Medikament soll Spielsucht fördern: Aripiprazol steht unter Verdacht

Verschiedene englischsprachige Medien berichten darüber, dass das Antipsychotikum Aripiprazol im Verdacht stehe, zwanghaftes Verhalten zu fördern. Auch eine Spielsucht könne durch den Wirkstoff begünstigt werden. Wissenschaftliche Studien sollen dies ebenfalls unterstützen.

Ein Haufen weißer Tabletten

Die Einnahme bestimmter Medikamente soll Suchtverhalten fördern können (Symbolbild) © James Yarema/unsplash.com

Spielsucht eine mögliche Folge der Einnahme von Aripiprazol

Schon in einer Studie aus dem Jahr 2016 [Quelle auf Englisch] haben Forscher darauf hingewiesen, dass verschiedene Medikamente, die bei psychischen Erkrankungen verschrieben werden, möglicherweise verantwortlich für die Entwicklung einer Spielsucht sein könnten. Besonders wird hier der Wirkstoff Aripiprazol herausgestellt, der unter anderem bei einer Schizophrenie oder bipolaren Störung angezeigt sei.

In der irischen Ausgabe der The Sunday Times wurde das Thema kürzlich im Gespräch mit Colin O’Gara, einem Experten für Suchterkrankungen, der am St. John of God Hospital in Dublin beschäftigt ist, erneut aufgegriffen.

Seinen Schilderungen zufolge, sei eine Spielsucht nicht die unbedingte Folge der Einnahme von Aripiprazol, welches in Irland an über 10.000 Personen pro Jahr verschrieben werde. Doch seines Wissens nach begünstige der Wirkstoff ganz allgemein zwanghaftes Verhalten, wozu auch die Entwicklung einer Spielsucht zählen könne.

Eine Spielsucht ist eine biologisch bedingte Hirnerkrankung. Vermutlich wollen Glücksspielunternehmen dies nicht hören.Colin O’Gara, Professor für Psychiatrie am University College Dublin & Leiter der Abteilung für Suchthilfe am St. John of God Hospital Quelle

Allerdings stellte O’Gara auch klar, es gebe vielfältige mögliche Auslöser für Suchterkrankungen, zu denen auch die Spielsucht gehöre. Rund um das Thema der Spielsucht wird auch aus anderen Perspektiven intensiv geforscht. So steht beispielsweise der Zusammenhang zwischen Spielsucht und Smartphones im Fokus wissenschaftlicher Betrachtungen.

Die Einnahme von Aripiprazol sei laut O’Gara nicht grundsätzlich kontraindiziert, wenn man bereits von einer Spielsucht betroffen sei. Stattdessen appelliere er für mehr Kommunikation zwischen dem Patienten und dem behandelnden Arzt.

Wie spielt man verantwortungsbewusst?

Lizenzierte Glücksspielunternehmen in Deutschland müssen zahlreiche Vorgaben erfüllen, um den bestmöglichen Spielerschutz zu gewährleisten. Dazu zählen die Identitätskontrolle über OASIS, die Überwachung von Einzahlungslimits über LUGAS und die Implementierung von Features, wie einem Panik-Knopf oder der transparenten Auflistung von Gewinnen und Verlusten.

Doch letztlich sollte jeder Spieler selbst sein eigenes Verhalten genau reflektieren, um verantwortungsbewusstes Glücksspiel zu ermöglichen. Experten der Suchtprävention empfehlen, dass Spieler sich Limits setzen und nicht versuchen sollten, verlorenes Geld durch höhere Einsätze zurückzugewinnen. Außerdem sollten die Spieler weder alkoholisiert noch übermüdet oder in emotionalen Ausnahmesituationen am Glücksspiel teilnehmen.

Mehr Aufmerksamkeit für medizinische Zusammenhänge schaffen

Ähnlich wie Colin O’Gara äußerte sich jüngst auch Prof. Henrietta Bowden-Jones von der National Problem Gambling Clinic in London. Im The Guardian [Artikel auf Englisch] warnte sie davor, dass viele Allgemeinmediziner Aripiprazol verschreiben würden, ohne ein entsprechendes Monitoring der Nebenwirkungen sicherstellen zu können.

Wir hören immer wieder davon, dass [Ärzte] sich nicht [über die Nebenwirkungen von Aripiprazol] im Klaren sind. Es muss mehr dafür getan werden, damit Menschen nicht mit Aripiprazol behandelt werden ohne Warnungen zu erhalten.Prof. Henrietta Bowden-Jones, Gründerin & Direktorin, National Problem Gambling Clinic (London) Quelle

Auch die britische Regulierungsbehörde für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency) mache sich laut des Artikels dafür stark, dass mögliche Nebenwirkungen von Aripiprazol nicht nur im Beipackzettel, sondern auch direkt vom behandelnden Arzt kommuniziert werden.

Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen am Ende wirklich dabei helfen, den Spielerschutz zu erhöhen und welche Rolle Regulationen im pharmazeutischen Bereich dabei spielen können.

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