Lottoland.com bewirbt sich um deutsche Lizenz

Bislang ist die Firma Lottoland.com als Buchmacher tätig. Über eine Lizenz aus Gibraltar bietet das Unternehmen, zu dem auch der ehemalige Vermittler Lottohelden.de gehört, Wetten auf die Ergebnisse verschiedenster Lotterien an. In Zukunft möchte Lottoland in Deutschland eigene Ziehungen veranstalten. Dafür benötigen die Betreiber eine Lizenz ihrer Mitbewerber – der Bundesländer.

Etwa 20 Millionen Deutsche spielen regelmäßig Lotto. Der Jahresumsatz des deutschen Lotto- und Totoblocks (DLTB) beträgt etwa 7 Milliarden Euro. Ein gewaltiger Markt, der bislang beinahe exklusiv von den ländereigenen Lotteriegesellschaften bedient wird. Doch bereits seit 2012 wankt das Monopol der Bundesländer. Seitdem gibt es legale Spielvermittler, die auf Provisionsbasis Spielscheine des DLTB im Internet verkaufen. Zu den bekannteren und lizensierten Vermittlern gehören Faber, Lotto24 und Millionenchance.de.

Daneben existiert allerdings auch ein weiterer Markt der sogenannten Zweitlotterien. Diese sehen äußerlich wie das Original aus und bewerben auch dieselben Spiele wie dieses: Man kann 6aus49 spielen oder am EuroJackpot teilnehmen. Doch man nimmt nicht wirklich an der Ziehung der Lotterie teil. Denn einen originalen Spielschein im Namen des Spielers reichen die Betreiber solcher Angebote nicht ein. Tatsächlich schließt man lediglich eine Wette auf das Ergebnis der (meist staatlichen) Lotterie ab. Sollte man die richtigen Zahlen tippen, erhält man allerdings denselben Preis wie ihn die echte Lotterie ausgeben würde. Diese Unternehmen, darunter Lottoland, bilden also das originale Lotto als Wette ab. Die bisweilen sehr hohen Jackpots des DLTB mit seinen Millionen zahlender Kunden kann der Online Lotto Anbieter Lottoland allerdings nicht selbst garantieren. Daher schließt das Unternehmen Versicherungen ab, die im Gewinnfall die Auszahlung übernehmen.

Bewerbungen in Bayern, Niedersachsen und dem Saarland

Mit diesem Geschäftsmodell ist Lottoland in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich gewesen. Doch die Betreiber wollen auch in das tatsächliche Lottogeschäft mit eigenen Ziehungen eintreten. Das hierzulande faktisch immer noch geltende Staatsmonopol hält die Unternehmer um CEO Nigel Birrell nicht von einer Bewerbung ab.

Mit unseren weltweit mehr als fünf Millionen Kunden wissen wir, wonach Lottospieler suchen. Jetzt möchten wir unser Angebot noch mehr erweitern und unsere eigene Lotterie in Deutschland veranstalten.“ Dr. Rolf Stypmann, Sprecher von Lottoland

Tatsächlich ist es seit 2012 in Deutschland theoretisch möglich, nicht-staatliche Lotterien anzubieten. Das Problem besteht allerdings in der Erlaubniserteilung und Aufsicht für solche Angebote. Denn diese wird von den Bundesländern ausgeübt, die gleichzeitig aber über ihre Lotteriegesellschaften Marktteilnehmer und somit Konkurrenten sind. Die rechtliche Grundlage für diesen Zustand bildet der Lotteriestaatsvertrag (PDF), der die „geordnete und überwachte Lenkung des natürlichen Spieltriebs“ als zentrales Ziel verfolgt. Eine „Ausnutzung dieses Triebs zu gewerblichen Gewinnzwecken“ soll durch den Vertrag explizit ausgeschlossen werden.

Eine Annahme innerhalb der Logik dieses rechtlichen Rahmens ist also, dass nur der Staat als Akteur ohne Gewinnstreben sozialverträgliches Glücksspiel anbieten kann. Die Einnahmen des DLTB sind tatsächlich in erheblicher Höhe für das Gemeinwohl zweckgebunden, etwa in Form von Sportförderung oder Bildungsprojekten.

Bringt Lottoland den DLTB in Bedrängnis?

Doch auch Lottoland bekennt sich zu seiner sozialen Verantwortung als Glücksspielanbieter und bietet in den Bewerbungen für die Lizenzen in Bayern, Niedersachsen und dem Saarland eine Abgabe von 23% des Gewinns für soziale Zwecke an. Mit dieser Zusicherung bringt das Unternehmen den DLTB womöglich in die Verlegenheit, sich für sein Monopol rechtfertigen zu müssen. Denn wenn auch private Veranstalter das Gemeinwohl stärken sowie Spielerschutz garantieren können, stellt sich natürlich die Frage, womit sich der Staat seine Sonderrolle verdient hat. Es scheint jedenfalls, als würden sich die Betreiber in der Rolle des Angreifers auf bestehende Strukturen recht wohl fühlen:

Wir sind sehr gespannt, ob uns die zuständigen Landesbehörden eine Konzession erteilen werden oder zumindest mitteilen, unter welchen Bedingungen wir eine Erlaubnis erhalten können. […] Organisatorisch können Privatunternehmen Lotterien mindestens genauso gut und sicher veranstalten wie der Staat. Das sehen wir in Italien, Großbritannien oder Österreich.” Dr. Rolf Stypmann

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