Lotto-Lizenzen in Großbritannien: Klagen reißen nicht ab

Die Neuvergabe der Lotto-Lizenzen für die UK National Lottery bleibt kontrovers. Den Zuschlag hatte der tschechische Anbieter Allwyn bekommen. Ab 2024 soll er den Betrieb der staatlichen Lotterie übernehmen, so die Entscheidung der Glücksspielaufsichtsbehörde, UK Gambling Commission (UKGC). Der bisherige Lizenzinhaber Camelot, immerhin seit 1994 im Dienst, hat Klage eingereicht, gemeinsam mit Bieterpartner International Game Technology (IGT). Nun wurde bekannt, dass die Unternehmensgruppe Northern & Shell unter der Führung von Milliardär Richard Desmond ebenfalls rechtliche Schritte gegen die Entscheidung eingeleitet hat.

Verschiedene Lotto- und Wettscheine sind ausgebreitet.

Drei der vier Mitbewerber leiten rechtliche Schritte gegen Lizenzvergabe ein. ©papazachariasa/Pixabay

Northern & Shell: Zurückhaltung im Ausschreibungsverfahren

Während des Ausschreibungsverfahrens war es ruhig um Medienmogul Richard Desmond und seine Unternehmensgruppe Northern & Shell. Im Kampf um die Lizenz ab 2024, die für zehn Jahre gelten soll, hatte diese sich zurückgehalten und nicht viel von ihren Zukunftsplänen preisgegeben, anders als beispielsweise Allwyn. Details wurden keine öffentlich. Doch Northern & Shell hatte sich bereits in der Vergangenheit erfolglos gegen Camelot um die Lizenz für die National Lottery beworben, und das Interesse ist ungebrochen.

Ein Blick auf Milliardär Richard Desmond

Sein Konzern betreibt in Großbritannien bereits die Health Lottery, bei der mit 20 Prozent der Erlöse aus Ticketverkäufen soziale Projekte mit Gesundheitsbezug unterstützt werden. Eine Lizenz für die staatliche Lotterie in Großbritannien würde das eigene Portfolio zweifellos lukrativ erweitern und die Stellung der Unternehmensgruppe im Lotto-Sektor zementieren. Ursprünglich machte Richard Desmond übrigens Karriere mit dem Verlegen von Titeln wie Penthouse oder Porno-Magazinen und dem Betreiben von Sex-Hotlines, verkaufte seine Sammlung im Jahr 2004.

Rechtliche Schritte haben Signalwirkung

Northern & Shell hat nun rechtliche Schritte gegen die UKGC eingeleitet. Dabei wird es von der renommierten Anwaltskanzlei Bryan Cave Leighton Paisner vertreten. Es scheint nicht nur, als wollte man bei Northern & Shell der Entscheidung den Kampf ansagen, sondern als würden nun alle unterlegenen Konkurrenten um die Lotto-Lizenzen vor Gericht ziehen. Auch der verbleibende Bieter, der italienische Anbieter Sisal – der übrigens von Glücksspielkonzern Flutter aufgekauft wurde –, erwägt inzwischen, sich der Klage von Camelot anzuschließen.

Hat die UKGC gegen ihre eigenen Regeln verstoßen?

Das zumindest ist die Frage, die der bisherige Lizenzinhaber Camelot und nun auch Northern & Shell als Mitbewerber klären wollen. Der Entscheidung durch die UKGC für den tschechischen Anbieter Allwyn folgte prompt die Forderung nach der Überprüfung der Entscheidung vonseiten Camelots. Der Betreiber war zuvor allerdings in die Kritik geraten. Neben Klagen über nicht ausgezahlte Millionengewinne und dem Vorwurf, sich zu stark auf das Geschäft mit Online-Glücksspielen zu konzentrieren, gibt es nun einen weiteren Schauplatz.

Glücksspielaufsichtsbehörde gerät auch unter Beschuss

Mit ihrer Beschwerde rennen die Verantwortlichen bei Camelot aber offene Türen ein, denn die Glücksspielaufsichtsbehörde ist in der Zwischenzeit auch öffentlich in der Presse unter Beschuss geraten. Angeblich hat sie sich selbst 155 Millionen Pfund aus dem Losverkauf für die National Lottery zugesprochen, um die Kosten für das neue Ausschreibungsverfahren der nächsten Lotterie-Lizenz zu decken. Diverse Medien, darunter die Daily Mail, sehen darin einen Raubzug auf die Gelder der National Lottery.

Die vermeintliche Deckung von Verwaltungskosten

Die britische Glücksspielbehörde hatte die Gelder einbehalten, um damit die Verwaltungskosten der Neuausschreibung zu decken. Die besagten Ausgaben lagen jedoch selbst 50 Millionen Pfund über dem veranschlagten Budget und sind alles andere als transparent. Das Geld hätte, so die Daily Mail, besser dafür genutzt werden können, Wohltätigkeitsorganisationen und Gemeindegruppen zu unterstützen, die aktuell besonders bedürftig sind und unter Geldmangel leiden.

Die UKGC präsentiert sich siegessicher

Trotz der Kritik zeigte sich die UGKC Anfang April siegessicher, der Rechtmäßigkeit und Fairness des Vergabeverfahrens betreffend. Ein Sprecher der Behörde erklärte so:

“Der Wettbewerb und unsere Bewertung wurden fair und rechtmäßig in Übereinstimmung mit unseren gesetzlichen Pflichten durchgeführt und wir sind zuversichtlich, dass ein Gericht auch zu diesem Schluss kommen würde.”

Doch inzwischen haben drei von vier Mitbewerbern rechtliche Schritte eingeleitet. Und es könnte noch dicker kommen, wenn sich auch Sisal anschließt.

Die Zukunft bleibt unklar

Die Erfolgschancen der Verfahren sind ungewiss. Ob Sisal sich anschließt und ob die Gerichtsverfahren zu einer Änderung der Vergabeentscheidung führen können, bleibt abzuwarten. Klar ist bislang nur, dass es hierbei um eine der reichsten Lotterien weltweit geht. In ihrem letzten Geschäftsjahr verzeichnete sie einen Umsatz von 8,37 Milliarden Pfund. Sie generierte außerdem eine Milliarde Pfund an Steuern und stellte 1,9 Milliarden Pfund für wohltätige Zwecke bereit.

Solange heißt der Sieger weiterhin Allwyn

Allwyn hat in der Zwischenzeit bekannt gegeben, sich der Herausforderungen der UK National Lottery gewachsen zu sehen und auch die Verantwortung anzuerkennen, die damit einhergeht. Die Wachstumsstrategien, die das tschechische Unternehmen präsentiert hatte, hatte offenbar bei der UKGC Anklang gefunden. Kernversprechen sind, die Spielbeteiligung zu erhöhen und gleichzeitig die Spielerschutz-Maßnahmen auszubauen sowie zu verbessern. Bei Allwyn blickt man momentan mit Sicherheit besorgt auf den kommenden Prozess.

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