Schwedens Glücksspielteilnahme sinkt

Trotz der Liberalisierung des Glücksspielsektors im Januar 2019 verzeichnet die schwedische Glücksspielbranche sinkende Teilnehmerzahlen. So lautet das Ergebnis einer Umfrage, die aktuell von der schwedischen Glücksspielbehörde Spelinspektionen veröffentlicht wurde. Was steckt hinter der negativen Entwicklung?

Ein Blick auf die Skyline von Stockholm.

Ein Blick auf Schwedens Hauptstadt Stockholm. Auch hier wird immer weniger gespielt. ©RaphaelAndres/Unsplash

Kontinuierlicher Rückgang seit 2013

Laut einer Studie von Spelinspektionen nehmen in Schweden immer weniger Menschen an Glücksspielen teil. Obgleich der Markt im Januar liberalisiert wurde und seitdem internationalen Lizenznehmern offen steht, ist laut Umfrage ein „stetiger Rückgang der Beteiligung an Glücksspielen“ zu verzeichnen. Von insgesamt 1.600 Befragten gaben nur noch 60 Prozent an, sich innerhalb der letzten 12 Monate an Glücksspiel beteiligt zu haben. Dies entspricht einem Rückgang von immerhin sechs Prozent gemessen am Vorjahr.

Anhand der Historie lässt sich sogar ein kontinuierlicher Rückgang der Teilnahme an Glücksspielen verzeichnen. Im Jahr 2018 hatten 66 Prozent der Befragten Personen mindestens einmal in 12 Monaten gespielt. Im Jahr 2015 waren es hingegen noch 70 Prozent. Seit dem Jahr 2013, als die Umfrage erstmals durchgeführt wurde, sinkt die Teilnahme laut Behörde beständig.

Als Grund für den Verdruss gaben dieses Jahr drei von zehn Befragten an, nicht oft genug zu gewinnen. 18 Prozent bekundeten darüber hinaus, dem Glücksspielmarkt nicht zu vertrauen. Im Jahr 2015 gaben diesen Punkt dagegen nur 15 Prozent der Befragten als Grund an. Im Jahr 2018 betrug der Wert hier satte 22 Prozent, was daran liegen könnte, dass sich hier immer noch viele irreguläre Anbieter am schwedischen Markt getummelt haben.

Ist zu viel Werbung der Grund?

Auch die Angabe aufgrund von „zu viel Werbung“ nicht zu spielen, ist in diesem Jahr auf einen Wert von acht Prozent gestiegen, was eine Verdoppelung zum Vorjahr markiert. Die zunehmende Kritik könnte den Druck auf die Regierung in Bezug auf ein gänzliches Werbeverbot für Glücksspiele weiter verstärken. Seit April steht das Thema bereits auf der Agenda. Dass ein komplettes Werbeverbot für den gerade erst eröffneten Markt massive Folgen haben könnte, steht außer Frage.

Vorangetrieben wurde die Idee des Verbots vor allem durch den Politiker Ardalan Shekarabi, Minister für öffentliche Verwaltung. Dieser hatte aufgrund der massiven Werbezunahme infolge der Liberalisierung sogar eine Inkraftsetzung für dieses Jahr gefordert. Laut Shekarabi habe die Glücksspielwerbung seit Marktöffnung schnell extreme Ausmaßen angenommen, folglich warnte er vor „unangemessenen und inakzeptablen Reklamen“.

Im Vorfeld wurden in Schweden lizenzierten Anbieter dazu aufgerufen, bis zum 31. März eigene Vorschläge für verantwortungsvolle Werbung einzureichen. Da dies von den Anbietern größtenteils versäumt wurde, befasst sich nun eine Sonderkommission mit dem brisanten Thema.

Marktführer bleibt Svenska Spel

Die aktuellen Umfrageergebnisse liefern außerdem Einblicke in die Beliebtheit einzelner Anbieter. An dieser Stelle kristallisiert sich das ehemalige Staatsmonopol Svenska Spel nach wie vor als klarer Marktführer heraus. Dies zeigt allerdings auch, dass die Marktöffnung den Glücksspielmarkt nicht in gewünschter Weiser angekurbelt hat. Über 63 Prozent der Befragten gaben an, im Internet nur bei Svenska Spel zu spielen. Ein Zuwachs von über drei Prozent gemessen am Vorjahr.

An zweiter Stelle steht der ebenfalls staatliche Pferdewettanbieter ATG (Trav Och Galopp), bei dem 17 Prozent der Befragten regelmäßig Einsätze platzieren. Erst im Anschluss folgen internationale Online Glücksspielbetreiber wie Bet365 mit vier Prozent und Unibet mit drei Prozent. Der schwedische Markt wird also auch weiterhin von staatlichen Unternehmen dominiert.

Zu strenge Regularien?

Die lizenzierten Anbieter geben vor allem den strengen Lizenzauflagen die Schuld an der Misere. So hatte unter anderem Kindred im August bekundet, Gewinnrückgänge durch hohe Regulierungskosten zu verbuchen. Aufgrund der strengen Regeln hatte der Anbieter Global Gaming im Juni sogar seine Schweden-Lizenz verloren. Einige Betreiber haben sich daher bereits jetzt schon wieder vom schwedischen Markt distanziert. In diesem Kontext kommentierte zuletzt Betsson-CEO Pontus Lindwall:

“Da die Bedingungen in Schweden für große Marketinginvestitionen nicht gut sind, haben wir unsere Aktivitäten reduziert und auf andere Märkte verlagert, wo bessere Renditen eingeholt werden.”

Schwedens Markt im Wandel

Am neu-regulierten schwedischen Glücksspielmarkt hat sich innerhalb des letzten Jahres einiges getan: Die bereits im April 2018 bekanntgegebenen Pläne zur Einführung des neuen Lizenzsystems wurden mit Beginn dieses Jahres umgesetzt. Die Lizenzen haben eine Laufzeit von fünf Jahren und dienen laut Behörden sowohl einer effizienteren Besteuerung des Sektors als auch einem verbesserten Spielerschutz.

Die ersten schwedischen Lizenzen wurden schon im Dezember 2018 vergeben. Dies allerdings nur gegen vergleichsweise strenge Auflagen. Dennoch sind seit Januar über 70 neulizenzierte Anbieter am schwedischen Markt aktiv, darunter namhafte Branchengrößen wie Betsson, LeoVegas, Kindred, Cherry oder Mr Green.

Um sich noch enger mit dem europäischen Glücksspielmarkt zu vernetzen, haben sich die Glücksspielbehörden von Schweden und Gibraltar erst im letzten Mai zusammengeschlossen. Im Rahmen eines sogenannten Memorandum of Understanding sollen sämtliche Regulierungsvorschriften zukünftig noch stringenter umgesetzt werden. Mit einer Lockerung der strengen Regularien ist also trotz aller Kritik nicht zu rechnen.

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