Hessische Spielbanken setzen sich im umkämpften Glücksspiel-Markt durch
- Spielbank Bad Homburg erzielte 2024 einen Bruttospielertrag von 58 Mio. EUR
- Rund 90 % des Umsatzes stammen vom Automatenspiel; das klassische Spiel macht nur noch 10 % aus
- Spielbank Wiesbaden will klassisches Spiel beibehalten

In der Spielbank Wiesbaden wird weiterhin auf klassisches Spiel gesetzt. © Martin Kraft/wikipedia
Rekord-Bruttospielertrag im Jahr 2024
Die traditionsreiche Spielbank in Bad Homburg habe im Jahr 2024 mit einem Bruttospielertrag von 58 Millionen EUR so erfolgreich gewirtschaftet wie nie zuvor. So berichtet die Süddeutsche Zeitung mit Verweis auf eine Pressemeldung der Deutschen Presseagentur.
Geschäftsführer Lutz Schenkel habe erklärt, dass die Besucher aus allen Altersschichten kämen. Auch viele junge Leute würden sich schick machen und gezielt das Erlebnis Spielbank suchen. An einem gewöhnlichen Wochentag würden rund 650 Menschen die Spielbank besuchen, an Wochenenden stoße man regelmäßig an die Kapazitätsgrenzen. Um den Besucheransturm würden sich derzeit rund 230 Mitarbeitende kümmern.
Der hohe Andrang könne nicht zuletzt auf das breite Angebot der Spielbank zurückgeführt werden. Neben dem Automatensaal würden im historischen Brunnensälchen auch klassische Spiele angeboten, darunter Roulette und Blackjack.
Spielbank als Motor für neues Kurhaus
Ein historischer Deal bahnt sich in Bad Homburg an: Die Spielbank soll künftig als Hauptpächterin den Neubau des maroden Kurhauses finanzieren. Statt Steuermittel zu verwenden, plant die Stadt, das Projekt fast vollständig aus den Pachteinnahmen der François-Blanc-Spielbank GmbH zu stemmen.
Das Konzept: Abriss statt Sanierung. Das aktuelle Kurhaus aus den 1980er Jahren gilt als baulich und sicherheitstechnisch überholt. Im neuen Gebäude soll die Spielbank deutlich mehr Platz erhalten – unter anderem für rund 50 zusätzliche Spielautomaten. Dadurch könnten die jährlichen Einnahmen um rund 13 Millionen EUR steigen.
Schon im 19. Jahrhundert trug die Spielbank maßgeblich zur Finanzierung des damaligen Kurhauses bei. Nun könnte sich der Kreis schließen – mit dem Umzug zurück in ein modernes Kurhaus.
Auch Spielbank Wiesbaden setzt weiter auf klassisches Glücksspiel
Laut Andreas Krautwald, Geschäftsführer der Spielbank Wiesbaden, sei die Beibehaltung klassischer Spiele eine strategische Entscheidung: Während viele deutsche Häuser längst auf reines Automatenspiel umgestellt hätten, setze die Spielbank Wiesbaden, genau wie die Spielbank Bad Homburg, bewusst auf das klassische Spielerlebnis.
Man wolle in der auch als Nizza des Nordens bekannten Stadt den traditionellen Casinobereich erhalten und mit moderner Technologie verbinden, um sich in einem dynamischen Glücksspiel-Markt zu behaupten.
Obwohl das klassische Spiel zwar nicht an Prestige verliere und weiterhin wichtig sei, dominiere zumindest in Bad Homburg wirtschaftlich das Automatenspiel: Etwa 90 Prozent des Umsatzes würden mit Spielautomaten erwirtschaftet, lediglich zehn Prozent auf das klassische Tischspiel entfallen.

Die Spielbank Bad Homburg könnte bald umziehen. © Dontworry/wikipedia
Für Kurdirektor Holger Reuter sei die 1841 von Geschäftsmann François Blanc gegründete Spielbank Bad Homburg derweil essenziell für das Image und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt:
Bad Homburg wäre nicht so, wie es ist, ohne seine Spielbank.–Holger Reuter, Kurdirektor, Süddeutsche Zeitung
Suchtprävention im Fokus
Bei allem Erfolg verliere die Spielbank das Thema Spielsucht nicht aus dem Blick. Schon am Eingang der Spielbank Bad Homburg lägen Informationsbroschüren über unkontrolliertes Spielverhalten aus, zudem gebe es präventive Gesprächsangebote für Gäste, bei denen sich problematisches Verhalten abzeichne. Einige Besucher würden sich sogar freiwillig sperren lassen, habe Schenkel berichtet.
Die persönliche Atmosphäre in dem Etablissement helfe den Mitarbeitenden dabei, gefährdete Spieler rechtzeitig zu erkennen. Interessant: Im klassischen Spiel eingesetzte Croupiers würden keine formale Ausbildung durchlaufen, sondern intern angelernt. Um ein Gespür für die Gäste zu entwickeln, würden sie auch selbst zum Spielen geschickt, so Schenkel.
Schenkels Ansicht nach seien Online-Angebote in dieser Hinsicht ohnehin riskanter, da Anonymität eine frühzeitige Intervention erschwere.
Wiesbaden: Konzession läuft aus
Während die Konzession in Bad Homburg noch bis 2037 laufe, sei die Lage in Wiesbaden akut: Dort ende die Konzession zum Jahreswechsel 2025. Laut Stadtverwaltung sei das Verfahren zur Neuausschreibung bereits angelaufen und solle im Sommer 2025 abgeschlossen sein, um einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen.
Als Nachfolger des bisherigen Mehrheitsgesellschafters Jahr + Achterfeld Gesellschaft sei zuletzt der Glücksspiel-Gigant Novomatic im Gespräch gewesen. Die Stadt habe auch erwogen, die Spielbank selbst zu betreiben, sehe sich aber mit Hürden wie hohem Startkapital und fehlender Expertise konfrontiert.