Deutscher Sportwettenverband (DSWV) kritisiert Statistik der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) zu Sportwetten-Markt
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) errechnet 12 Milliarden Euro Umsatz auf dem legalen Sportwettenmarkt im Jahr 2023
- Der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) schätzt das legale Marktvolumen lediglich auf 7,7 Milliarden Euro
- Statt eines behaupteten Marktwachstums von 28,6 Prozent soll der legale Markt um 5,4 Prozent geschrumpft sein

Die Umsätze auf dem Sportwetten-Markt werden von verschiedenen Stellen unterschiedlich geschätzt (Symbolbild). © Bernhard Oberle/pexels.com
DSWV kritisiert Überschätzung des legalen Sportwetten-Marktes durch die DHS
Der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) hat in einer Pressemitteilung scharfe Kritik an der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) geäußert. Auslöser sei der aktuelle DHS-Suchtbericht, in dem der Umsatz des legalen Sportwettenmarktes deutlich höher angegeben werde als nach offiziellen Zahlen.
Laut DHS habe der Umsatz mit legalen Sportwetten in Deutschland im Jahr 2023 rund 12 Milliarden Euro gelegen. Der DSWV widerspricht dieser Darstellung jedoch. Nach Angaben des Verbands hätten sich die offiziellen Umsätze auf lediglich 7,72 Milliarden Euro belaufen.
Die Differenz von über 4 Milliarden Euro wirft Fragen auf. Der DSWV vermute, dass die DHS versehentlich Umsätze aus dem illegalen Markt mit in ihre Schätzung einbezogen haben könnte. Dieser Teil des Markts sei schwer zu erfassen, spiele aber eine erhebliche Rolle in der Gesamtbetrachtung – insbesondere, weil er nicht reguliert sei und erhöhte Risiken für die Spieler aufweise.
Unkritischer Umgang der Medien mit Glücksspiel-Statistiken
Immer wieder kommt es in den Medien zum unkritischen Umgang mit Glücksspiel-Statistiken, wie neben dem DSWV auch der Dachverband Die Deutsche Automatenwirtschaft e.V. (DAW) sowie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) kritisieren.
Ein großes Ärgernis war unter anderem der im November 2023 veröffentlichte Glücksspielatlas 2023, der von der DHS mit herausgegeben wurde. Hierin befand sich die Aussage, dass rund 4,6 Millionen Erwachsene in Deutschland (ca. 8 %) von Spielsucht betroffen oder gefährdet seien. Der Verband der Automatenindustrie (VDAI) beauftragte daraufhin das Marktforschungsinstitut Forsa mit einer eigenen Erhebung. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass lediglich etwa 0,73 % der Bevölkerung von problematischem oder pathologischem Glücksspielverhalten betroffen seien.
Der DAW hat als Konsequenz mit dem sogenannten FaktenHub ein Portal geschaffen, um Fehlinformationen in Bezug auf Glücksspiel-Statistiken zu reduzieren. Auf der Website finden sich jedoch bisher noch wenige Berichte. Der letzte Eintrag erfolgte Mitte April 2025.
DSWV befürchtet falsche Schlussfolgerungen
Die Zahlen der DHS implizieren, dass der legale Markt für Sportwetten im Jahresvergleich um 28,6 Prozent gewachsen ist. Legt man die Zahlen des DSWV zugrunde, ist der legale Markt um 5,4 Prozent geschrumpft.

Die DHS schätzt das Marktvolumen für Sportwetten in Deutschland auf 12 Milliarden Euro. © Screenshot/Jahrbuch Sucht 2025
Laut DSWV würden sich die getätigten Einsätze exakt anhand einer Rückrechnung des Steueraufkommens nachvollziehen lassen. Dem Verband sei es unverständlich, wie die DHS andere Zahlen berechnet haben könnte und unterstelle der DHS die “bewusste oder unbewusste Verzerrung” der tatsächlichen Marktzustände.
Man darf gespannt sein, ob die DHS ihre Berechnungsgrundlage transparent machen wird oder ob der Glücksspiel- und Sportwettenmarkt in Deutschland weiterhin eine statistische Blackbox bleiben könnte.