Lotto stoppt Glücksspiel in DE

Kann das sein? Nach einem analytischen Bericht in einem Online-Nachrichtenmagazin könnte das deutsche Lottomonopol die Glücksspielregulierung im Land behindern. Der „Businessinsider“ veröffentlichte kürzlich einen Bericht über das Gutachten einer Anwaltskanzlei, die sich mit dem deutschen Lotteriemonopol auseinandersetzte. Dabei wurde sogar die Legalität des Monopols infrage gestellt. Kann dies die Glücksspielregulierung in Deutschland nun voranbringen?

Kreuze auf einem deutschen Lottoschein.

Lotto zählt zum Glücksspiel, besitzt in Deutschland aber allein eine staatliche Monopolstellung. ©Hermann/Pixabay

Altes Thema – neue Erkenntnisse?

Mittlerweile hat wohl kaum jemand noch den Durchblick, wenn es um die rechtliche Stellung privater Glücksspielanbieter in Deutschland, vor allem im Internet, geht. Klar ist, dass Online-Casinos, die ihr Angebot an in Deutschland wohnhafte Bürger richten, in der berühmten rechtlichen Grauzone agieren. Eine vollständige Liberalisierung des deutschen Glücksspielmarktes, wie es andere Länder vorgemacht haben, hat bis dato nicht stattgefunden.

In der Regel sind es ethische oder politische Gründe, die angeführt werden, wenn gegen die Glücksspielregulierung argumentiert wird. Nun könnte ein neues Gegenargument aber sogar auf juristischer Basis dazu führen, dass der langjährige Kampf von Glücksspielunternehmen, auch in Deutschland endlich legal operieren zu dürfen, in naher Zukunft beendet ist.

Der Businessinsider veröffentlichte kürzlich einen Bericht, in welchem die Inhalte eines Gutachtes von der Anwaltskanzlei CBH unter dem Publikationsnamen „Kurzgutachten zur Kohärenz des Lotterieveranstaltungsmonopols und der Bestimmungen zum gewerblichen Automatenspiel in Spielhallen (§§ 24-26GlüStV) bei Zulassung von Online-Casino und Online-Automatenspielen“ dargelegt werden. Darin heißt es:

“Die zahlenmäßig unbegrenzte Öffnung des Internets für Casino- und Automatenspiele stellt die größtmögliche Gefahr für den Fortbestand des Veranstaltungsmonopols für Lotterien dar. Ein risikoreicherer Eingriff ist nicht vorstellbar.”

Fürchtet der Staat das Ende der Lotterie?

Die Schlussfolgerung, das deutsche Lotteriemonopol behindere die Regulierung des Glücksspiels im Lande, kommt natürlich nicht von ungefähr. In der Untersuchung habe sich den Gutachtern zufolge gezeigt, dass private Glücksspielangebote für die staatliche Lotterie die größte Wettbewerbsgefahr darstellen.

Insbesondere sogenannte „Hybrid-Lotterien“ würden es dem Staat erschweren, das eigene Glücksspielprodukt zu bewerben. Dies liege vor allem daran, dass Online-Glücksspiel nicht nur mehr Nutzervorteile mitbringt, sondern in vielerlei Hinsicht sogar lukrativere Gewinnchancen. In Hybrid-Lotterien gebe es oftmals gar höhere Jackpots – und das bei mitunter besseren Gewinnchancen.

Was sind Hybrid-Lotterien? “Unter Hybrid-Lotterien werden derzeit Online-Plattformen bezeichnet, die ähnlich wie das herkömmliche „6 aus 49” Lottospiele anbieten. Beim Hybrid-Lotto wird allerdings nicht direkt auf Zahlen getippt, sondern auf den Ausgang einer Lottoziehung. Hieraus ergeben sich wiederum weitere Wett- und Spieloptionen, wodurch ein abwechslungsreicheres Spiel offeriert werden kann.”

Bei derartiger Konkurrenz scheint es nur logisch, dass die deutsche Politik womöglich befürchtet, das eigene Angebot zu schwächen oder gar gänzlich vom Markt zu drängen, sofern es privaten Glücksspielunternehmen – und somit eben auch Hybrid-Lotterien – rechtlich gestattet wird, auf dem deutschen Markt zu agieren.

“Illegale Wetten auf Lotterien haben dem gemeinwohlorientierten Angebot des Deutschen Lotto- und Totoblocks (DLTB) und auch den lizenzierten, gewerblichen Spielevermittlern erheblichen Schaden zugefügt.”

Deutsches Lotteriemonopol rechtlich nicht tragbar

Sofern die Ansichten und Analysen der Gutachter tatsächlich stichhaltig sein sollten, könnte dies relativ zügig einen Aufschwung für die deutsche Glücksspielregulierung bedeuten. Denn aus juristischer Perspektive ließe sich ein Verbot privater Glücksspielangebote kaum noch rechtfertigen, da der Gesetzgeber selbst der größte Profiteur von dieser Regelung wäre.

Wie diese Problematik sich lösen lässt, versuchten die Gutachter ebenfalls darzustellen. Das Ergebnis dürfte aber nur bedingt gefallen. Lediglich durch ein Verbot aller privaten Glücksspielangebote und vollständige staatliche Übernahme könne langfristig betrachtet eine gehaltvolle Lösung gefunden werden. Nur so könne der Staat durch eigene Kontrolle ethische sowie Sicherheitsbedenken lösen.

Auf der anderen Seite gebe es aber eben auch eine Nachfrage. Der Staat wäre laut Gutachten in der Pflicht, diese Nachfrage zu bedienen und ein ebenso breites Glücksspielangebot bereitstellen, wie es derzeit nur private Glücksspielunternehmen zusammen umsetzen können. Ist der Staat dazu nicht imstande, könne nur die Öffnung des Marktes dies sicherstellen.

So oder so dürfte das Gutachten aber vor allem privaten Glücksspielunternehmen in die Karten spielen. Ob unmittelbar juristische Schritte unter Berücksichtigung des Gutachtens vorgenommen werden, bleibt aber abzuwarten.

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