Frankreichs Lotterie an der Börse

Die Privatisierung der staatlichen Lotterie Frankreichs ist mit einem erfolgreichen Börsengang gestartet. Mehr als zwei Milliarden Euro konnten erzielt werden. Dafür wurden 52 Prozent der Anteile an der französischen Nationallotterie, Française des Jeux (FDJ) veräußert. Es war rundum ein erfolgreicher Börsengang, von dem sich die Regierung erhofft, dass er Unterstützung für weitere Privatisierungen schaffen und so die ehrgeizigen Wirtschaftsreformen von Präsident Emmanuel Macron stärken wird.

Drei Lotto-Kugeln mit den Zahlen 19, 20 und 21 auf einem Tisch.

2,1 Milliarden Euro ist der Gewinn für den französischen Staat aus dem Börsengang der FDJ. ©ChiniGaray /Pixabay.com

Erfolgreicher Börsengang für Frankreich und die Investoren

Am Donnerstag, den 22.11., hat der Pariser Ableger der Mehrländerbörse Euronext den Börsengang der FDJ gefeiert. Buchstäblich eingeläutet wurde die Privatisierung der Lotteriegesellschaft von Bruno Le Maire, Minister für Wirtschaft und Finanzen, Stéphane Pallez, CEO des FDJ, und Stéphane Boujnah, Chief Executive Officer und Vorsitzender der Geschäftsleitung von Euronext, mit dem Läuten der Glocke vor einem Publikum aus Journalisten und Wirtschaftsvertretern.

Die Regierung erhielt durch den Verkauf von 52 Prozent der Anteile an der FDJ rund 2,1 Milliarden Euro. Damit sinkt der Anteil der Regierung auf 20 Prozent. Auch die Investoren der ersten Stunde konnten sich über einen erfolgreichen Börsengang freuen. Bei der Marktpremiere des einstigen Lotteriemonopols trieben eifrige Käufer den Kurs in den ersten Handelsminuten bereits um mehr als 15 Prozent nach oben. Auch wenn der Kurs der FDJ-Aktie nunmehr etwas verloren hat und aktuell bei knapp unter 22 Euro liegt, ist es noch immer ein guter Anstieg zum Ausgabepreis von 19,90 Euro.

500.000 Privatanleger waren beim Start dabei

Wirtschaftsminister Bruno Le Maire freut sich dabei auch über den großen Anteil des Volkes. Rund 500.000 Privatinvestoren haben FDJ-Aktien zum Börsenstart gezeichnet. Darunter befanden sich viele Kleinanleger. Die privaten Anleger genossen dabei einige Vorzüge:

  • Rund ein Drittel der Aktien war für die Privatanleger reserviert
  • Zwei Prozent Rabatt auf den IPO-Preis
  • Eine Gratisaktie für je zehn gekaufte Aktien, wenn diese mindestens 18 Monate lang gehalten werden

Der Zuspruch der privaten Anleger erfreute Le Maire besonders, da die Franzosen von Haus aus ihr Geld eher in sicheren, aber zinsschwachen Sparkonten anlegen. Die spekulativen Märkte und die Investition in Aktien haben französische Bürger seit der Finanzkrise 2007/2008 zudem noch stärker gemieden. Die Nachfrage nach FDJ-Aktien war hoch – trotz der Kritik, die bereits letztes Jahr laut wurde, als Frankreich Überlegungen anstellte, die Nationallotterie zu privatisieren. Deshalb entschied sich die Regierung, den IPO-Preis auf 19,90 Euro festzulegen, was dem oberen Ende der Expertenempfehlungen entsprach.

“Als wir uns mit Emmanuel Macron entschieden haben, diesen Börsengang zu starten, gab es viele Zweifel, Skepsis und Kritik an der Entscheidung. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Entscheidung eine faire und effiziente für die französische Wirtschaft ist.”Bruno Le Maire, Minister für Wirtschaft und Finanzen, Frankreich

Das Monopol auf Glücksspiel wird beibehalten

Die FDJ ist die führende Lotterie- und Glücksspielgesellschaft Frankreichs. Sie wurde als Nachfolgegesellschaft der Französischen Nationallotterie von 1933 gegründet und ist mittlerweile die zweitgrößte Lotterie in Europa und die viertgrößte der Welt. Neben der Lotterie bietet die FDJ auch Sportwetten sowohl in stationären Wettbüros als auch im Internet an. Nach dem Börsengang liegt der Fokus weiterhin darauf, die starke wirtschaftliche Position in Frankreich auszubauen.

Im Jahr 2018 konnte die FDJ einen Umsatz von fast 16 Milliarden Euro verbuchen, Tendenz weiter steigend. Der Gewinn vor Steuern soll dieses Jahr bei etwa 1,9 Milliarden Euro liegen. Die FDJ ist dabei für mehr als die Hälfte des gesamten Volumens des französischen Glücksspielmarkts verantwortlich. Das ist wenig verwunderlich, ist doch die Teilnahme an Lotterien und Sportwetten der FDJ in zahlreichen Bars und Tabakgeschäften gang und gäbe. Es gibt mehr als 30.000 Verkaufsstellen im ganzen Land.

Die Kritiker der Privatisierung befürchten nun eine weitere Expansion in den Casino-Bereich und führen beispielsweise das mögliche Aufstellen von Spielautomaten an den Verkaufsstellen an. Derlei Pläne wurden von der FDJ jedoch dementiert. Ebenso wurden Stimmen laut, die bemängelten, dass der Staat seine Aufsichtspflicht verletze. Die Reduzierung der Rolle des Staates bei der FDJ könne dazu führen, dass die Spieler der Gier des Unternehmens zum Opfer fallen. Etwas pragmatischer sehen es rationale Kritiker, die es für kurzsichtig halten, ein Staatsunternehmen zu veräußern, das ausnahmsweise Gewinn macht. Allerdings ist dies nur ein kleines Argument gegen den Verkauf.

“Ich bin der Ansicht, dass die Rolle des französischen Staates nicht darin besteht, Teil der französischen Lotterie zu sein. [..] Unsere Rolle besteht darin, in die Zukunft junger Menschen, in Innovationen und in neue Technologien zu investieren.”Bruno Le Maire, Minister für Wirtschaft und Finanzen, Frankreich

Privatisierungen sollen Frankreichs Entwicklung vorantreiben

Der Erfolg des Börsengangs könnte daher zu Macrons Bestreben beitragen, die französische Wirtschaft zu sanieren und weite Teile zu beleben. Es wurden auf einen Schlag hohe Einnahmen erzielt, die direkt in die Infrastruktur, in die Reduzierung der Staatsschulden und in technologische Innovationen investiert werden konnten. Insgesamt hat die französische Regierung einen Kapitalplan in Höhe von zehn Milliarden Euro für die Entwicklung Frankreichs veranschlagt.

Finanziert werden soll dies mit der Privatisierung weiterer staatlicher Unternehmen. Dazu gehören auch die Flughafengesellschaft Groupe Aéroports de Paris (ADP), die unter anderem den bekannten Flughafen Charles De Gaulle außerhalb von Paris betreibt, sowie der Erdgas- und Stromversorger Engie. Hier ist die Kritik aber noch größer als beim Börsengang der FDJ.

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