiel die vieldiskutierten Werbebeschränkungen in Spanien genannt, ebenso wie Lettlands vorübergehendes Glücksspielverbot und Belgiens wöchentliche Einsatzgrenze von 500 EUR. Letzteres wurde allerdings unabhängig von der Coronakrise geplant. Die Abgeordneten haben nun bis zum 23. November Zeit, um über die Verlängerung zu debattieren. Unterdessen werden die Maßnahmen vonseiten der Branche heftig kritisiert.

Wird der Schwarzmarkt begünstigt?

Im April führte die erste Konsultation für die Maßnahmen bereits zu einem Aufschrei in der Glücksspielbranche. Insbesondere AB Trav och Galopp (ATG), das ehemalige Monopol für Pferdewetten, kritisierte das Vorhaben und betonte die negativen Auswirkungen auf sein Geschäft. Folglich ließ sich Minister Shekarabi auf einen umstrittenen Kompromiss ein: Die Limits sollten nur noch für Online Casinos und landgestützte Spielautomaten gelten.

Die Auswirkungen der Einsatzgrenze von 5.000 SEK haben sich unmittelbar in den jüngsten Einnahmen der Unternehmen widergespiegelt. So sanken die Einnahmen von ATG im Bereich Online Casino im dritten Quartal auf 58 Mio. SEK. Auch bei LeoVegas fielen die Einnahmen im dritten Quartal um 20 Prozent. Generaldirektor Gustaf Hagman warnte davor, dass das Limit den Schwarzmarkt begünstigen könnte.

Unter demselben Gesichtspunkt hatte der schwedische Online Glücksspielverband BOS (Branscheforenigen för Onlinespel) die Coronabeschränkungen schon im Juni kritisiert. Die Maßnahmen würden Chaos unter den Lizenznehmen stiften. Die Einhaltung der Regelungen ließe sich kaum sicherstellen, was inzwischen auch von Schwedens Glücksspielaufsichtsbehörde Spelinspektionen bekundet wurde. Diese ist der Meinung, dass ein derartiges Kontrollunterfangen schlichtweg nicht umsetzbar sei.

Aufgrund der Risiken forderte der BOS eine komplette Rücknahme der Restriktionen. Die Regeln würden lediglich nicht-lizenzierte Anbieter und Pferdewetten von ATG begünstigen, während der Rest des Sektors stillsteht. Eine Zunahme des problematischen Spielens sei nicht festzustellen. Das Niveau sei gleichgeblieben, was jüngst auch durch eine Untersuchung des Marktführers Svenska Spel bestätigt wurde. Hiernach sei keine nennenswerte Zunahme erkennbar. Lediglich die Gesamtausgaben seien rückläufig, das Maß an Auffälligkeiten würden jedoch stagnieren.

ATG befürwortet schärfere Regeln

Während BOS-Generalsekretär Gustaf Hoffstedt behauptet, dass die Maßnahmen der Regierung auf falschen Schlussfolgerungen beruhen, bekundete der Anbieter ATG seinen Zuspruch. Die Verlängerung der Maßnahmen sei notwendig, um Spieler während der Coronakrise zu schützen, so das Kredo des Vorstandsvorsitzenden Hans Lord Skarplöth. Außerdem forderte das Unternehmen eine Verlustgrenze für Online Casino, die auch nach der Krise gelten soll.

ATG hätte bereits einen solchen Schutzmechanismus eingeführt, so Skarplöth weiter. Ein Verlustlimit sei wirksamer als eine Einsatzgrenze. Dennoch fühle sich die Verlängerung der gegenwärtigen Maßnahmen vernünftig an, so das Unternehmen, das zuletzt sein Sportwettangebot um neue virtuelle Spiele von Kiron Interactive erweitert hatte. Man lebe in einer unruhigen Zeit, weshalb eine stabile Regulation gewährleistet werden müsse.

Die Stellungnahme erfolgte unmittelbar nach der öffentlichen Kritik durch den BOS. Dieser betonte aktuell, dass Spieler die Einsatzgrenze dadurch umgehen könnten, indem sie zwischen verschiedenen Betreibern hin- und herwechseln. Die Ausweitung der Beschränkungen mache die Lizenzvergabe an seriöse Online Casinos unwirksam. Die Regierung hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Entwicklungen bleiben vorerst abzuwarten.

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