Niederlande: Staat behält Kontrolle über Nederlandse Loterij und Holland Casino
- Nederlandse Loterij und Holland Casino werden vorerst nicht privatisiert
- Steuererhöhungen zwingen Holland Casino zu Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen
- Gesetzesreformen zielen auf Online-Gaming, höhere Altersgrenzen und neue Einzahlungskontrollen

Nederlandse Loterij und Holland Casino bleiben in staatlicher Hand. © Nederlandse Loterij
Privatisierungspläne vorerst auf Eis gelegt
Laut einer offiziellen Mitteilung habe die niederländische Regierung beschlossen [Link auf Niederländisch], sowohl die Nederlandse Loterij als auch das staatliche Holland Casino nicht zu privatisieren. Wie der Staatssekretär für Finanzen, Tjebbe van Oostenbruggen, erklärt habe, sei eine Privatisierung aktuell nicht machbar und nicht verhältnismäßig. Der Schritt stünde im Widerspruch zur neuen Glücksspielpolitik, die auf verstärkten Spielerschutz und Marktstabilität setze.
Bereits seit 2022 habe das Finanzministerium mögliche Zukunftsszenarien für die Loterij geprüft, darunter auch eine vollständige Privatisierung. Diese werde nun zumindest mittelfristig ausgeschlossen. Zuvor habe es Druck unter anderem von der Sozialistischen Partei gegeben, die einen entsprechenden Vorschlag eingebracht habe.
Regierung will verantwortungsvolle Glücksspielanbieter erhalten
Van Oostenbruggen habe in seiner Erklärung gegenüber dem Parlament zudem hervorgehoben, dass der Staat durch seine Beteiligung weiterhin Verantwortung in einem Markt übernehme, der auch negative Seiten habe. Mit dem Verbleib in Staatsbesitz hätten Bürger weiterhin Zugang zu einem Anbieter, der sich strukturell von kommerziellen Glücksspielunternehmen unterscheide.
Privatisierungen könnten dazu führen, dass Anbieter aus Gewinninteresse regulatorische Grenzen austesten und aggressiver werben würden. Auch rechtliche Hürden sprächen gegen eine Privatisierung: Sie würde umfangreiche Gesetzesänderungen erfordern und könnte den Verbraucherschutz schwächen.

Die Filiale von Holland Casino in Zandvoort wurde geschlossen. © dronepicr/wikipedia
Besonders im Fokus stehe aktuell die Regulierung des Online-Marktes, mit geplanten Maßnahmen wie der Anhebung des Mindestalters für Online-Slots auf 21 Jahre sowie strengeren Werbebeschränkungen und finanziellen Eignungsprüfungen bei erhöhten Einzahlungslimits.
Nederlandse Loterij signalisiert Verständnis und Hoffnung auf spätere Unabhängigkeit
Arjan Blok, CEO der Nederlandse Loterij, habe sich laut der Branchenpublikation iGamingBusiness [Link auf Englisch] verständnisvoll gegenüber der Entscheidung gezeigt. Jedoch habe er erneut das Ziel einer späteren Verselbstständigung betont. Nur als unabhängiger Anbieter könne man dauerhaft mit internationalen Wettbewerbern im Online- und Lotteriemarkt mithalten. Als positiv habe er dagegen gewertet, dass die Regierung die strategische Rolle der Loterij anerkenne und eine spätere Neubewertung des staatlichen Engagements in Aussicht stelle.
Die Nederlandse Loterij möchte der verantwortungsvollste Glücksspielanbieter sein. Das können wir sein und bleiben, wenn wir auf dem niederländischen Markt strukturell mit internationalen Wettbewerbern konkurrieren können. Gerade um diese Position zu halten, ist die Nederlandse Loterij für die Unabhängigkeit.–Arjan Blok, CEO der Nederlandse Loterij, iGamingBusiness
Gleichzeitig habe Van Oostenbruggen Blok widersprochen und in internen Dokumenten darauf hingewiesen, dass auch als Staatsunternehmen Wachstum und Innovation möglich seien.
Holland Casino kämpft mit Steuerlast – Maßnahmenpaket in Planung
Auch für Holland Casino sei eine Privatisierung laut Regierung aktuell kein Thema. Stattdessen sollen Maßnahmen entwickelt werden, um die finanzielle Belastung durch Steuererhöhungen abzufedern. Diese sei eine Folge der schrittweisen Erhöhung der Glücksspielsteuer seit dem Jahr 2024.
Steuererhöhungen belasten Glücksspielanbieter
Die niederländische Glücksspielsteuer wurde Anfang 2024 von 29,0 % auf 30,5 % angehoben. Für den 1. Januar 2026 ist eine weitere Erhöhung auf 37,8 % geplant. Besonders betroffen ist Holland Casino, das neben den Nachwirkungen der Pandemie auch unter steigenden Betriebskosten leidet.
Die Regierung sieht in den Steueranpassungen ein Mittel, um die öffentlichen Finanzen zu stabilisieren und verantwortungsvolles Glücksspiel zu fördern. Anbieter hingegen kritisieren die Maßnahme als existenzbedrohend – sie warnen vor einem Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit und einem möglichen Abwandern der Spieler in den unregulierten Markt.
Holland-Casino-CEO Petra de Ruiter habe die Erhöhung in der Vergangenheit bereits als unverantwortlich bezeichnet. Um die Existenz des Unternehmens langfristig zu sichern, werde ein umfassendes Maßnahmenpaket vorbereitet, inklusive Einsparungen beim Marketing, verkürzter Öffnungszeiten, Veränderungen im Spielangebot und der Schließung der Filiale in Zandvoort. Zudem sei mit den Steuerbehörden eine längere Rückzahlungsfrist für während der Pandemie aufgelaufene Steuerschulden vereinbart worden, um die Liquidität betroffener Unternehmen zu verbessern.