Neue Wendung im Ivey-Borgata-Fall

Der langanhaltende Rechtsstreit zwischen dem zehnfachen WSOP-Bracelet-Gewinner Phil Ivey und dem Borgata Hotel Casino & Spa in Atlantic City geht in eine weitere Runde. Laut Medienberichten sind Iveys diesjährige WSOP-Gewinne in Höhe von 124.410 US-Dollar beschlagnahmt worden, um sie an das Borgata abzuführen. Die beiden Pokerspieler Daniel Cates und Illya Trincher haben dagegen Einspruch in Nevada eingeleitet und behaupten Ivey bei der „$50.000 Poker Players Championship“ der WSOP 2019 gestaket zu haben. Hier ein Überblick zum Geschehen.

Der Pokerspieler Phil Ivey beim Spiel.

Aufgrund seiner hohen Schulden hat die WSOP Phil Iveys diesjährige Gewinne konfisziert. (©Twitter)

Staking-Deal ist beweisbar

Wie die Pokernews-Webseite flushdraw.net berichtet, haben die beide Pokerspieler Daniel „Jungleman“ Cates und Illya Trincher rechtliche Schritte in Nevada eingeleitet, um gegen die Zurückhaltung von Phil Iveys Preisgeldern auf der WSOP 2019 vorzugehen. Die beiden Spieler behaupten, die Pokerlegende bei der $50.000 Poker Players Championship gestaket zu haben. Ivey schaffte es bei dem Turnier auf den achten Platz und gewann 124.410 US-Dollar (~ 112.634 Euro). Das Geld wurde jedoch von einem Gerichtsvollzieher beschlagnahmt und an das Borgata abgeführt. Aus rechtlicher Sicht schuldet Ivey dem Etablissement in Atlantic City über 10 Mio. US-Dollar. Cates und Trincher bestehen laut eigenen Aussagen aber dennoch auf ihren Anteil.

Alle drei Spieler haben bestätigt, dass man sich im Vorfeld des Turniers darauf geeinigt habe, dass Cates und Trincher das 50.000 US-Dollar schwere Buy-in zurück bekommen, sofern Ivey das Geld im Turnierverlauf wieder reinholt. Außerdem soll Ivey den beiden Förderern einen Anspruch auf 50 Prozent aller darüberhinausgehenden Gewinne zugesichert haben.

Da Ivey einen Gewinn von 124.410 US-Dollar erreichte, stehen den beiden Spielern laut eigenen Aussagen nun insgesamt 87.205 US-Dollar (~ 78.950 Euro) zu. Diese flossen nun jedoch an das Borgata. Um ihren Anteil zu erhalten, haben Cates und Trincher nun die in Las Vegas stationierte Anwaltskanzlei Chesnoff and Schonfeld konsultiert. Die Kanzlei ist auf Glücksspielangelegenheiten spezialisiert und hat auch Phil Ivey schon in mehreren Fällen vertreten. In dem offiziellen Einspruch gegen die Beschlagnahmung heißt es unter anderem:

“Mr. Cates und Mr. Trincher hatten mit Mr. Ivey eine Staking-Vereinbarung ausgehandelt. Am oder um den 24. Juni 2019 haben Mr. Cates und Mr. Trincher zugestimmt, Mr. Ivey mit dem vollen $50.000-Buy-in für ein World Series of Poker-Turnier im Rio Hotel and Casino in Las Vegas in Nevada auszustatten. Das Buy-in war insbesondere für die $50.000 Poker Players Championship (Event #58) am 24. Juni 2019 gedacht; im Austausch gegen 50 Prozent aller Gewinne (neben der Rückgabe der $50.000). Am oder um den 24. Juni 2019 hat Mr. Trincher Mr. Ivey die bereits erwähnten $50.000 für das Buy-in übergeben, nachdem der Staking-Deal geschlossen worden war.”

Des Weiteren verweisen die Anwälte auf einen Chat-Verlauf vom 24. Juni 2019, der bestätigt, dass Trincher gegen 16:04 Uhr eine Nachricht an Cates geschickt hat, in dieser wird festgestellt: „Hab Phil bisher 100 für Turniere gegeben (50 heute).“ Laut Chesnoff and Schonfeld beweist diese Aussage, dass Cates und Trincher das volle Buy-in von 50.000 US-Dollar für Ivey übernommen haben, so wie es der Staking-Deal vorgesehen hat.

Ein Präzedenzfall?

Laut dem Nachrichtenportal Pokernews könnte der Einspruch zum Präzedenzfall avancieren – die Rechtslage sei hier „alles andere als klar“, so das Statement. Demnach wäre es wahrscheinlich, dass das Borgata behaupten wird, dass Ivey bereits im Vorfeld des Staking-Deals Kenntnisse darüber besessen haben muss, dass seine Gewinne auf der WSOP 2019 aufgrund seiner Schulden einbehalten werden könnten. Darüber hinaus sei es fraglich, dass ein Gericht annehmen würde, dass auch Cates und Trincher nichts von dem jahrelangen Rechtsstreit zwischen Ivey und dem Borgata gewusst haben sollen. In der Tat ist spätestens seit September 2018 klar, dass Ivey an das Borgata 10 Mio. US-Dollar zurückzahlen muss.

Eine weitere Mutmaßung ist, dass Cates und Trincher letztlich dazu gezwungen sind, sich die besagten 87.205 US-Dollar selbst von Ivey zu beschaffen. Dieser behauptet jedoch weiterhin, keine Vermögensreserven zu besitzen. Vor dem Hintergrund, dass Ivey sich für das Turnier staken lassen hat, könnte es sich daher als schwierig erweisen, das Geld von Ivey einzufordern. Die weiteren Entwicklungen bleiben an dieser Stelle abzuwarten.

Zur Vorgeschichte

Wie bereits angedeutet handelt es sich bei dem Konflikt zwischen Ivey und dem Borgata Hotel Casino um einen seit Jahren andauernden Rechtstreit. Das Etablissement hat Ivey schweren Spielbetrug vorgeworfen, Iveys Schuld wurde im September 2018 bereits zum zweiten Mal juristisch bestätigt. Das Borgata hatte Ivey 2012 zu vier Punto Banco Baccarat-Spielen eingeladen. Der Pokerstar reiste mit seiner ebenfalls angeklagten Partnerin Cheung Yin Sun an, knüpfte sein Erscheinen jedoch an eine Reihe skurriler Forderungen: Eine mechanische Mischmaschine, einen Croupier der Mandarin spricht und eine bestimmte Spielkarten-Marke.

Zur Anwendung kam folglich die verbotene Edge-Sorting-Methode (Kantensortierung): Das Pärchen manipulierte die Spielserien indem Yin Sun spezifische Eigentümlichkeiten auf den Rückseiten hoher Spielkarten an Ivey weiterleitete. Wie genau, ist bis heute ungeklärt. Klar ist jedoch, dass Ivey durch das System „eine erheblich verbesserte Einschätzung der Kartenwerte“ gewann. 2014 reichte das Borgata Klage ein, 2016 wurde das erste Urteil gefällt. Ivey schuldet dem Borgata seitdem über 10 Mio. US-Dollar, gibt jedoch an, keine Vermögensreserven zu besitzen.

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