Keine Stehplätze bei der EM 2024

In der Deutschen Bundesliga sind die Stehplätze in den Stadien der Clubs ein gewohntes Bild. Allerdings wurde im Rahmen europäischer Wettbewerbe zuletzt auf die Vergabe verzichtet. Nun gab der Deutsche Fußballbund bekannt, dass es auch im Rahmen der Fußballeuropameisterschaft 2024 in Deutschland keine Stehplätze geben wird.

Die Sitzreihen in einem Fußballstadion sind leer.

Im Rahmen der EM 2024 wird es in den Stadien nur Sitzplätze geben. ©Tama66/Pixabay

Testergebnisse liegen zu spät vor

Wie die ARD Sportschau berichtet gab der DFB, der die EM gemeinsam mit der UEFA im Sommer 2024 bekannt, dass es in den Stadien keine Stehplätze geben wird, auch wenn diese im Ligabetrieb besetzt werden. Gerade testet die UEFA, ob zumindest in der Champions League, Europa League und der Conference League wieder Stehplätze eingeführt werden können, da die Ergebnisse dieser Untersuchung aber frühestens im Sommer 2023 vorliegen werden, können Erkenntnisse nicht mehr in das Ticketkonzept für die EM integriert werden. Seit 1998 galt das Verbot Stehplätze anzubieten.

Katastrophen führten zum Verbot

Zu Beginn der Saison 2022/23 hatte die UEFA in Deutschland, Frankreich und England begonnen testweise wieder Stehplätze für die internationalen Wettbewerbe anzubieten. Das UEFA-Exekutivkomitee wird allerdings erst am Ende der Spielzeit 2022/23 darüber entscheiden können, wie man mit den Ergebnissen verfahren möchte. Aus Sicherheitsgründen wird es deshalb in den EM-Stadien nur Sitzplätze für die Fans geben. Herbeigeführt hatte das 1998 erlassene Verbot eine Reihe von Unfällen, bei denen zahlreiche Menschen starben. Schuld an den Vorfällen sollen neuesten Untersuchungen zufolge aber bauliche Zustände der Stadien und die Organisation von Polizei und Sicherheitskräften gewesen sein.

Fan-Organisation enttäuscht

Obwohl im deutschen Ligasystem fast überall Stehplätze angeboten werden, ist der DFB quasi dazu verpflichtet diese für das anstehende Turnier zu streichen. Die Fan-Organisation Football Supporters Europe (FSE) reagierte dennoch mit Enttäuschung auf die klaren Ansagen der Veranstalter. In neun der zehn EM-Spielstätten wäre es möglich gewesen, Stehplatzkarten zu verkaufen. Lediglich das Olympiastadion in Berlin ist dafür nicht ausgelegt. Verfügbar wären München, Dortmund, Stuttgart, Hamburg, Gelsenkirchen, Frankfurt, Köln, Leipzig und Düsseldorf.

“Das ist eine verpasste Gelegenheit, eine neue Generation von Fußballturnieren zu beginnen. Natürlich ist der zeitliche Ablauf herausfordernd. Aber es ist enttäuschend, dass keine andere Lösung gefunden wurde. Gerade, weil Deutschland die größte Erfahrung mit Stehplätzen hat.”Ronan Evain, Sprecher, Football Supporters Europe, Gespräch mit der Sportschau

Stehplatzkultur in Deutschland verankert

Doch der FSE hat eine gute Argumentationsgrundlage, denn in keinem anderen europäischen Land sind so viele Stehplätze verfügbar wie in Deutschland. Obwohl in den 90er-Jahren überlegt worden war, die Stehplätze zu streichen, geschah dies nicht. Auch der Umbau und die Modernisierung, die die Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land im Jahr 2006 mit sich brachte, verhinderte nicht, dass ausschließlich auf Sitzplätze umgestellt worden wäre. Für die Fan-Organisation sind Stehplätze „Orte der Begegnung“, die fest in der deutschen Fankultur verankert sind. Die günstigeren Preise sind außerdem essenziell für weniger wohlhabende Fußballfreunde.

Ticketpreise für Gesamtumsatz weniger ausschlaggebend

Und die Ticketpreise könnten letztlich zu einem entscheidenden Faktor bei der Diskussion um künftige Turniere werden. Noch ist nicht ganz klar, wie teuer die Tickets für die EM-Spiele in Deutschland sein werden. Eins aber ist klar: Günstig werden sie nicht. Im Rahmen der Europameisterschaft 2020 kostete die günstige Ticket-Kategorie 50 Euro. Zum Vergleich: Stehplätze in der Liga gibt es teilweise für nur 20 Euro pro Karte. Trotzdem wurden mit Tickets 2020 „nur“ etwa 226,2 Millionen Euro umgesetzt, während der Gesamtumsatz bei 1882,5 Millionen Euro lag. Neben den TV-Rechten machten Ticketverkäufe also nur rund 12 Prozent der Einnahmen aus.

United by Football. Vereint im Herzen Europas

Die EM 2024 wird voraussichtlich am 14. Juni 2024 feierlich mit dem Eröffnungsspiel in der Münchener Allianz Arena gestartet. Das Finale soll am 14. Juli 2024 im Berliner Olympiastadion ausgetragen werden. Gespielt wird das Turnier unter dem Motto „United by Football. Vereint im Herzen Europas“. Der DFB und die UEFA können sich sicherlich auf ein rauschendes, aber auch ertragreiches Fußballfest einstellen. Gerade erst hat eine Studie zu Ticketverkäufen im Profifußball ergeben, dass der Markt sich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie zusehends erholt hat.

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