Österreich: Innsbruck reagiert auf E-Sport-Boom

E-Sports boomen seit Jahren weltweit, auch in Österreich. Die Stadtverwaltung von Innsbruck, der Landeshauptstadt von Tirol, reagiert nun auf diese Entwicklung. Digitalunternehmen und Events sollen in Zukunft den Weg dorthin finden. Um als Standort attraktiver zu werden und die Gaming-Szene für Innsbruck zu gewinnen, will die Stadtverwaltung den E-Sport jetzt als Wirtschaftsfaktor und Tourismusmagnet anerkennen. Diverse Akteure, in einem überparteilichen Zusammenschluss, verfassten in der vergangenen Woche einen gemeinsamen Gemeinderatsantrag zur Förderung dieser Zukunftsbranche.

Jemand spielt auf einem Fernseher.

Innsbruck will in der Boom-Branche E-Sport durchstarten. ©11333328/Pixabay

Ziele der Innsbrucker Kampagne

Es geht in erster Linie darum, Innsbruck für die Gaming-Szene attraktiv zu machen und somit auch als Wirtschaftsstandort aktuell zu bleiben. Die überparteiliche Initiative reagiert damit auf die zunehmende digitale Entwicklung und macht sich bereit, damit der Boom nicht an der Stadt vorbeizieht. Es wurde richtig erkannt, welche Dynamik in dieser Branche steckt, in den Spielen mit ihren Events und ihrem Sogfaktor, denn sie sind inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

E-Sport für alle

E-Sport ist inzwischen nicht mehr nur Teenagern vorbehalten. Ganz im Gegenteil: Begeisterung dafür lässt sich in allen Altersklassen finden. In Innsbruck will man deshalb nun alle positiven Effekte, die die Branche mitbringen kann, für sich nutzen, egal ob diese nun wirtschaftlicher, touristischer oder sozialer Natur sind. Trotzdem möchte man auch seine eigenen Akzente setzen und die Szene mitgestalten. Deshalb hat sich der Gemeinderat auch auf die Gründung eines Runden Tisches verständigt.

Vielversprechend: Der Runde Tisch in Innsbruck

Nicht nur Politiker und Politikerinnen sind eingeladen, sondern auch Entwicklerstudios, Veranstalter der Branche und Forscherinnen sowie Forscher, was eindeutig ein begrüßenswerter Schritt ist. Dadurch ist es zum Beispiel denkbar, zu evaluieren und zu erörtern, ob ein Studiengang Spieleentwicklung in Innsbruck umzusetzen wäre. So gäbe es gleich eine Menge Expertise vor Ort, was Innsbruck wiederum für Investoren im E-Sport interessanter machen könnte. Gerade die Diversität der Akteure des Runden Tisches macht ihn vielversprechend.

Kompliziert: Glücksspiel und E-Sport

Ein erklärtes gemeinsames Ziel aller Akteure ist es, eine eindeutige Trennung zwischen E-Sport und Glücksspiel zu vollziehen. So soll das kompetitive Online-Gaming aus seiner Nische und von seinem Stigma, zum Beispiel bei älteren Menschen, befreit werden. Dafür brauche es jedoch klare Regeln, Rahmenbedingungen und Grenzen, damit Spieler und Spielerinnen bestmöglich unterstützt und auch geschützt werden. Es gibt viele Punkte, die der Runde Tisch noch erarbeiten muss, aber es geht nun darum, notwendige Voraussetzungen zu schaffen.

Die Gründe hinter der Offensive

Laut Studienlage haben Games wie FIFA und andere in Österreich circa 5,3 Millionen Spieler und Spielerinnen. Im Jahr 2021 hatte der mitteleuropäische Binnenstaat übrigens gerade knapp neun Millionen Einwohner. Etwa 50.000 Gamer und Gamerinnen kämpfen in den diversen Wettbewerben, Ligen und Spielen um Ränge, Punkte und Siege. Im Jahr 2019 erwirtschaftete die E-Sport-Branche 51,1 Millionen Euro. Und dies ist ein Zukunftsmarkt. All diese Zahlen werden steigen, nicht sinken, auf absehbare Zeit.

Eine klare Studienlage

Laut einer Studie der A1 Telekom Austria von 2020 konsumiert jeder fünfte Mensch zwischen 14 und 24 Jahren mindestens einmal in der Woche E-Sport-Inhalte. 90 österreichische Spielestudios generierten Millionenumsätze und waren an Spielehits beteiligt. Es geht in Österreich und insbesondere Innsbruck also auch darum, sich bereits jetzt als globaler Player in dieser aufstrebenden Branche herauszustellen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Wer langfristig international mitmischen will, braucht ebenso heimische Ligen und Wettkämpfe.

Heimische Studios auf internationalem Boden

Österreichische Gamestudios konnten in den letzten Jahren einige auch internationale Erfolge verzeichnen. Beispielsweise war bzw. ist Bongfish aus Graz beteiligt an World of Tanks, Purple Lamp aus Wien an Sea of Thieves, Mi’pu’mi Games an Die Siedler, ebenfalls aus Wien. In einem Betrachtungszeitraum von drei Jahren entwickelten heimische Studios knapp 200 Spiele. Es erscheint nur logisch, dieses Standbein in der Branche nun zu nutzen und sich für die Zukunft aufzustellen.

Ein Blick in die Gesellschaft

Der eSport Verband Österreich existiert bereits seit 2007 und erhebt regelmäßige Daten zur Stimmungslage in der Bevölkerung. Besonders bei jüngeren Menschen ist das Interesse an E-Sport-Events erwartungsgemäß hoch. 49 Prozent aller Befragten zwischen 14 und 24 gaben an, sich für E-Sports und Veranstaltungen zu begeistern. Das ist also mittlerweile jeder zweite. Es ist damit klar, dass dieser Markt nicht länger vernachlässigt oder von der Politik stiefmütterlich behandelt werden sollte. Innsbruck macht alles richtig.

Die beliebtesten Titel

Der Verband hat im Jahr 2021 auch die beliebtesten Titel erhoben, in der Gesellschaft und unter den Verbandsmitgliedern. Die beliebtesten klassischen Videospiele waren Call of Duty, für das sich national 40 Prozent der Menschen zwischen 14 und 24 interessierten und 30 Prozent der Verbandsmitglieder, und FIFA. Bei FIFA lag das Interesse national bei 34 Prozent, im Verband bei 27 Prozent. Unter den klassischen E-Sport-Titeln teilten sich Counterstrike/CS:GO und League of Legends die Krone.

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