Financial Times enthüllt: Krypto-Casinos sind trotz Verboten weltweit auf dem Vormarsch
- Der Bruttospielertrag mit illegalen Krypto-Glücksspielen hat sich in den letzten Jahren sprunghaft gesteigert
- Krypto-Glücksspiel-Plattformen wie Stake oder Roobet werben aggressiv über Social Media um Kunden
- Gegenmaßnahmen zeigen bisher wenig Erfolg, da der Zugriff für Behörden nur schwer möglich ist

Trotz ihrer Illegalität in weiten Teilen der Welt wächst der Umsatz von Krypto-Casinos deutlich (Symbolbild). © Bastian Riccardi/pexels.com
Rekordumsätze für Krypto-Casinos
Trotz internationaler Verbote und regulatorischer Grauzonen würden Krypto-Casinos wie Stake, Rollbit und Roobet rasant steigende Umsätze verzeichnen [Artikel auf Englisch], wie die Financial Times berichtet. Laut einer Analyse der Zeitung sei der Bruttospielertrag im Zusammenhang mit Krypto-Glücksspielen im Jahr 2023 auf über 81 Milliarden US-Dollar (ca. 72,3 Milliarden Euro) gestiegen – ein Fünffaches im Vergleich zu 2022.
Möglich werde dies durch die gezielte Umgehung von Sperren, mangelnde Kontrolle und aggressive Marketingstrategien seitens der Anbieter. Viele Krypto-Casinos würden massiv in Marketing über Streamer, YouTuber und TikTok-Influencer investieren. Ein prominentes Beispiel ist der Streamer xQc, der öffentlich machte, über die Jahre beim Glücksspiel rund 100 Millionen Dollar verloren zu haben.
Besonders problematisch: Die Influencer hätten die Krypto-Plattformen häufig als faire Alternative zu traditionellen Online-Casinos beworben und die angeblich besseren Gewinnchancen sowie den anonymen Zugang angepriesen. Solche Aussagen seien besonders für Minderjährige und Spielsüchtige irreführend und gefährlich, warnen Experten.
Verbote lassen sich leicht umgehen
Obwohl in Ländern wie den USA, China, Großbritannien und den meisten EU-Staaten das Glücksspiel mit Kryptowährungen verboten sei, könnte der Zugang überraschend einfach hergestellt werden. Mithilfe von VPNs, Mirror-Websites oder Weiterleitungen könnten Nutzer diese Plattformen problemlos erreichen. Anleitungen dazu würden massenhaft im Netz kursieren und sogarvon Influencern verbreitet, die Gutscheine verteilen würden, um somit die Anmeldung neuer Nutzer zu incentivieren.

Die Schwankungen des Bitcoin-Kurses stellen ein weiteres Risiko für Spieler dar (Symbolbild). © kaboompics.com/pexels.com
Eine zentrale Rolle bei der Expansion in regulierte Märkte würden zudem sogenannte White-Label-Modelle einnehmen. Hiermit könnten sich ausländische Anbieter über Drittunternehmen in bestehende Lizenzen einmieten, zum Beispiel über das Unternehmen TGP Europe mit Sitz auf der Isle of Man.
Diese Vorgehensweise gebe den Krypto-Glücksspielseiten die Möglichkeit, beispielsweise in Großbritannien am Markt präsent zu sein, ohne direkt durch die britische Glücksspielaufsicht reguliert zu werden.
Stake steht im Mittelpunkt des Krypto-Glücksspiels
Ein besonders prominentes Beispiel ist die Krypto-Glücksspiel-Plattform Stake, die inzwischen rund 4 % aller Bitcoin-Transaktionen weltweit abwickeln soll. Seit seiner Gründung 2017 haben über 25 Millionen Nutzer mehr als 300 Milliarden Mal ihre Einsätze platziert oder Wetten abgegeben.
Stake habe stets betont, es halte sich an geltende Gesetze und setze Spielerschutz- und Anti-Geldwäsche-Regularien um. Die Realität sehe laut Financial Times aber anders aus: Ein Journalist habe ein Spielerkonto über ein VPN aus London ohne vorherige Adress- oder Einkommensprüfung eröffnen können.
Die britische UK Gambling Commission (UKGC) hat zudem Ermittlungen gegen Stake eingeleitet, wodurch der Anbieter seine White-Label-Lizenz verlor und sich vom UK-Markt zurückzog.
Perspektive bei der Bekämpfung des illegalen Glücksspiels unklar
Die Enthüllungen der Financial Times zeigen, dass der Krypto-Casino-Markt längst keine Randerscheinung mehr ist. Solange Regulierungsbehörden mit internationalen Konstruktionen wie White-Label-Lizenzen überfordert sind und Influencer ungehindert dafür werben dürfen, wird sich daran wenig ändern.
Rein rechtlich bewegen sich die Anbieter oft außerhalb des direkten Zugriffs nationaler Behörden. In der Praxis scheitert die Durchsetzung meist an der internationalen Struktur der Plattformen. Oft handelt es sich bei den Glückspielunternehmen zudem um Briefkastenfirmen, deren Hintermänner kaum aufgespürt werden können.
Hinzu kommt: Während es für die Betreiber verboten ist, ihre Dienste anzubieten, ist der Zugriff auf Krypto-Casinos für Spieler in Ländern wie Großbritannien nicht illegal. In Deutschland ist die Teilnahme an illegalem Glücksspiel per Gesetz zwar untersagt, derartige Vergehen werden aber in der Regel nicht verfolgt.
Matthew Litt, ein US-amerikanischer Anwalt, habe es auf den Punkt gebracht: “In der Theorie ist die Rechtslage klar, aber in der Praxis kommt da niemand ran”. Man darf gespannt sein, ob sich die internationale Zusammenarbeit in den nächsten Jahren verbessern wird, um dem Wachstum der illegalen Krypto-Casinos Einhalt zu gebieten.