GambleAware – 1,5 Mio. Pfund gegen Spielschulden

Um eine Initiative zum Abbau von Spielschulden zu finanzieren, haben die britischen Hilfsorganisationen GambleAware (GA) und Citizens Advice (CA) insgesamt 1,5 Mio. Pfund (1,7 Mio. Euro) generiert – etwaige Schuldnerberater sollen folglich einem spezifischen Schulungsprogramm unterzogen werden.

Das kostspielige Sozialprojekt soll über einen Zeitraum von zwei Jahren, begrenzt auf insgesamt neun Regionen in England und Wales durchgeführt werden. Im Vordergrund steht dabei sowohl die Etablierung eines koordinierten Problemspiel-Supports, als auch ein Schulungsprogramm für Schuldnerberatungen im Kontext glücksspielbezogener Schäden. Betroffene Klienten, sprich, verschuldete Problemspieler und Spielsüchtige, sollen somit zukünftig schneller erkannt und punktueller betreut werden können.

Der dreigliedrige Lehrplan umfasst in diesem Sinne die Schwerpunkte Identifikation, Bereitstellung und Unterstützung. Um ein „geschulteres Auge“ für gefährdete Personen zu entwickeln, sollen die Finanzplaner zusätzlich an speziellen Wahrnehmungstrainings teilnehmen. Sowohl den lokalen Beratungsagenturen, als auch den Gesundheits- und Sozialeinrichtungen werden darüber hinaus dauerhaft erweiterte Zugänge im Hinblick auf glücksspielthematische Qualifikationen und Ressourcen gewährt.

Zu diesem Zweck planen die beiden Hilfsorganisationen obendrein mehrere neue regionale Unterstützungszentren einzurichten, wo zum einen sämtliche Daten über Art und Ausmaß vermeintlicher Spielschulden ausgewertet werden sollen und zum anderen auch Schulungen, Podiumsdiskussionen und individuelle Beratungen auf der Agenda stehen.

Jeder „Frontline-Mitarbeiter“ werde dazu in der Lage sein, den Schulungsservice zu übernehmen, heißt es.

Im Rahmen der Bekanntgabe bekundete CA-CEO, Gillian Guy, jüngst seine „ausdrückliche Freude“ in Anbetracht aller besagten Ambitionen – man werde „den Mitarbeitern dabei helfen, den Menschen, die mit Glücksspiel zu kämpfen haben, wirklich zu helfen“, attestiert der Geschäftsführer des 1939 in London gegründeten Charity-Netzwerks, dem mittlerweile 316 unabhängige, nationale Wohltätigkeitsorganisationen angehören.

Bezüglich der Problematik weiß Guy demnach genau wovon er spricht, die Fachpresse vertreten von iGamingbusiness.com zitiert:

„Glücksspiele können lebensverändernde Auswirkungen haben, nicht nur auf den Einzelnen, sondern auch auf Familien und Freunde. Die Menschen suchen unsere Hilfe, um mit den praktischen Problemen, die sich daraus ergeben, fertig zu werden – einschließlich der Verschuldung und des Zusammenbruchs von Ehen und Beziehungen.“

Problemlösungspotenzial

Dass das CA-Netzwerk im Kampf gegen Glücksspielschäden mit UKs führendem Spielerschutzverband GA Hand in Hand geht, ist unterdessen jedoch nichts Neues: Die 1,5 Mio. Pfund-schwere Kampagne ist zugleich Abschluss und Resultat einer über sechs Jahre langen gemeinsamen Pilotstudie in Südwales. Die Projektleitung teilen sich demgemäß Katie Fry, Leiterin des CA-Spielsucht-Services und Dr. Jane Rigbye, Bildungsdirektorin der GA. Letztere erklärte die soziale Bedeutsamkeit hinter dem Konzept kürzlich genauer:

„Die Ermutigung und Befähigung der Mitarbeiter sämtlicher öffentlicher Einrichtungen, sich bewusst zu machen, dass die ihnen präsentierten finanziellen Probleme mit Glücksspiel in Verbindung gebracht werden können, ist sehr entscheidend für die Lösung des Gesamtproblems eines Betroffenen.“

Daran anknüpfend betonte Katie Fry hingegen das „enorme Potenzial“, das hinter einer möglicherweise UK-weiten Einführung des Systems stecken würde:

„Wir wissen, dass diejenigen, denen wir helfen, oft unter erheblichen psychischen Störungen leiden. In den letzten zwei Jahren haben wir inzwischen mehr als 2.000 Berater und Freiwillige darin geschult, glücksspielbezogene Schäden zu erkennen und den Betroffenen dabei zu helfen, diese zu beseitigen. Ich freue mich, dass der Erfolg unseres Projekts nun auch über Südwales hinaus wachsen kann.“

Fazit: Besonders wertvoll

Dass Glücksspiel nicht nur Problemspielern und Spielsüchtigen horrende Summen an Geld kosten kann, sondern unter Umständen auch Spielerschutzverbänden und Wohltätigkeitsorganisationen, bestätigt sich am Beispiel der ebenso ambitionierten wie ehrenwerten – und letzten Endes durchaus schlüssigen GA-CA-Initiative in besonderem Maße. Geradezu frappierend besonders, vor allem angesichts des zeitlosen FOBT-Fiaskos:

Eine 2-Pfund-Limitierung der als „Crack-Cocaine-Automaten“ verrufenen Wett-Terminals, fordern britische Spielerschutzverbände und Suchtexperten schon seit dem Einführungsjahr 2001. Dennoch dürfen Zocker an den inzwischen rund 33.000 registrierten Maschinen nach wie vor 100 Pfund-pro-Spin verpulvern. Jeder FOBT (Fixed-odds-betting-terminals) nimmt pro Jahr etwa 55.000 Pfund ein, womit wie zu vermuten ein lukratives Steuergeschäft für den Staat einhergeht.

Im Juli wurde die Inkraftsetzung des Limits daher bis mindestens 2020 vertagt. Obgleich es sich – was für Experten außer Frage steht – bei den vorwiegend in Wettbüros platzierten digitalen Roulette-Slots um hochgradig suchtgefährdende Misswüchse im ansonsten eher straff regulierten britischen Gambling-Sektor handelt. Nicht zuletzt auf Grund jener zermürbenden Debatte, verbuchen die Macher hinter GA und CA ihre erheblichen Aufwendungen schlichtweg als notwendiges Übel. GA-Direktorin Rigbye schloss das Protokoll an dieser Stelle dementsprechend mit den Worten:

„Die Schuldnerberatung spielt eine enorme Rolle bei der Unterstützung und Verringerung der Wahrscheinlichkeit, dass Menschen Glücksspielschäden erleiden – so wie es auch in vielen Berufen, die im täglichen Kontakt mit Öffentlichkeit stehen, der Fall ist.“

Ähnliche Beiträge