Großbritannien: Allwyn-Camelot-Übernahme erhält grünes Licht

Die britische Glücksspielbehörde, die UK Gambling Commission, erteilt ihre Zustimmung und sorgt damit für Klarheit: Glücksspielkonzern Allwyn bekommt grünes Licht für die geplante Übernahme des Lotterieanbieters Camelot. Hintergrund ist die Vergabe der Lizenz für die britische National Lottery, die nach 28 Jahren in der Hand von Camelot ab 2024 an Allwyn übergeht.

Zwei Männer schütteln sich die Hände.

Die Übernahme von Camelot soll etwa 118 Millionen Pfund kosten. ©geralt/Pixabay

Was vorher geschehen ist

Monatelang hatte der kontroverse Kampf um die Lizenzvergabe für die National Lottery angedauert, ehe der tschechische Bewerber Allwyn ihn für sich entscheiden konnte und die Konzession zugesprochen bekam. Ausschlaggebend war das Versprechen, das Geld zu verdoppeln, das in gemeinnützige Zwecke zurückfließt, neben einer in Aussicht gestellten Digitaloffensive und dem Ausbau von Spieler- und Jugendschutzmaßnahmen. Nach 28 Jahren der Verantwortlichkeit von Camelot kam die geplante Übernahme daher nicht als Überraschung. Bislang fehlte jedoch der behördliche Segen.

Übernahme soll einen reibungslosen Ablauf garantieren

Der Haupthintergrund der geplanten Übernahme von Camelot durch den neuen Lizenzinhaber Allwyn ist das Bestreben, auch in Zukunft einen möglichst reibungslosen Ablauf der National Lottery zu garantieren. Zwar wechselt die Verantwortlichkeit erst im Februar des Jahres 2024, doch die Vorbereitungen sind bereits in vollem Gange. Im Mittelpunkt stehen in erster Linie die Sicherheit und Klarheit der Zukunft der National Lottery sowie der guten Zwecke, die sie unterstützt, aber auch der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beider Unternehmen.

“Der heutige Tag ist ein wichtiger Meilenstein auf unserem Weg, der Betreiber der National Lottery zu werden. Die Übernahme von Camelot wird dazu beitragen, einen reibungslosen Übergang von der dritten zur vierten Lizenz zu gewährleisten und gleichzeitig die kollektive Expertise und das technische Know-how von zwei sehr erfahrenen Lotteriebetreibern zusammenzuführen. Wir freuen uns sehr, Camelot in der Allwyn-Familie willkommen zu heißen. Uns verbindet die gemeinsame Leidenschaft, die National Lottery und die von ihr unterstützten guten Zwecke zu schützen und zu verbessern.”Robert Chvátal, CEO der Allwyn Gruppe und Interims-CEO von Allwyn UK, Pressemitteilung

Noch nicht alle Hürden sind genommen

Obwohl die UKGC grünes Licht gibt, sind in der Sache noch nicht alle Hürden genommen und das letzte Wort wurde noch nicht gesprochen. Wie die Times berichtete, ist der Tech-Partner von Camelot, das in Italien ansässige Unternehmen IGT, noch nicht bereit, den Kampf aufzugeben. Weil der Betreiber durch den Machtwechsel möglicherweise Marktanteil verlieren wird, hat er vor Kurzem Klage gegen die britische Glücksspielbehörde eingereicht – und zwar wegen angeblicher Menschenrechtsverletzungen, weil der marktfähige Firmenwert beeinträchtigt würde.

Strategie wird vor Gericht vermutlich keinen Bestand haben

Hätte die Anfechtungsklage Erfolg, müsste die UKGC der in Italien ansässigen IGT etwa 600 Millionen Pfund zahlen. Das ist der Betrag, der als Schadensersatz vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gefordert wird. Wahrscheinlich ist ein solcher Ausgang allerdings nicht. Auch bei einigen britischen Parlamentariern, so der Bericht der Times, stieß dieses Vorgehen unmittelbar auf wenig Gegenliebe. Sie wiesen bereits darauf hin, dass IGT auf diesem Weg bloß versuche, die eigene wirtschaftliche Stabilität zu retten.

Allwyn übernimmt Camelot für über 100 Millionen Pfund

Zuvor waren keine genauen Details bekannt geworden, doch es wird geschätzt, dass es Allwyn circa 118 Millionen Pfund kostet, Camelot zu übernehmen. Ist die Übernahme erst einmal abgeschlossen, dürfte sich dieses Geschäft allerdings gelohnt haben. Ist die Lizenz erst einmal an Allwyn übergeben, werden auch Camelots 900 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihr zu einem neuen Arbeitgeber folgen, wo sie ihre in den letzten Jahrzehnten erworbene Expertise weiter einbringen können, wovon sicherlich beide Seiten profitieren werden.

Strukturelle Änderungen bei Camelot geplant

Mit dem Abschluss des Deals sollen bei Camelot einige strukturelle Änderungen in Kraft treten. Unter anderem sollen Clare Swindell und Neil Brocklehurst, die derzeit als Camelots Chief Financial Officer und als Commercial Director tätig sind, das Unternehmen bis zum Ende der aktuellen Lizenzlaufzeit führen. Der aktuelle Vorstandsvorsitzende von Camelot, Sir Hugh Robertson, und der CEO, Nigel Railton, werden aus dem Vorstand ausscheiden. Erwartet wird, dass stattdessen Sir Keith Mills das Ruder übernimmt und zum neuen Vorsitzenden ernannt wird.

Beide überzeugen mit Erfahrung

Sowohl Clare Swindell als auch Neil Brocklehurst können mit langjähriger Erfahrung überzeugen. Swindell kam bereits 2017 zu Camelot, bevor sie 2019 in den Vorstand berufen wurde, hatte aber auch schon vorher eine Reihe von leitenden Finanzfunktionen inne, unter anderem bei der britischen Supermarktkette Tesco. Brocklehurst hingegen ist seit fünfzehn Jahren in verschiedenen Führungspositionen für Camelot tätig und seit 2018 Commercial Director. Auch in Nordamerika und Irland war er für Camelot Global tätig, zeitweise als Interim-Geschäftsführer.

“Ich möchte Sir Hugh und Nigel für ihren Beitrag zum Erfolg von The National Lottery danken. Ich freue mich, Clare und Neil als Co-Chief Executives zu ernennen, die beide über enorme Erfahrung im Betrieb von Camelot und The National Lottery verfügen.”Robert Chvátal, CEO der Allwyn Gruppe und Interims-CEO von Allwyn UK, Pressemitteilung

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